Zeitreise in das frühe 19. Jahrhundert Mit Schiff und Postkutsche zum Werbener Biedermeiermarkt
Im Biedermeier-Festkleid präsentiert sich Werben am kommenden Wochenende. Am 2. und 3. Juli erlebt der Biedermeier-Sommer eine neue Auflage. Die Zeitreise ins frühe 19. Jahrhundert ist diesmal auch mit einem Schiff möglich.
Werben. Elegantes Volk in bunten, weitausladenden Kleidern flaniert durch die Altstadt. Die Damen mit Reifrock und weißer Haube, die Herren in schwarzem Frack und Zylinder. Die Königlich Hannoversche Postkutsche rasselt über das Pflaster. Der Signalton des Posthorns ist bis zum Deich zu hören, wo die Störche auf der Suche nach Futter durch die Wiesen staken. Am Kirchplatz hämmert der Kupferschmied, und unter großen alten Linden sitzen Jung und Alt bei Kaffee und Kuchen. Akkordeonklänge erfüllen die Sommerluft. Diese Idylle einer längst vergangenen Zeit wird in Werben wieder lebendig. Am Sonnabend, 2. Juli, und am Sonntag, 3. Juli, feiert das Städtchen an der Elbe den Biedermeier-Sommer.
Wer besonders schön und stilecht zum Biedermeier-Markt anreisen möchte, kann das in diesem Jahr erstmals mit einer Schiffsfahrt auf der Elbe verbinden. Das Fahrgastschiff MS "Wels" startet in Wittenberge an beiden Tagen jeweils um 10 Uhr und erreicht nach geruhsamer Fahrt um 13 Uhr den kleinen Werbener Hafen. Dort wartet die vierspännige Postkutsche, um Besucher den knappen Kilometer zum Werbener Marktplatz zu bringen. Fahrräder können an Bord mitgenommen werden. Für Altmärker wäre damit eine kombinierte Rad- und Schiffstour möglich, mit Rad- oder Zugfahrt nach Wittenberge, Schiffsfahrt nach Werben und anschließender Radtour nach Hause.
MS "Wels" nimmt auch Fahrräder an Bord
Um 16 Uhr legt die MS "Wels" wieder ab Richtung Wittenberge. Die Schiffsfahrt hin und zurück mit Stadt- und Kirchenführung kostet 30 Euro. Wer sein Fahrrad mitnimmt und zurück radeln will, zahlt 17 Euro. Um Anmeldung bis 30. Juni wird gebeten unter info@freizeit-park-wittenberge.de oder telefonisch unter 03877/79195.
Lange Budenreihen säumen an den Festtagen den Platz um die St. Johanniskirche, wo die Einwohner von Werben in ihren selbstgeschneiderten Biedermeier-Kostümen spazieren gehen. In den Verkaufsständen, die wie vor 200 Jahren aus geschnürten Holzstangen und dunklen Stoffplanen gebaut sind, bieten Händler aus der Prignitz und der Altmark sowie von weiter her den Besuchern ein reichhaltiges und zur Biedermeierzeit passendes Marktangebot. Zu den großen Attraktionen des Marktes zählt auch in diesem Jahr die Königlich Hannoversche Post, mit der die Besucher eine Rundfahrt durch Werben unternehmen können.
Im Küsterhaus sind mehrere Ausstellungen zu erleben. Werke des in Werben geborenen Malers Christian Köhler werden anlässlich seines 150. Todestages gezeigt. Der Kölner Künstler Christian Ulrich stellt Zeichnungen aus, die er auf den vergangenen Biedermeiermärkten in Werben angefertigt hat. Dazu gibt es zeitgenössische Bilder aus dem Alltagsleben im Biedermeier zu sehen.
Die einheimische Theatergruppe "Altmärkisches Treibgut" präsentiert ihr neues Stück. Gespielt wird "Der gestiefelte Kater" von Ludwig Tieck bereits am Freitag, 1. Juli, ab 19 Uhr und zum Ausklang des Biedermeier-Sommers am Sonntag ab 17 Uhr. Musikfreunde sollten das Konzert in der St. Johanniskirche nicht verpassen. Das "Berliner Doppelquintett" tritt am Sonnabend ab 18.30 Uhr auf.
Altmärker Braunkohl und Werbener Senf
Neben Schwein am Spieß, Bratwürsten, Waffeln und anderen Leckereien gibt es auch Typisches aus der Biedermeierzeit zu genießen. Dazu gehören Gerichte mit Altmärker Braunkohl - ein Gemüse, das in Deutschland vor 200 Jahren sehr beliebt war und heutzutage in Vergessenheit geraten ist. Die Eheleute Gellerich haben speziell für die Märkte in Werben diese Pflanze wiederentdeckt und kultiviert. Als besonderes Getränk der Biedermeierzeit gibt es den "Bischof" zu verkosten, außerdem den "Ratafia", ein Nusslikör, den Marktvogt Curt Pomp selbst herstellt. Eine Spezialität ist auch der Werbener Senf, der ebenfalls vor Ort in Eigenproduktion entsteht. Schokoladen-Freunde können sich auf die Genüsse in der "Eis-Chocolaterie" freuen.
Altmärker Braunkohl und Werbener Senf
Das mittelalterliche Elbtor, mit Ausblick auf Stadt und Elbwiesen ist an beiden Tagen für die Besucher geöffnet. In der Kirche St. Johannis werden Führungen angeboten. Die Kirchengemeinde führt außerdem eine Holzauktion durch. Der Erlös kommt der Arbeit mit Kindern in Werben zugute. Die jüngsten Besucher können sich auf Stelzenlaufen, Büchsenwerfen und andere Kinderspiele aus der Biedermeierzeit freuen, die der Verein "Werben für Kinder" betreut. Auch die Störche, in großer Zahl in Werben zu Hause, sind am Geschehen beteiligt. Teilnehmer einer NABU-Storchensafari können am Sonntag ab 9 Uhr den Adebar-Nachwuchs auf den Dächern der Stadt bestaunen.
Der Biedermeier-Markt beginnt am Sonnabend um 12 Uhr und am Sonntag nach dem Gottesdienst in der St. Johanniskirche (9.30 Uhr) um 11 Uhr. Der Eintritt zum Fest ist frei, Spenden sind willkommen. Mit dem Erlös finanziert der Arbeitskreis "Werbener Altstadt" Sanierungs- und Erhaltungsmaßnahmen für die historische Bausubstanz der Stadt.