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Matinee Bodenstein lüftet Geheimnis

Hans-Peter Bodenstein lud zur Matinee in das Krumker Kavaliershaus. Thema: romanische Kirchenarchitektur.

Von Astrid Mathis 23.04.2018, 09:00

Krumke l Eine Begegnung mit romanischer Kirchenarchitektur erlebte am Sonnabendvormittag im Kavaliershaus Krumke eine erlesende Gästeschar. Die 6. Romanik-Matinee lüftete einmal mehr ein paar Geheimnisse. Fachmann Hans-Peter Bodenstein führte durch den Tag und lud abschließend zu einem Abstecher nach Arneburg ein.

Vor zehn Jahren fand die erste Romanik-Matinee in Jerichow statt, bemerkte der Seehäuser. Längst kann er auf Stammgäste zählen. Er entdeckte neben Altmärkern auch Magdeburger und Mecklenburger im Publikum, die mehr über Kirchenarchitektur erfahren wollten. Bei Bodenstein waren sie an der richtigen Adresse.

Zunächst gab er einen Einblick in die Kirchenachsen und Spielarten der Ausrichtung. „Ich habe astronomisch basierte Software, mit der ich von der Himmelsrichtung der Kirchenachse auf den Sonnenaufgang im Mittelalter schließen kann“, erklärte der Fachmann, „so wollte man damals das irdische Gotteshaus mit dem Himmel verbinden.“ Seit 2010 ist Hans-Peter Bodenstein damit unterwegs und recherchiert überall in Sachsen-Anhalt.

Dem Publikum in Krumke enthüllte er das wahre Gründungsdatum des Havelberger Doms. Laut seinen Berechnungen fiel es auf den 26. September 1148 und gibt den Tag an, an dem Kreuz und Stab in den Baugrund gesteckt wurden. „Das geschah in Havelberg vor 870 Jahren, und keiner weiß es - mal abgesehen von uns“, merkte Bodenstein schmunzelnd an. Saalachse und Apsisachse wurden wie stets mit den katholischen Feiertagen verknüpft und in diesem Fall zur Ehrung des römischen Kaisers Otto II. und der byzantinischen Prinzessin Theophanu ausgerichtet.

In Sanne-Kerkuhn deckte Hans-Peter Bodenstein auf, dass die Achse der Kirche einen Rechtsknick hat. Bei der Kirche in Bülitz fand er heraus, dass nie ein Turm vorgesehen war. Außerdem wurde dort nicht der Chor gedreht, sondern mit voller Absicht das Ostfenster versetzt. In der spätromanischen Kapelle in Bockleben (Wendland), erfuhren die Zuhörer, steht wiederum ein gemauerter Altar mit unterschiedlichen Längenachsen.

Im zweiten Teil der Veranstaltung erzählte der Romanik-Fachmann aus Seehausen, inwiefern die Planung der Stadt mit den Entwurfsgegebenheiten der Kirche zusammenhängt.

Zu dem Thema „Zahl-Glaube-Architektur - besondere Sonnenaufgänge“ waren außerdem informative Begleithefte ausgelegt, die aus der Feder von Hans-Peter Bodenstein stammen.