Eröffnung am 23. April Holzkreuz und Bänke für Ruheforst Krumke bei Osterburg aufgestellt
Krumke. Bäume knarzen, der Specht hämmert und Anemonen blühen. Buchen und Eichen sind mit kleinen Plaketten versehen. Die Zuwegung wurde in Stand gesetzt, direkt vorm künftigen Ruheforst Krumke etwas verbreitert, damit Autos parken können. Es gibt jetzt eine kleine Wendeschleife, alles behutsam und mit losem Material befestigt, sagt Forstwirt Ralf Abbas, der Geschäftsführer der Graf Bernstorff'schen Forstbetriebe mit Sitz in Gartow. Seit gestern ragt ein vier Meter hohes Holzkreuz über den Andachtsplatz, wo gleichzeitig Bänke im XXL-Format ihren Platz fanden. Der Ruheforst Krumke nimmt nun offensichtlich Gestalt an.
Erster Anlauf für Ruheforst bereits 2009
Er habe einmal nachgeschaut, wann die Familie von Bernstorff das erste Mal mit der Idee eines Ruheforstes an die Stadt Osterburg herangetreten ist. „Das war 2009, damals noch unter Bürgermeister Hartmut Raden. Er war schon interessiert, aber es wurde dann nicht weiter verfolgt “, erinnert sich Abbas. Als die Adelsfamilie 2017 den zweiten Vorstoß gen Osterburg machte, war das anders: „Da hatten wir in zwei Wochen einen Termin.“ Bürgermeister Nico Schulz (Freie Wähler) samt Stadtrat sah Synergien mit dem Ort Krumke, mit der dortigen städtischen Kirche, auch mit dem Kavaliershaus. Ein Stein kam ins Rollen. Und nun, vier Jahre später, soll der Ruheforst Krumke eröffnen. Am 23. April, allerdings nur betriebsintern. „Wegen Corona müssen wir alles ganz klein halten“, sagt Annegret Spillner, die das Kavaliershaus Krumke mitbetreibt und nun auch zum vierköpfigen Team des Ruheforsts Krumke gehört. Neben ihr werde sich die Osterburger Trauerrednerin Angela Tiede um die Kunden kümmern, außerdem im Krankheitsfalle sporadisch auch Juliette Celleer aus Wittenberge.
Mitarbeiter arbeiten auf Rechnung
Für das Praktische im Ruheforst, unter anderem das Ausheben der Urnengräber, konnte der Osterburger Sven Tegtmeier gewonnen werden. Alle Vier haben auch noch andere Jobs, arbeiten auf Rechnung für den Ruheforst. „Um ihn erstmal zum Laufen zu bringen, ist das auf jeden Fall das richtige Modell“, sagt Annegret Spillner.
Das Genehmigungsprozedere zog sich hin. Da der Ruheforst, der zunächst 450 Biotope (Bäume) à maximal zwölf Urnenplätze vorhält, zum Teil in der schwächsten Kategorie eines Wasserschutzgebietes liegt, war einiges zu belegen. Mehrere Gutachten wurden erstellt, man einigte sich mit den Behörden auf zusätzliche Wasserüberprüfungen. Laut Abbas flossen bislang insgesamt rund 50000 Euro in das Projekt.
Der kleine Weg zum Andachtsplatz und der Andachtsplatz selbst werden vor Eröffnung noch mit Hackschnitzeln versehen. Das Geäst dafür liegt bereit. Die Urnen sollen später während der Trauerzeremonien auf einer alten Wurzel stehen. Firmen von hier, Holz aus den Bernstorff'schen Wäldern – „wir setzen auf Regionalität“, sagt Abbas. Und auf Sicherheit. Der Ruheforst soll ausschließlich von Krumke aus angefahren werden. Der weiterführende Waldweg wird in Kürze gesperrt, „damit das hier keine Durchfahrtsstraße ist und die Leute direkt auf die B189 fahren. Das ist zu gefährlich“, sagt Annegret Spillner.
Zwei Drittel der Anrufer wollen vorsorgen
„Zwei Drittel der Menschen, die sich bei uns melden, wollen ihr Begräbnis geregelt wissen, kommen als Vorsorge zu uns, das sind die Erfahrungen aus dem Ruheforst Gartow“, sagt Ralf Abbas. Das letzte Drittel nimmt das erste Mal nach dem Tod eines Angehörigen Kontakt auf. In Aussicht auf den Ruheforst Krumke lassen Angehörige die Urnen ihrer Verstorbenen bereits bei Bestattern „zwischenlagern“, was mit Fristen gesetzlich erlaubt sei. Allein im Osterburger Bestattungsunternehmen Moldenhauer warten sechs Urnen auf ihre letzte Ruhe am Fuße einer Eiche oder Buche im Ruheforst Krumke. Dort wo Bäume knarzen, der Specht hämmert und im Frühjahr die Anemonen blühen.
Coronabedingt sind Führungen durch den Ruheforst Krumke derzeit nur nach individueller Vereinbarung möglich, Telefon 0152/07 66 55 49.