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Renaturierung Letzter großer Erdaushub in Hoher Garbe

Arten- und Klimaschutz: Mit einem letzten Kraftakt soll die Renaturierung der Hohen Garbe zum Jahresende weitgehend vollendet sein.

Von Ralf Franke 03.10.2020, 01:01

Wanzer l Unter dem Motto „Die Elbe ist reif für die Insel“ feierte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in dieser Woche den Start der letzten großen Baumaßnahme im Rahmen des Projektes „Lebendige Auen“ für die Elbe in der Hohen Garbe bei Wanzer (Volksstimme berichtete).

Neben Mitgliedern des BUND-Vorstandes und den Projektverantwortlichen vom Auenzentrum Burg Lenzen waren Vertreter aus Politik und Verwaltung sowie Sponsoren zum symbolischen Spatenstich auf Kälberwerder im südlichen Teil des Elbebogens in Omega-Form eingeladen, um das Feld in den kommenden Wochen Baggern und Lkw zu überlassen.

Vor zwei Jahren konnten die ersten der Altdeiche im Norden des rund 420 Hektar großen Schutzgebietes mit finanzieller Unterstützung des Bundes geschlitzt werden, weil die neuen Hochwasserschutzwälle weiter ins Hinterland bis Wanzer gerückt sind, um dem Strom mehr Raum zu bieten. Weil das Elbewasser so aber auch schnell abfließen kann, sorgt das für ein Mehr an Biodiversität für die typische Flora und Fauna, wie sie für die selten gewordenen Auenlandschaften essenziell ist. Gleichzeitig werden alte Flutrinnen wieder aktiviert, die Kälberwerder schon bei mittlerem Hochwasser zur Insel machen. Dass das früher die Regel war, verrät auch der Begriff Werder, der bereits im Mittelalter für Flussinsel stand. Diese lebendigen Landschaften, so die Leiterin des BUND-Auenzentrums Meike Kleinwächter, dienten letztlich auch dem Schutz des Klimas und vor Hochwasser

Der Erdaushub, der anfällt, um den alten rund zwei Kilometer langen Elbarm wieder herzustellen, bleibe vor Ort und werde im Umland bis maximal 50 Zentimeter aufgebracht, so Projektleiter Dieter Leupold. Die geschlitzten Altdeiche erhalten Röhren von bis zu drei Metern Durchmesser, damit genug Wasser fließen kann und alte Überwege erhalten bleiben. Auch für Landwirte, die das Gebiet weiter als extensives Grünland nutzen dürfen. Rund die Hälfte der Hohen Garbe sind Wiesen, die andere Hälfte ist Baumbestand, der Zuwachs in der Art der typischen Hartholzauenwälder bekommen soll beziehungsweise schon bekommen hat.

Um das Projekt langfristig auf eigene Füße zu stellen, bedurfte es eines Flurneuordnungsverfahrens, das aus Hunderten Flurstücken ein paar Dutzend und den Grunderwerb durch den BUND beziehungsweise seine Stiftung möglich machte. Etwa 90 Prozent des Schutzgebietes könnten sich so künftig eigendynamisch entwickeln, hieß es beim symbolischen Spatenstich.

Dass neben den Landwirten auch die Anwohner in das Verfahren einbezogen werden, war den Verantwortlichen nicht nur bei der Entwicklung der prämierten Auen-App-Tour wichtig, gelang aber offenbar nicht immer. So monierte der frühere Bürgermeister von Wanzer, Jonny Buck, vor Ort, dass die Behörden ein Angelgewässer als Viehtränke zugelassen hätten, und prangerte im Zuge der BUND-Aktivitäten das Sterben von benachbarten Eichenbeständen an.

Wobei Leupold betonte, dass die Eichen wie anderswo auch unter den Folgen von Trockenheit und dem Befall durch den Eichenprozessionsspinner leiden würden. Was das Tränken von Rindern und deren Hinterlassenschaften im Angelgewässer betrifft, will sich Landrat Patrik Puhlmann kümmern, weil in seinem Haus die genehmigende Behörde sitzt.