Großvorhaben Mit dem Turm geht es los: Osterburger Nicolaikirche soll komplett saniert werden

Osterburg
Pfarrer Gordon Sethge spricht von einem „Meilenstein“, der Krumker Architekt Frank Ende freut sich auf „etwas Außergewöhnliches“. Nach mehrjähriger Vorbereitung wagt sich die evangelische Kirchengemeinde Osterburg an die Sanierung ihres Gotteshauses St. Nicolai. Unter Betreuung durch den Architekten Frank Ende soll die stadtbildprägende Kirche so umfassend saniert werden, wie es seit dem großen Osterburger Stadtbrand im Jahr 1761 nicht mehr geschehen sei, sagt Gordon Sethge. Dies wäre auch dringend geboten. „Man merkt, dass an der Kirche der Zahn der Zeit nagt“, stellt der Pfarrer fest.
Betreten der Turmterrassen ist schon lange tabu
Handlungsbedarf besteht an allen Ecken und Enden: So ist das Betreten der Außenterrassen hoch oben auf dem Kirchturm schon seit Jahren tabu, weil die Holztreppen marode und einsturzgefährdet sind. Das Innere des Gotteshauses wiederum leidet unter anderem unter Feuchtigkeit, die durch undichte Fugen eindringt. An verschiedenen Stellen bröckelt im Kirchenschiff der Putz von den Wänden.
Zuerst legen die Handwerker aber im Turm los. Voraussetzungen dafür wie die denkmalrechtliche Genehmigung liegen vor, der Gemeindekirchenrat hat nach erfolgter Ausschreibung die Aufträge vergeben. Schon in der kommenden Woche könnten der Turm eingerüstet und erste Arbeiten getätigt werden. Das wurde gestern Nachmittag während der Bauanlaufberatung besprochen.
Der Turm stand auch im Mittelpunkt der letzten großen Maßnahme am Gotteshaus. Ende September 1984 wurde ihm als Ersatz für die beim Stadtbrand 1761 vernichtete gotische Turmhaube eine barocke aufgesetzt. Weil im Turm selbst damals aber nichts getan worden sei, wartet jetzt dort jede Menge Arbeit auf die Handwerker. „Er muss von unten nach oben durchsaniert werden“, sagt Sethge. Der Turm soll praktisch entkernt werden. Das Innenleben wird neu gemacht, tragende Balken sollen dagegen nach Möglichkeit erhalten bleiben. Weil Feuchtigkeit oder auch Schädlinge wie der Hausbock dem Holz zugesetzt haben können, setzt Sethge dahinter aber noch ein Fragezeichen.
Viel zu tun gebe es auch auf den Außenterrassen des Kirchturms. Dies gelte für den mit Dachpappe ausgelegten Boden aber auch für das gusseiserne Geländer aus dem 19. Jahrhundert, „dass nur noch bleistiftdick ist. Es muss ersetzt werden“, kündigt Sethge an.
Zudem sei mit ausgewaschenen Fugen zu rechnen. „Wir planen deshalb, zumindest auf der West- und damit Wetterseite des Turms neu zu verfugen“, berichtet der Pfarrer.
Für die Turmsanierung steht der Osterburger Kirchengemeinde ein Budget von 300.000 Euro zur Verfügung. Dazu hätten „starke Förderungen von der Landeskirche, der Stiftung Kirchenbau und Lotto-Toto beigetragen“, sagt Sethge. Nach seinen Angaben sollen die Arbeiten am und im Kirchturm zum Ende des Jahres abgeschlossen sein.
Alle Fassaden sollen erneuert werden
„Das ist aber nur der Anfang“, stellt Sethge klar. Denn auf den Turm soll das Schiff folgen. So seien unter anderem im Rahmen einzelner Bauabschnitte an der Nord-, Süd- und Ostseite der Kirche die Außenfassaden zu sanieren. Und auch das Innere des Gotteshauses werde von dem Vorhaben profitieren. Dort seien zuletzt im Jahr 1890 unter Baurat Georg Ludwig Gerlhoff größere Erneuerungsarbeiten verwirklicht worden, in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts hätten Christen zudem mit einigen Maßnahmen Schadensbegrenzung im Inneren der Kirche betrieben.
Nun, sieben Jahrzehnte später, geht die Kirchengemeinde ein Großprojekt an, dessen Gesamtkosten die Millionengrenze überschreiten dürfte „und das uns über Jahre beschäftigen wird.“ Darüber sei sich auch der Gemeindekirchenrat im Klaren, sagt der Pfarrer und fügt hinzu: „Unsere Kirchenratssitzungen werden über lange Zeit gleichzeitig auch Baubesprechungen sein.“