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Polizei trennte beide Lager Rund 300 Teilnehmer bei den Demos in Seehausen

Körperliche Auseinandersetzungen konnte die Polizei bei den Demos in Seehausen verhindern. Nach Aussage der Umweltaktivisten hätte es jedoch in der Nacht zum Sonnabend im Bahnhof eine Explosion gegeben.

Von Ingo Gutsche 24.05.2021, 14:31
Linke Demonstranten und A-14-Gegner versammelten sich in einem Demonstrationszug. ?Wer Straßen sät wird Verkehr ernten?, prangte als Schriftzug auf einem Banner. Die Polizei schätzte die Zahl auf etwa 120 Anhänger.
Linke Demonstranten und A-14-Gegner versammelten sich in einem Demonstrationszug. ?Wer Straßen sät wird Verkehr ernten?, prangte als Schriftzug auf einem Banner. Die Polizei schätzte die Zahl auf etwa 120 Anhänger. Fotos: Ingo Gutsche

Seehausen - „Wir haben mehrere Strafanzeigen gestellt“, sagt ein Aktivist, der sich seit mehreren Tagen im Seehäuser Bahnhof aufhält. Er spricht von Personen, die in der Nacht zum Sonnabend, etwa gegen 0.30 Uhr, gewaltsam in das Gebäude eingedrungen, mehrere im Erdgeschoss liegende Bereiche verwüstet und einen Sprengsatz gezündet hätten. Die jungen Leute, die den in Privatbesitz befindlichen Bahnhof zu einem „offenen Haus“ entwickeln würden, appellieren an einen respektvollen Umgang miteinander. Das Gebäude dient auch als Basislager für die Waldbesetzer. Das Polizeirevier Stendal konnte am Montag noch keine Auskunft zu einem Sprengsatz geben.

Die Versammlungen am Freitagabend seien „nahezu störungsfrei“ vonstatten gegangen, sagt die Polizei. Allerdings haben sich nach dem Ende beide Lager in der Nähe des Bahnhofsvorplatzes formiert. Die beiden Gruppen zu je 100 Personen wurden von der Polizei räumlich voneinander getrennt. Im Nachgang kam es mehrfach im Stadtgebiet zu kurzzeitigen Aufeinandertreffen mehrerer Kleingruppen und verbalen Auseinandersetzungen, teilt die Polizei mit.

Der AfD-Landesverband organisierte am Freitagabend vor dem Seehäuser Bahnhofsgebäude eine Demonstration, zu der etwa 180 Leute erschienen. Landtagsmitglied und –kandidat Ulrich Siegmund aus Tangermünde freute sich als Organisator über die Anzahl und machte als Redner deutlich, dass seine Partei „den Widerstand nicht tatenlos so hinnehmen“ werde. Er bezog sich auf die Waldbesetzer bei Losse, die dort gegen die geplante Autobahn ein Zeichen setzen wollen. Für Siegmund sind diese Personen „Klimaterroristen“. AfD-Landtagskandidaten Sandra Matzat aus Dobbrun wandte sich ebenfalls an die Demo-Beteiligten. Für sie ist das Camp bei Losse mit den „neuzeitlichen Hütten im Wald“ in Anlehnung an die Protestaktionen und langen Waldbesetzungen zwischen Köln und Aachen schon jetzt „das Hambacher Forst 2.0“. Auf eine schnelle Räumung des Camps hoffen auch A-14-Befürworter, die sich am Freitagabend unter die Demo-Teilnehmer mischten. Sie sprachen hinsichtlich der Waldbesetzer von „Schmarotzern“. Viele Seehäuser verfolgten ebenfalls das Geschehen. So wie Nadine Weyhe. „Wir brauchen die Autobahn“, gehört sie zu den Unterstützern der Verlängerung der Autobahn A 14. Für sie war es zweitrangig, wer die Demo initiierte.

Die andere Seite, die der A-14-Gegnerschaft, wollte als Gegendemo ebenfalls lautstark auf sich aufmerksam machen. Die Polizei schätzte die Zahl auf etwa 120 Anhänger, die unter dem Motto „Keine A 14“ zunächst vom Postplatz durch die Straßen Seehausens zogen und dann nahe der AfD-Kundgebung protestierten. Darunter waren auch A-14-Anhänger, die jedoch Gesicht gegen die AfD zeigen wollten.

„Lieber A 14 als Öko-Chaos“, steht auf diesem Schild geschrieben. Die AfD rief am Freitag in Seehausen zur Demo auf.
„Lieber A 14 als Öko-Chaos“, steht auf diesem Schild geschrieben. Die AfD rief am Freitag in Seehausen zur Demo auf.
Foto: Ingo Gutsche
Zwei Züge der Bereitschaftspolizei und Beamte der Stendaler Polizeiinspektion trennten beide Lager voneinander.
Zwei Züge der Bereitschaftspolizei und Beamte der Stendaler Polizeiinspektion trennten beide Lager voneinander.
Foto: Ingo Gutsche