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Reutter-Programm Plathe tanzt den „großen Vielbäumer“

Walter Plathe gastierte am Sonntag im Vielbaumer „La Palma“ mit seinem Reutter-Programm: „Alles wegen de Leut‘!“

Von Astrid Mathis 06.06.2016, 19:00

Vielbaum l Der Liedtitel Reutters war programmweisend. Das Wort „Berlin“ lasse sich in dem Zusammenhang nicht vermeiden. Wobei – er sei jetzt in der Provinz, hier in Vielbaum, aber Reutter stamme ja auch aus einer. Nämlich Gardelegen.

Dass der DDR-Publikumsliebling und frühere „Landarzt“ aus dem Fernsehen gewichtsmäßig zugelegt hat, nahm derselbe gleich mal im Lied „Ich bin ein Optimiste“ aufs Korn. Er sang: „Sagte mir mein Schneider, Sie wären zu korpulent...“ Pause. Kein Widerspruch. „Ich dachte, das wird ein schöner Abend.“

Otto Reutter sei für ihn der erste deutsche Entertainer, eine Mischung aus „Merkel und Gysi“. „Oder Marika Rökk und Küblböck“, warf da der Pianist ein. Peter Buchheim sollte mehr Gegenspieler als nur musikalischer Begleiter sein. Und das Programm von den Zwischentönen und Interaktionen mit dem Publikum leben. Beim Titel „Onkel Fritz aus Neuruppin“ ließ sich Plathe sogar zu einem Tänzchen hinreißen. Den großen Schritt wollte er „Vielbäumer“ nennen. Nun war erst mal ein kaltes Glas Wasser angebracht, meinte der Reutter-Verehrer. Es könnte ruhig ein ganz schnelles kaltes sein, fügte er hinzu. Die Hitze machte nicht nur den Zuschauern zu schaffen.Im Laufe des Nachmittags ging der Mime der Frage nach dem Geheimnis von Otto Reutter nach. 30 Jahre Erfolg müssen irgendwo herkommen. Vom Schmunzeln? Nein. Ein paar Schmunzelübungen später vermutete der Schauspieler sein Outfit. Nein, die Kleidung war’s auch nicht, der Charme noch weniger, wie er mit einem Beispiel belegte.

Als Walter Plathe nach dem Mantel griff, knurrte er: „Denken Sie, ich wüsste nicht, was sie denken...?“ Natürlich kam „Der Überzieher“, dann „Wie reizend sind die Frau’n“. Klar musste er kommentieren, Gott hätte sich selbst keine zur Seite gestellt, denn der war schlau. Nach der Pause sprach er das Grundproblem der Deutschen an: zu wenig Kinder. Bei 1,3 Millionen Kondomen im Umlauf kein Wunder. Das führte Plathe zur Gretchen-Frage: „Nehm’ Se ´n Alten“? Wie auch immer, „in 50 Jahren ist nicht alles vorbei“, widersprach der Schauspieler dem Reutter-Lied. Wie Reutter seinerzeit beobachtet und darüber geschrieben hatte, war er seinem Beispiel gefolgt. „Wollen Sie’s hören? Wenn nicht, mach’ ich’s trotzdem. Es hat viel Arbeit bereitet.“ Besonders gut kam sein Vers über La Palma an, für das man nur in die Altmark fahren müsste. Eine Anspielung auf das Vielbaumer Veranstaltungszentrum.

Schon einmal war Walter Plathe in der Gegend aufgetreten, 1999 in der Wischelandhalle in Seehausen. Irmgard Speck vom Seniorenrat klärte den Reutter-Interpreten bei der Blumenübergabe auf. Nach Schlussapplaus und Zugaberufen bemerkte Plathe: „Also gut. Noch ein Kindergebet und dann nichts wie raus hier.“ Und so geschah es.