Hilfswerk zieht Jahresbilanz und wählt neuen Vorstand / Kinderaufenthalte weiter im Fokus Tschernobylhilfe braucht mehr Lobby
Beuster l Die meisten Vereine kümmern sich um Personen, Aktivitäten oder Einrichtungen vor Ort. Die räumliche Nähe macht es da auch Unterstützern einfacher, sich mit Projekten zu identifizieren.
Beim Hilfswerk "Kinder von Tschernobyl" ist das anders. Das Ziel der Initiativen des gemeinnützigen Vereins mit Sitz in Beuster ist rund 1600 Kilometer weit entfernt. Trotzdem funktioniert die Partnerschaft seit 1991, als sich der Verein fünf Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Terschernobyl gründete, die auch weite Teile im weißrussischen Kreis Narowlja verstrahlte.
Hilfstransporte lange vorbei
Die Zeiten der Hilfstransporte, so die Vereinsvorsitzende Veronika Benecke bei der Jahreshauptversammlung am Mittwochabend in der Osterburger Stadt- und Kreisbibliothek, ist lange vorbei. 1997 rollten die letzten Lkw mit Hilfsgütern nach Osten. Weil es die Lukaschenko-Regierung den Helfern so schwer machte, ihre Güter zu verteilen, konzentrieren sich die Ehrenamtlichen darauf, Erholungsaufenthalte für bedürftige Kinder der Partnerregion zu organisieren.
18 Kinder und zwei bis drei Betreuer kommen so Jahr für Jahr für vier Wochen im Sommer in die Altmark, um ein paar unbeschwerte Tage zu erleben und Kraft für die Zukunft zu schöpfen. Dazu pflegen die Helfer unter anderem zu einer Schule Kontakte, um die Arbeit der Pädagogen zu unterstützen. Das reicht von Wandfarbe über Sanitärzubehör und diverses Lernmaterial bis zu finanziellen Zuschüssen für ein regelmäßiges Mittagessen von Kindern aus besonders ärmlichen Verhältnissen.
Mit guten Worten ist da wenig zu machen. Die Aktivitäten des Vereins kosten vor allem Geld. Allein der Ferienaufenthalt schlägt jährlich mit gut 15000 Euro für Transport, Unterbringung und Verpflegung zu Buche. Und das klappt auch nur, weil viele Aktivitäten den Verein kein Geld kosten, erklärt Schatzmeisterin Margrit Rieger mit Blick auf die regionalen Banken, die beiden Land- und Kirchenkreise, die Kommunen Osterburg sowie Seehausen und viele andere, die die Arbeit mit großen und kleinen Geld- oder Sachspenden unterstützen.
Inspiration durch Preisträgerin
Um den sprichwörtlichen Laden am Laufen zu halten, bedarf es vor allem Lobby-Arbeit, die die 17 Mitglieder wieder etwas mehr forcieren wollen. Auch mit Benefizveranstaltungen, für die Klaus Hartmut Gebhardt eine neue Idee ins Spiel brachte. Er regte eine Lesung mit Büchern der weißrussischen Autorin Swetlana Alexijewitsch an, die in diesem Jahr den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten hat und die Situation in den verstrahlten Gebieten schonungslos darstellt.