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BVVG verkauft Grundstück der Gedenkstätte Stresow in private Hand / Gemeinde empört Landwirt droht mit Zerstörung der Anlage

Von Andreas Puls 20.04.2013, 03:16

Es gibt Ärger um das Grundstück der Gedenkstätte Stresow, wo einst ein Dorf für den Bau der DDR-Staatsgrenze geschleift wurde. Aus dem persönlichen Umfeld des neuen Eigentümers, eines Landwirts aus der Region, wurde damit gedroht, die Fläche umzupflügen.

Aulosen l Dass die Lage seitens der Kommunalpolitik und weiteren Beteiligten als ernst angesehen wird, zeigte sich am Donnerstag bei einem Termin an der Gedenkstätte Stresow, an dem Vertreter des Landkreises Stendal, der Verbandsgemeinde Seehausen, der Gemeinde Aland und des Grenzlandmuseums Schnackenburg teilnahmen.

Wie der Bürgermeister der Gemeinde Aland, Hans-Joachim Hildebrandt, berichtete, hatte die Gemeinde geplant, kaputte Bänke an der Gedenkstätte auszuwechseln. Doch unlängst habe er davon erfahren, dass ein Landwirt aus Gollensdorf ein Grundstück von der Bodenverwertungs- und Verwaltungs GmbH (BVVG) erworben hat, auf dem sich auch die Gedenkstätte befindet. Vermittelt worden sei der Kauf durch den Vater des neuen Eigentümers, ebenfalls Landwirt aus Gollensdorf, gegen den ein kommunales Ordnungswidrigkeitsverfahren laufe. Ob aus diesem oder einem anderen Grund, so Hildebrandt, der Landwirt habe gegenüber dem Gemeinderat gedroht, die Gedenkstätte zu zerstören. Das Gelände solle umgepflügt werden.

Wie Hildebrandt weiter ausführte, habe er daraufhin einen Brief an Landrat Carsten Wulfänger geschrieben und um Unterstützung gebeten, denn schließlich sei die Gedenkstätte gemeinsam mit dem Landkreis errichtet worden.

Aulosen bemühte sich selbst um Erwerb des Grundstücks

Rüdiger Kloth, ehemaliger Aulosener Bürgermeister, ergänzte beim Vor-Ort-Termin, dass er sogar einen Brief an Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht geschrieben hat, um ihn über die verfahrene Situation zu unterrichten. Dass die BVVG die Fläche, auf der sich die Gedenkstätte befindet, überhaupt an privat verkauft habe, sei nicht nachvollziehbar und werfe kein gutes Licht auf die Gesellschaft.

Wie Kloth weiter ausführte, hatte die ehemalige Gemeinde Aulosen in den neunziger Jahren Interesse am Kauf des Grundstücks der heutigen Gedenkstätte bekundet. Die Gemeinde hatte dann auch ein Angebot bekommen - "jedoch zu einem völlig überzogenen Preis. Das konnten wir nicht annehmen", so Kloth.

Alle Beteiligten hatten gehofft, dass die BVVG in ihrer Preisforderung nachlässt und das Grundstücksgeschäft noch zustande kommt. 1997 wurde durch die Gemeinde Aulosen mit dem Bau der Gedenkstätte Stresow begonnen. Der Landkreis Stendal unterstützte das Vorhaben - auch finanziell. Wie Kloth ausführte, sei auch der Bund seinerzeit damit einverstanden gewesen, die Gedenkstätte dort zu bauen. Mit dem plötzlichen Verkauf des Grundstücks durch die BVVG - übrigens zu einem niedrigeren Preis als das einstige Angebot an die Gemeinde - seien alle überrascht worden. "Warum hat man nicht der Gemeinde erneut ein nachgebessertes Kaufangebot gemacht, um so eine Lösung für den Erhalt der Gedenkstätte zu finden?", fragt sich Kloth.

Wie Thomas Müller, Sachgebietsleiter Straßenbau des Landkreises Stendal, informierte, sei der Landkreis bemüht, in der Angelegenheit zu vermitteln.

Beteiligte hoffen, dass die Gemeinde die Fläche noch erwerben kann

"Die einfachste Lösung wäre es, der jetzige Eigentümer würde das Grundstück an die Gemeinde weiterverkaufen. Der Kreis ist bereit, eine finanzielle Unterstützung zu leisten", so Müller. Verbandsgemeindebürgermeister Robert Reck will den Kontakt zu der erwähnten Landwirte-Familie aufnehmen und sich um eine Lösung bemühen.

Von Anfang an mit beteiligt am Bau und der Gestaltung der Gedenkstätte war auch das Grenzlandmuseum Schnackenburg. Die Vorstandsmitglieder Sabine Stappenbeck, Günter Steinbiß und Günther Bürgel waren am Donnerstag mit vor Ort. Sie können es nicht fassen, dass ein Grundstücksgeschäft der BVVG dazu geführt hat, dass nun die Gedenkstätte bedroht ist.

Rüdiger Kloth: "Die Gedenkstätte ist ein Aushängeschild für Radtouristen entlang des Elberadweges - genau an der ehemaligen Grenze. Davon abgesehen ist sie ein Denkmal, das an ein Verbrechen aus der Zeit des Kalten Kriegs erinnert. Es gibt noch Menschen, die einst in Stresow lebten. Für sie dürfte allein die Drohung, die Stätte zu zerstörten, ein Schlag ins Gesicht sein."