Brauch Kartoffelfest - Dorf im Kreis Stendal feiert die Knolle
Pellkartoffeln, Kartoffelgratin und noch viel mehr. Viele Speisen mit der Knolle kamen im Dorfgemeinschaftshaus in Polkern auf den Tisch.

Polkern. - Zum Polkerner Kartoffelfest strömten Alt und Jung ins Dorfgemeinschaftshaus. Wenn die 15 Frauen vom Dorfverein „Weitblick“ auftafeln, kann einem das Wasser im Mund zusammenlaufen, so der allgemeine Tenor.
Fünfzehn Kilogramm Pellkartoffeln wurden zu Hering, Pottwurst und Sülze gereicht. Dazu lockten Kartoffelgratin mit Lachs und Schinken, Gehacktesstippe, Kartoffelgulasch und Kartoffelsuppe an den Tisch. Um nur einige der angebotenen Gerichte zu nennen. „Es ist unglaublich, was die Frauen hier geleistet haben“, schwärmte Helga Krost aus Krumke, die zum ersten Mal dabei war. „Ich bin direkt von den Socken.“

Ulrich Bädekerl grinste. Als Polkerner Urgestein und früherer Wehrleiter weiß er das Ereignis des Jahres wie kein anderer zu schätzen. Schließlich hatte er 2006 motiviert, einen Verein zu gründen, der solche Dorffeste überhaupt erst möglich macht. Und die Mitglieder hatten sofort die Idee mit dem Kartoffelfest. Seine Frau Margret als Chefin vorneweg. „Ein Verein für alle, aber mit Frauen besetzt. Die Männer sind alle in der Feuerwehr“, merkte Bädekerl an. Als die Dorffeste zu kostspielig wurden, blieb das allseits beliebte Kartoffelfest und die Organisation bei den fleißigen Frauen. Mittendrin die 93-jährige Gisela Henning und die 90-jährige Lore Ploewka, die sich nicht nur jahrelang als Kassenwart einbrachte. Speckstippe, eingelegter Hering und Zitronenspeise gingen diesmal auf ihr Konto. Schließlich gehört Nachtisch in Polkern dazu. Mit Erdbeertraum, Götterspeise und roter Grütze war für den süßen Zahn gesorgt. Das Essen sollte ja reichen. Und so macht jeder immer mehr, als auf dem Zettel steht. Vorsichtshalber.

Bürgermeister Björn Bach zählte 120 Gäste (von 128 Dorfbewohnern) und war von der Quote begeistert. Bloß gut, dass dank Verwaltung die Ausweichmöglichkeit der Schmiede gegeben war! „Super vorbereitet“, lobte er außerdem. „Daran habe ich gar keine Aktien.“ Das Dorf zusammenzubringen, war einzig ein Verdienst des Vereins und der fleißigen Helferinnen.
Eigentlich sollten Mareike und Wiebke Lemme aus Berlin bei den Eltern in Bretsch renovieren, aber das Polkerner Kartoffelfest ging einfach vor. Kathrin Hannemann kam aus Hannover und freute sich über das Wiedersehen mit alten Bekannten aus den Nachbardörfern. Die sächsische Variante der Kartoffelpuffer mit Quark probierte Ina Hahn besonders gern, „denn wir kommen gebürtig aus Meißen“. Nachdem ihre Mutter Uta seit 2016 an der Spitze des Vereins steht, musste sie es endlich einmal pünktlich zum Fest von Ulm nach Polkern schaffen.
„Bei uns werden alle miteinbezogen, denn jeder ist wichtig“, betonte Uta Hahn, „die Alten wie die Jungen.“ Ganz die Meinung von Wehrleiter Holger Müller und der früheren Ortsbürgermeisterin Jutta Berger. So kommt nicht nur eine Auswahl traditioneller und raffinierter neuer Gerichte auf den Tisch, sondern das Dorf mal wieder zusammen. Familie und Nachbarn inklusive. Das nächste Wiedersehen wird vor Weihnachten gefeiert. Mit dem ganzen Dorf.