1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Osterburg
  6. >
  7. "Ohne die Mitarbeit der Eltern geht\'s nicht"

Catrin Klajda arbeitet in der Osterburger Tagesgruppe mit Familien zusammen "Ohne die Mitarbeit der Eltern geht\'s nicht"

29.01.2013, 01:21

Wenn der häusliche Familienfrieden kriselt, gilt es schnell zu handeln, bevor sich Probleme verfestigen. Catrin Klajda, Leiterin der Tagesgruppe Osterburg, erzählt über ihre Arbeit und wie man mit kleinen Tricks manchmal Großes erreichen kann. Das Interview führte Tanja Andrys.

Volksstimme: Frau Klajda, was ist denn eine Tagesgruppe?

Catrin Klajda: Die Tagesgruppe ist ein teilstationäres Angebot der Hilfen zur Erziehung. Teilstationär bedeutet, dass zum Beispiel Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten in der Familie bleiben können, sie aber andererseits eine intensive erzieherische Unterstützung durch uns erfahren.

Volksstimme: Was sind das für Auffälligkeiten und durch wen werden sie festgestellt?

Klajda: Hierzu gehören unter anderem Prügeleien auf dem Schulhof, notorische Unruhe oder dass Kinder nicht still sitzen können. Problematisch wird das vor allem in der Schule. Die Kinder fühlen sich durch die Ermahnungen dann unter Druck gesetzt. Dazu kommen dann der Leistungsdruck, Versagensängste und so weiter.

Volksstimme: Wie verläuft die Kontaktaufnahme zur Tagesgruppe?

Klajda: Das geht über das Jugendamt. Wenn die Kinder mit ihren Eltern zu uns kommen, haben sie vorher schon Kontakt zum Jugendamt gehabt.

Volksstimme: Wie kann die Tagesgruppe den Betroffenen helfen?

Klajda: Wir haben sehr viele unterschiedliche Bereiche, in denen wir mit der Familie zusammenarbeiten. Das Wichtigste ist, dass die Eltern mitmachen. Ohne die Mitarbeit der Eltern geht es nicht. Hier bei uns haben die Kinder eine feste Tagesstruktur. Das hilft ihnen, sich zu orientieren. Auch hier müssen die Eltern mitarbeiten, indem sie für den Alltag einen festen Tagesablaufplan haben und diesen auch einhalten. Sie glauben gar nicht, wie schwer das manchen fällt.

Volksstimme: Wie sieht denn ein Tag in der Tagesgruppe aus?

Klaida: Die Kinder kommen mittags von der Schule direkt hierher. Sie können Mittag essen. Dann haben wir das Hausaufgabentraining. Dabei werden die Kinder von unseren Pädagogen begleitet. Wir führen aber keine Nachhilfe mit den Kindern durch, sondern üben, dass sie sicherer werden im Umgang mit ihren Hausaufgaben. Je nach Bedarf können die Aufgaben dann auch in der Gruppe erledigt werden. Danach trinken wir gemeinsam Kaffee und wir haben natürlich auch einige Freizeitangebote für die Kinder. Sie müssen ja auch mal entspannen.

Volksstimme: Und die Eltern?

Klajda: Wie gesagt, Eltern müssen bei uns mitmachen. Für sie bieten wir Gesprächsrunden mit unseren Pädagogen an oder auch untereinander. Wir haben Angebote nur für die Eltern, aber auch die Eltern-Kind-Angebote. Im Vordergrund steht ja die familiäre Bindung. Eltern und Kind sollen lernen zu kommunizieren und Probleme zu thematisieren.

Volksstimme: Wie lange dauert das Programm in der Tagessgruppe?

Klajda: Das ist unterschiedlich und kommt immer auf die Familie an. Längstens kann man aber zwei Jahre teilnehmen.

Volksstimme: Wenn Sie zurückblicken, gibt es einen Trend, den sie beobachten konnten? Ist der Bedarf der Familien zum Beispiel mehr oder weniger geworden?

Klajda: Weder noch. Wir haben hier nur eine begrenzte Anzahl von Familien, die wir aufnehmen können. Aber rückblickend muss ich sagen, dass wir immer eine relativ gleichbleibende Auslastung haben.

Volksstimme: Im Hinblick auf die Verhaltensauffälligkeiten - welche sind besonders häufig?

Klajda: ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom, Anm. d. R.) ist nach wie vor ein Thema. Allerdings hat es das schon immer gegeben. Aber jetzt hat man einen Namen, einen Oberbegriff dafür. Deswegen fällt es wahrscheinlich mehr auf als früher. Es kommt einem nur so vor, weil es jetzt häufiger öffentlich thematisiert wird.

Volksstimme: Sind denn mehr Jungen oder mehr Mädchen betroffen?

Klajda: Im Moment haben wir hier tatsächlich mehr Mädchen als Jungen. Das ist aber eher ungewöhnlich. Oftmals ist es umgekehrt.

Volksstimme: Was ist denn in ihren Augen das Wichtigste, um das Familienleben wieder in Einklang zu bringen?

Klajda: Man sollte Zeit miteinander verbringen. Es geht nicht um große Aktivitäten oder teuren Freizeitspaß, sondern um Gespräche und um das Beisammensein. Ein gemeinsamer Fernsehabend kann sehr gemütlich und entspannend sein. Das ist ein Punkt, der für alle Familien wichtig ist, nicht nur für sogenannte Problemfamilien. Eltern und Kinder sollten immer so viel Zeit wie möglichmiteinader verbringen.