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Schädling Hilft Heißschaum gegen den Spinner?

Im Kampf gegen den Eichenprozessionsspinner verspricht „ElmoTherm“ eine wirksame ökologische Methode. Ein Osterburger setzt darauf.

Von Karina Hoppe 18.12.2019, 23:01

Osterburg l „Heißen Schaum gegen Unkraut gibt‘s schon lange, das ist an sich kalter Kaffee“, sagte am Dienstagnachmittag Jürgen Dietrich von der Osterburger Firma SBK Dietrich, die auch Schädlingsbekämpfung in ihrem Repertoire hat und diesbezüglich nun auf ein altes Pferd mit neuer Methodik setzt. Im Kampf gegen den Eichenprozessionsspinner hat der Unternehmer mehrere 10.000 Euro in ein Gerät der Firma ElmoTherm investiert, was die Vertreiber desselben von der Hensing GmbH aus dem Münstlerland an der Osterburger Bleiche gleich mal vorführten.

Das heißt, erstmal gab es ein bisschen Theorie. ElmoTherm arbeite tatsächlich mit einer alten Methode, nämlich heißem Schaum, aber habe eine Technik der Ausbringung auf senkrechten Flächen entwickelt. Sprich auf Bäume, an denen die Eichenprozessionsspinnernester auch hier zu Hauf hängen. Während die zugelassenen Biozide mäßig wirkende Fraßgifte sind, die nur in einem bestimmten Zeitfenster und in großer Menge auf das Blattwerk der Eichen aufgebracht werden, könne das ElmoTherm-System ganzjährig gesprüht werden.

Und zwar direkt auf die Eier, Raupen oder Nester. Die Wirkung beruhe auf der Hitze von 96 Grad, „die Eiweißstrukturen werden dabei zerstört“, erklärte Alexander Handt von der Hensing AG. „Es ist dasselbe, als würden sie ein Ei ohne Schale in Wasser am Siedepunkt werfen.“ Binnen vier bis acht Sekunden trete die Wirkung ein. Der Schaum verlangsame das Abkühlen des Wassers, der Schaumbildner sei das Gemeimnis und in die Betriebsmittelliste für ökologischen Landbau des Forschungsinstitutes für biologischen Landbau aufgenommen. Wie die Männer von der Hensing GmbH mitteilen, handele es sich unter anderem um Zusätze wie Rohrzucker, Kokosfett und Maisstärke, „aber mehr können wir nicht sagen, nur, dass man es trinken könnte“.

Vertreter unter anderem der Kommunen Osterburg (hier Straßenmeisterei) und Seehausen waren gekommen, warteten nach dem Theoriepart gespannt auf die Vorführung. Dietrich hat eines der oder das größte der möglichen rund 10.000 bis 50.000 Euro teuren Geräte gekauft.

Es kommt als großer Anhänger daher, „und es ist alles an Bord“, sagte Handt. Generator, Dieseltank für den Brenner und Wassertank mit einem Fassungsvermögen von 900 Litern. Mittels Handlanze brachte Handt das dampfende Schaumgemisch auf die Rinde eines Baumes, es roch ein bisschen nach Autowäsche. „Der Schaum muss noch richtig eingestellt werden“, sagte Dietrich. Als er vor dem Kauf eine Vorführung sah, war er fester. „Wie Rasierschaum, das spielt sich ein.“

Zwei Behandlungen pro Baum sollen genügen, die zweite für jene Stellen, die man beim ersten Mal nicht erwischt wurden, wenn man etwa in der „Eierphase“ besprüht. Je nach Befall seien pro Tag um die zehn Bäume zu schaffen, ähnlich der mechanischen Absaugung. „Aber hier sind sie dann weg“, sagt Dietrich, von der Wirkung überzeugt.

Es werde nicht das Allheilmittelsein, wenn aber etwa Bäume in einem Kindergarten befallen sind, könne man schnell und effektiv handeln. Denn, das versprechen die Hersteller, durch die Hitze würde auch das Gift der Nesselhaare seiner Wirkung beraubt, weswegen die Nester kein Sondermüll mehr seien.

Der technische Nachweis sei gerade bei der TU Düsseldorf in Arbeit. Städte wie Münster hätten schon testweise Erfolge mit der Methodik erzielt. Interessiert, aber naturgemäß noch skeptisch zeigten sich hiesige Vertreter der Kommunen. Was der Einsatz die Kommunen kosten würde, sei noch nicht komplett durchkalkuliert.