Krähenplage Osterburg: Vögel bleiben bis 2022 auf Osterburger Kindergarten-Grundstück

Osterburg
Vielleicht bauen sie ihre Horste ja bald woanders. Noch aber hüpft eine ganze Kolonie an Saatkrähen in Baumkronen hoch über den Köpfen der Jenny-Marx-Kinder umher, krächzen die geselligen Vögel lautstark um die Wette.
Seitdem sich die Saatkrähen aufgrund der rapide angestiegenen Nest-Zahl und faktisch ausgebuchten Bäumen im nördlich angrenzenden Hain auf das Kita-Grundstück ausgebreitet haben, „hat die Lautstärke enorm zugenommen“, sagt Kita-Chefin Ute Löschner. Die gefiederten Plaudertaschen strapazieren so nicht nur die Nerven ihrer unfreiwilligen Zuhörer. Sie stören auch den Mittagsschlaf der Tagesstätten-Kinder, berichtet Löschner. Noch dazu „machen die Krähen richtig Dreck“, sagt die Kita-Leiterin. Ihr Kot verschmutze das Spielgelände und die Geräte, mitunter seien auch schon Kinder oder Mitarbeiterinnen getroffen worden. „Das Spielen im Freien ist da fast schon ein Risiko“, schätzt Ute Löschner ein.
Schallkanone kommt nicht in Frage
Zumindest können die Kita-Chefin und ihre Kolleginnen hoffen, dass die tierische Belagerung nicht von Dauer ist. Die Stadt hat vor allem mit dem Verweis auf die „höheren hygienischen Anforderungen“ bei einer Kindertagesstätte oder auch dem im Hain gelegenen Verkehrsgarten beim Landesverwaltungsamt (LVWA) eine Ausnahmegenehmigung für die Vertreibung der Vögel beantragt. Nach einem Vor-Ort-Termin mit zwei Vertretern der Landesbehörde ist der stellvertretende Einheitsgemeinde-Bürgermeister Detlef Kränzel zuversichtlich, dass das Landesamt zustimmt. Denn das Problem mit den Krähen in den Griff zu bekommen, ohne sie zu vertreiben, scheint nicht realistisch. Noch dazu wäre es unverhältnismäßig, aufgrund der hygienischen Anforderungen für die Kindereinrichtungen das von den Vögeln in Beschlag genommene Gelände einfach abzusperren und es den tierischen Krachmachern zu überlassen. Das hätten vor Ort auch die beiden Mitarbeiter des Landesamtes so gesehen. „So etwas kommt für uns als Lösung auch überhaupt nicht in Frage. Zumal wir davon ausgehen müssen, dass die Vögel sich immer weiter ausbreiten“, stellt Detlef Kränzel klar.
Die Krähen müssen von dem Gelände: Und dafür gebe es von Seiten der Landesbehörde klare zustimmende Signale, glaubt der stellvertretende Bürgermeister an einen positiven Bescheid.
Welchen „Werkzeugkoffer“ die Einheitsgemeinde dann öffnen darf, um die Saatkrähen zu vertreiben, ohne den Vögeln direkt ans Gefieder zu gehen, scheint noch völlig offen. Solch ein „schweres Geschütz“ wie eine Schallkanone, die die Stadt Wanzleben (Bördekreis) seit 2020 gegen Saatkrähen auf einem Friedhof eingesetzt hat, dürfte die Einheitsgemeinde aber kaum auffahren. „Dann müsste es wohl regelmäßig knallen. Dieser Lärm direkt an einer Kita kommt für uns aber ganz sicher nicht in Betracht“, so Kränzel. Noch dazu zeigten Recherchen der Einheitsgemeinde auf, dass der Einsatz von Schallkanonen nicht immer zum Erfolg geführt habe. Mitunter seien die Saatkrähen später einfach wieder an die Orte zurückgekehrt. Denkbar ist für den stellvertretenden Bürgermeister dagegen, dass die Kommune an den Bäumen Hand anlegt. Die Krähennester könnten heruntergenommen werden, außerdem seien die oberen Kronen zu beschneiden. Dort nisten die Vögel bevorzugt.
Kinder und Erzieher müssen vorerst mit den Vögeln leben
In den kommenden Monaten haben die Saatkrähen aber noch gar nichts zu befürchten. Die Vögel befinden sich in der bis zum Juni andauernden Brutzeit. Sie sind damit für das Osterburger Rathaus tabu. „Jetzt können wir nichts gegen die Krähen unternehmen, für dieses Jahr hat sich das erledigt“, bestätigt Kränzel. Er geht davon aus, dass die Kommune vermutlich im Februar oder März 2022 und damit vor dem Auftakt der nächsten Brutsaison handeln darf. Dies aber natürlich nur unter der Voraussetzung, dass der Bescheid aus dem Landesverwaltungsamt dann vorliegt, sagt Kränzel.
Kita-Chefin Ute Löschner hat sich bereits darauf eingestellt, „dass wir noch länger mit den Vögeln klar kommen müssen.“ Das bedeute, „dass wir bis dahin in der Mittagszeit immer mal wieder die Fenster schließen müssen, damit die Kinder schlafen können.“ Die Hausmeister, die zuletzt schon jeden Tag zur Harke griffen, seien weiterhin stark gefordert, das Grundstück sauber zu halten. „Und vielleicht schaffen wir uns für das Spielen im Freien ja noch Helme an“, sagt Ute Löschner. Aber das sei dann doch (noch) nicht ernst gemeint, fügt sie schmunzelnd hinzu.
