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Hobby Rohrbecker entdeckt Epoxidharz für sich

Verliebt in ein Material? Das geht. Der Rohrbecker Peter Kunze hat in Epoxidharz eine neue Leidenschaft für sich entdeckt.

Von Karina Hoppe 13.12.2020, 23:01

Rohrbeck l Peter Kunze spricht von „Gewitter im Kopf“. Er hat es, wenn er sich etwas ausdenkt und dann nochmal bei der Umsetzung, „wenn es am Ende wirklich so wird, wie ich‘s mir gedacht habe“. Im Moment denkt der Rohrbecker in seiner Freizeit vor allem an Epoxidharz und was er damit so anstellen kann. „Das ist genau mein Material.“

Es begann mit einem Geschenk von einem Freund, das „Kunzi“ vor zwei Jahren zu seinem 50. Geburstag bekam. Ein selbst gefertigtes Holzschild mit Jägervers drauf. „Das hat mich sehr berührt.“ Und Peter Kunze, der sich nach der Arbeit nicht auf die Couch setzen könne, begann selbst mit dem Tüfteln, kaufte sich einen Dremel und fing an, sich im Internet auf dem Youtube-Kanal Bastelfilmchen anzuschauen. Darüber stieß er auf Epoxidharz und war sofort begeistert. „Ich habe drei oder vier Monate nur recherchiert und dann mit dem Ausprobieren begonnen.“ Die ersten Male ging einiges schief, „die Prozesse kannst du dir nicht abschauen, das musst du selbst ausprobieren“.

„Kunzi“ tat es, baute zum Beispiel eine beleuchtete Holzstele mit eingelassenem Epoxidharz, und einen Bierzapfhahn mit Bierstrahl ins Glas samt weißer Krone drauf. Aber das waren alles nur Testballons. „Ich wollte von Anfang an einen River-Tisch und dafür nicht 5000 Euro bezahlen.“

River-Tisch (Fluss-Tisch) heißt, dass sich ein Fluss-Imitat aus Epoxidharz über die Tischplatte schlängelt. Das Holz daneben sollte wegen der Wirkung bewusst krumm und schief sein. Der Plan war also gesteckt: Im August begann der Rohrbecker damit, sich eine Form zu bauen. Die gesägten Holzbalken kamen an die Außenwände. „Mit Epoxidharz behandelt, damit du später keine Kapillarwirkung hast.“ Und dann begann das Gießen. Kunze bestellte 80 Liter Epoxidharz für 1190 Euro. „Das muss man wollen.“ Die Komponenten gemischt und mit Farbe versehen goss Kunze das Flussbett zunächst flach aus, ließ es aushärten und dekorierte Steine hinein. Der nächste Guss ging bis zur Holzoberkante, noch Farbe für die Effekte hinzu. Und zwischendurch hektische Anrufe beim Hersteller, „weil das Zeug einfach nicht fest werden wollte, aber ich hatte alles richtig gemacht, das braucht eben Tage“. Zur Krönung nochmals eine Deckschicht auch übers Holz. Wieder trocknen lassen, dann stundenlanges Schleifen. Von 8er bis 2500er Körnung, zum Finale noch Polierpaste. Die Metallbeine schweißte „Kunzi“ sich selbst, ließ sie pulverbeschichten, montierte sie. Unter der 110 Kilogramm schweren Platte montierte er schließlich noch eine Lichtkonstruktion. Und jetzt, wenn seine Familie am Tisch isst, „ist das einfach nur geil. Dieses Gefühl, diesen Tisch gibt‘s nur einmal“.

„Kunzi“ hat also Feuer gefangen. Gerade baut er seine Garage zur Epoxidharz-Werkstatt um, holt sich seine Infos samt Material immer mehr von US-Amerikanern. „Die sind mit allem 20 Jahre weiter, ich musste mir erstmal eine Kreditkarte zulegen“, sagt und lacht Peter Kunze, der seine neue Leidenschaft „nur“ als Hobby betreiben will. Dafür liebe er seinen Job als Administrator im Sozialen Dienst der Lebenshilfe Osterburg viel zu sehr. W-Lan soll die Werkstatt aber erhalten. Filme für Youtube drehen, das könne Kunze sich gut vorstellen. Er, der Jäger, Schweißhundeführer, Jagdhornbläser, glückliche Ehemann, Vater und Großvater. „Und ein Spinnkopp bin ich noch, sonst machste sowas nicht.“