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Gemeinde will Herr der Immobilie und damit der Lage werden / Zwangsversteigerung beim Amtsgericht beantragt Idener Wischeperle taugt nur noch für den Abriss

Von Ralf Franke 08.02.2013, 02:10

Nach Jahren des Leerstandes und des Zerfalls wollen die Idener Kommunalpolitiker einen Schlussstrich unter das Kapitel Wischeperle ziehen. Die Gemeinde müht sich derzeit intensiv darum, an die Immobilie aus DDR-Zeiten zu kommen. Und das nur für einen Zweck: Abriss.

Iden l Erst Anfang der 1980er Jahre aufwändig fertiggestellt, wurde der Niedergang der früheren Vorzeige-Immobilie kaum 15 Jahre später nach der Wende eingeläutet, als nicht zuletzt mit dem Aus für das frühere Institut für Rinderproduktion in dem Wischedorf ein großes Stück Infrastruktur verschwand, mit ihr die Einwohnerzahl in den Keller ging und der Wischeperle die Kunden ausblieben. Ein paar Jahre versuchte noch die Landesanstalt für Landwirtschaft, Gartenbau und Forsten mit einer Baulehrschau, diversen Seminaren und einer Schlachtstätte für Tiere aus der extensiven Produktion das Gebäude, in dem sich im April 1990 die Molkereigenossenschaft Osterburg gegründet hatte, am Leben zu erhalten. Aber irgendwann erlosch auch das Interesse der Landesanstalt, die nicht einmal alle Bauten auf dem alten Rittergutshof auslasten kann.

Die Liegenschaftsgesellschaft des Landes Sachsen-Anhalt LIMSA versteigerte vor rund zehn Jahren die damals schon von krimineller Zerstörungswut gezeichnete Immobilie, die auf einem knapp 10000 Quadratmeter großen Grundstück steht. Mindesgebot damals 2000 Euro.

Der erste Neu-Eigentümer, so Bürgermeister Norbert Kuhlmann, habe ab und zu sogar noch Geld für die Straßenreinigung überwiesen. Vom Nachfolger, der im Ausland nicht erreichbar ist, kam nicht mal mehr die Grundsteuer an.

Die zwischenzeitlich aufgelaufenen Schulden sind jetzt auch das "Hintertürchen", durch das die Kommune die Zwangsversteigerung beim Amtsgericht Stendal beantragt hat. In der Hoffnung, zu einem symbolischen Preis Herr des Hauses und damit auch der Lage zu werden. Natürlich nur unter der Voraussetzung, dass sich niemand findet, der zwei Euro für das von Schulden und Altlasten gekennzeichnete Areal bieten will.

Auch wenn die Idener die Wischeperle quasi geschenkt bekommen sollten, ist das Streben nach Ordnung und Sicherheit immer noch ein herbes Zuschussgeschäft. Die Kommune muss im Vorfeld nämlich Gutachterkosten sowie Verfahrensgebühren tragen und bleibt im Erfolgsfall dann auf den Abrisskosten für die Konstruktion aus Stahl, Beton, Alu und Glas sitzen, die auch durch den Vandalismus der vergangenen Jahre nicht unerheblich sein dürften.

Ja, räumt Kuhlmann ein, wenn man gewusst hätte, wie sich die Sache entwickelt, hätte die Gemeinde seinerzeit mitbieten können und am Ende sicher viel Geld gespart. Aber die Entwicklung sei nicht absehbar gewesen. Jetzt hoffen der Bürgermeister und die Gemeinderäte, dass sich für den Abriss vielleicht ein Fördertopf auftreiben lässt, so wie das für die schon für die beiden benachbarten Wohnblöcke an der Feldbreite der Fall war.

Wenn die Gemeinde den Zuschlag bekommen sollte, ist dann allerdings auch Eile angesagt, weil das Bauordnungsamt den jetzigen Zustand mit greifbaren Besitzer sicher nicht mehr lange widerspruchslos dulden dürfte. Einen verlässlichen Zeitplan kann Kuhlmann aber noch nicht präsentieren. Dafür gibt es einfach noch zuviele Unwägbarkeiten.