Rund 1300 Gäste und Aktive beim zweiten Goldbecker Plum-Mus-Fest / Schmackhafte Früchte, nette Gäste, angenehmes Wetter Prost, Pflaume! Prost, Herr Minister! Prost, Sonne!
"Ohne einen Pflaumenschnaps gehe ich hier nicht weg", bekräftigte Hermann Onko Aeikens am Freitagabend bei der Eröffnung des 2. Goldbecker Plum-Mus-Festes in der Scheune des historischen Vier-Seiten-Hofes der Familie Peter Schulz. Den Hochprozentigen sollte der sachsen-anhaltische Landwirtschaftsminister bekommen, musste dafür aber auch ein paar Dutzend der Pflaumen entsteinen, die am nächsten Tag zu Mus verkocht wurden.
Goldbeck. Dass Aeikens für die Schirmherrschaft des noch jungen Spektakels mit dem Potenzial für ein Traditionsfest gewonnen wurde, ist angeblich nicht den Kontakten des ehemaligen Präsidenten der Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau und heutigen Vorstandsmitgliedes des federführenden Kulturfördervereins "Östliche Altmark", Dr. Wolfgang Haacker, zu verdanken, sondern Eike Trumpf. Der Arneburg-Goldbecker Verbandsgemeindebürgermeister hat den Minister im vergangenen Jahr mit einem Glas Pflaumenmus scheinbar nachhaltig beeindruckt und begrüßte den Gast auch dieses Mal mit der süßen Masse, die derzeit nicht nur in Goldbeck eine Renaissance erlebt.
Die Sache hat aus Sicht des Gastgeber nur einen kleinen Schönheitsfehler. Der Brotaufstrich für die "Bestechung" des Ministers stammte aus der Trumpfschen Mus-Manufaktur in Hohenberg-Krusemark. Aber vielleicht konnten die Organisatoren am Sonnabend ja je eine Sorte Pflaumenmus, das in diesem Jahr an sechs statt vier Kochstellen zubereitet wurde, für Aeikens und damit für ihre Ehre retten. Es soll noch ein paar Restbestände im Autohaus von Peter Schulz zu kaufen geben. Immerhin lobte der Schirmherr der Veranstaltung nicht nur die Idee und deren Umsetzung in den höchsten Tönen, er spendierte auch den Wanderpokal, der ganz stilecht aus Pflaumenholz angefertigt worden war.
Die Investition in neue Kochstellen hatte sich auch deshalb notwendig gemacht, weil das Mus 2010 in kürzester Zeit vergriffen war. Deshalb wanderte am Sonnabend gleich eine Tonne Pflaumen (dieses Mal aus der Altmark) in die mit Holz befeuerten Kessel, wo die meist weiblichen Mannschaftsmitglieder das Rühren nicht vergessen durften. Ablenkung für die Kochteams aus Goldbeck (Volkssolidarität und Sportverein), Iden (Landfrauen), Möllendorf (Heimatverein), Bertkow (Sportverein), sowie Eichstedt (Volkssolidarität) und für die vielen Besucher gab es jedenfalls reichlich.
Um die 1300 Zaungäste (etwas mehr als 2010) konnten das Rahmenprogramm über den Tag verteilt jedenfalls sorglos genießen. Und das schon am Freitag während des Entsteinens unter anderem mit dem Saxophonisten Ben Staller, mit Carola Wiesner (mit einer neuen Strophe des Pflaumenmusliedes) oder mit dem Duo "Collec Tiv", das hemmungslos alles verhohnepipelte, was in der deutschen Musikszene Rang und Namen hat und von den Gastgebern forderte: "Kümmerlingt euch um uns". Mit "Prost, Pflaume", machten die Entkerner allerdings laut deutlich, welches Getränk das Fest dominieren sollte.
Während das Programm am Freitag noch kostenlos war, verlangten die Organisatoren am Sonnabend wieder einen Obolus, der angesichts des Tages- sowie Abendprogrammes und des regionalen Marktes eher symbolischer Natur war, aber trotzdem wieder ein paar Kritiker auf den Plan rief, auf die die Gastgeber getrost verzichten konnten.
Die Liste der Mitwirkenden füllt eine DIN-A4-Seite und reicht von lokalen Akteuren wie dem Calberwischer Oldtimerstammtisch über die Kindertagesstätte "Regenbogenland", den Heimatchor "Mittlere Uchte", die Hindenburger Line-Dancer, die Tanzformation des Sportvereins "Blau-Gelb", bis zum Nachwuchs der Musikerfabrik Stendal, der Band "Nobody Knows" oder den Sängern und Tänzern des Stendaler Karnevals-Vereins "Vier Jahreszeiten", der auch für Tontechnik und die Moderation verantwortlich zeichnete. Obwohl sich bei Letzterer Ortsbürgermeister Torsten Dobberkau sozusagen als Gottschalk von der Uchte nicht die sprichwörtliche Butter vom Brot nehmen ließ, und bei den Siegerehrungen sowie bei vielen anderen Aktionen die Stimmung anheizte.
Apropos Siegerehrung. Da der Landwirtschaftsminister eine Trophäe für das beste Pflaummusteam gesponsert hatte, gab es dieses Mal nach dem Motto "Der Bessere ist des Guten Feind" keine Verbrüderung der Wettkämpfer auf der Zielgeraden. Die Jury, der die Geschäftsführerin des Kulturfördervereines, Brigitte Ruhbaum, Eike Trumpf, Dr. Sabine Haacker und zwei Richter aus dem Publikum angehörten, platzierte nach der Verkostung des süßen Breis die Mannschaft von Eichstedt auf den ersten Rang. Wobei Mannschafts-Chefin Evi Walter keinen Blick ins Rezeptbuch zuließ, sondern nur den Teamgeist beschwor. Der Leiter des Amtes für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten, Horst Blum, der den Pokal des Ministers übergab, mutmaßte aber sicher nicht zu unrecht, "dass gewisse Destillate (bei allen Teilnehmern) eine wichtige Rolle gespielt haben".
Das Pflaumenstein-Weitspucken dominierte Phillip Ebermann bei den Männern mit überragenden 12,70 Metern. Der Lohn: eine Kiste Sekt. 6,90Meter reichten bei den Damen für Isabell Busse zum Sieg und für eine Kiste Bier. Beim Nachwuchs holte sich Erik Schlemmer mit 6,57 Metern den Preis. Er bekam vom Bürgermeister zehn Euro auf die Hand. Beim Pflaumenstein-Schätzen lag Markus Schrader mit 3500 am dichtesten an der Lösung (3486 Steine). Dafür gab es ein Gesteck der Goldbecker Gärtnerei Schulze.
Dobberkau war bei der zweiten Auflage des Plum-Mus-Festes nicht nur mit dem sonnigen Wetter zufrieden, sondern auch mit der Resonanz. Und dabei bezog er ausdrücklich den Abend mit ein, bei dem es wegen der Jugendveranstaltung an der Uchte im Vorfeld auch einige Bedenken gegeben hatte. Aber das Ambiente auf der Wiese mit den beiden Pavillons oder der angeleuchteten Oldtimertechnik sei bestens gewesen. Außerdem wurde die Jugendveranstaltung auch vom älteren Publikum besucht. Als die letzten Klänge von "Nowbody Knows" kurz vor Mitternacht in der Scheune verklungen waren, sah man viele Gäste, die sich vorher zu Folk bewegten, dann zur Techno-Musik tanzen. Ja, die Jugendveranstaltung, so Dobberkau, habe sich bewährt und sei es wert, auch beim dritten Plum-Mus-Fest wiederholt zu werden.
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