Einwohnerin kritisiert fehlendes Abflusssystem und zu wenige Durchlässe in der Straße zum Fähranleger "Mit kleinen Maßnahmen ist Räbel zu entlasten"
Die Räbelerin Gudrun Schlag möchte künftig ruhiger leben. Ihrer Meinung nach wäre ein besseres Ablauf-System nötig und hilfreich.
Räbel l Das Hochwasser hat die Nerven vieler unweit der Elbe wohnender Bürger strapaziert. Auch die Räbeler bangten um ihr Hab und Gut. Gudrun Schlag erlebte als Besitzerin eines direkt am Deich gelegenen Grundstückes ereignisreiche und kräftezehrende Tage.
Einerseits ist die 67-Jährige froh, das Gröbste überstanden zu haben; andererseits denkt sie bereits voraus. Schließlich werde wieder eines Tages das Wasser ihr Grundstück aufsuchen. "Mit dem Hochwasser muss man hier leben", bekennt sich Gudrun Schlag zur Region. Wohlwissend, dass das nur rund 200 Meter entfernte Flussbett der Elbe ein Teil der Räbeler ist - in guten wie in schlechten Zeiten. Aber gerade auf letztere müsse man besser vorbereitet sein. "Mit wenigen kleinen Maßnahmen ist Räbel zu entlasten", ist sie sich sicher. "Ein ordentliches Grabensystem könnte Abhilfe schaffen."
"Das Wasser wird noch lange stehen"
Gudrun Schlag lebt seit ihrer Kindheit mit dem Pulsschlag der Elbe. Als gebürtige Hamburgerin schätzt sie den in die Nordsee mündenden Strom, der sie nie losließ. Viele Jahre lebte sie im Alten Land. Auch dort war der Fluss nur einen Katzensprung von ihrem Domizil entfernt. Erst als diese Region immer begehrter wurde und mit der Beliebtheit auch die Einwohnerzahl stark emporschoss, womit ein Teil der Idylle verloren ging, suchte sie sich ein neues Plätzchen. Natürlich elbnah. In Räbel wurde Schlag fündig. Und wenn sie die beiden Gegenden, das Alte Land und den Werbener Ortsteil, in Zeiten des Hochwassers miteinander vergleicht, kommt sie zum Fazit: "Da hatten wir kein Wasser hinterm Deich." Die 67-Jährige führt dies auf ein deutlich besseres Ablauf-System in der Elbmarsch zurück. "Auch wenn wir dort nicht so betroffen waren wie hier", blickt sie wieder auf die aktuellen Tage. Ein Großteil ihres üppigen Außengeländes ist noch immer nicht begehbar. "Das Wasser stand 60 Zentimer hoch im Garten." Ihre Prognose: "Es wird noch lange stehen." Eine Folge, da es nur ungenügend ablaufen könne. "Es fehlen Durchlässe." Ihrer Meinung nach würden Rohre, die das Wasser in die umgebenden Gräben führen, die Situation im Ort deutlich verbessern. "Wir haben bereits vor zwei Jahren zwei Rohre verlegt", sagte Werbens Bürgermeister Volkmar Haase dazu. Weitere würden seiner Meinung nach nicht helfen. "Irgendwann laufen die Gräben voll."
"Ich hatte extrem große Angst", denkt sie an die vergangenen Tage zurück, als das Wasser nur knapp unter der Deichkrone stand. "Der Evakuierungsplan stand bereits fest." Die 67-Jährige, die ausdrücklich betont, dass "der Deich vor meinem Grundstück spitze ist", wäre bei Bekannten in Berge unter gekommen. Das Wasser drang in die untere Etage, wo sie immer noch "ein bisschen zu tun hat". Zukünftig wäre ihr Wunsch, "etwas ruhiger leben zu können".
Kritisch betrachtet Gudrun Schlag auch den Straßenabschnitt vom Deich zum Räbeler Fähranleger. Die circa 100 Meter lange und vom Hochwasser überspülte Strecke habe "für Räbel die Wirkung eines Deiches. Es gibt nur zwei Durchlässe für das Elbwasser. Das ist viel zu wenig."
Die Landesstraßenbaubehörde will prüfen, ob sich die Lage bei mehreren Durchlässen für den Ort verbessern würde - ein Gutachter soll sich der Aufgabe annehmen.