Initiative für 30-km/h-Tempolimit für Lkw in den Orten der L2 trifft sich mit Behördenvertretern Wenig Handhaben gegen Verkehrsbelastung
Seit Monaten setzten sich Einwohner aus der Gemeinde Aland für ein 30-km/h-Tempolimit für Lkw innerhalb der Orte an der L2 ein. Vor wenigen Tagen trafen sich die Initiatoren mit Vertretern unterschiedlicher Behörden in Wanzer.
Wanzer l Wanzer ist ein beschauliches Dörfchen - ebenso wie die anderen Orte entlang der Landesstraße L2. Genauer gesagt, es könnten beschauliche Dörfer sein - wenn da nicht der Schwerlastverkehr wäre, der täglich auf der Straße unterwegs ist.
"Wir sind nach der Wende nach Wanzer gezogen, wegen der idyllischen Lage des Ortes und der angenehmen Ruhe. Hier konnten die Kinder noch gefahrlos an der Straße spielen. Dann wurde die L2 abschnittsweise ausgebaut. Darüber haben wir uns anfangs noch gefreut und auch in unser Haus investiert, zum Beispiel schallisolierende Fenster eingebaut. Aber im Lauf der Jahre nahm der Verkehr immer mehr zu, vor allem der Lkw-Verkehr. Mittlerweile ist ein unerträgliches Maß erreicht", beschrieb Christina Kloss von der Initiative für das Lastwagen-Tempolimit den Gästen. Dazu gehörten Manfred Krüger, Leiter des Landesstraßenbauamtes in Stendal, Stephanie Bütow und Elisabeth Glöß vom Landkreis Stendal, Ordnungsamtsleiterin Romy Schulze und der Bürgermeister der Gemeinde Aland, Hans-Joachim Hildebrandt. Auch weitere Einwohner aus Wanzer und anderen Orten sowie ein Polizeivertreter nahmen an dem Treffen teil.
Laut Christina Kloss mache der Lkw-Fernverkehr mittlerweile einen beträchtlichen Teil des Gesamtverkehrs aus - Containerfahrzeuge, die von den Seehäfen kommen beziehungsweise dorthin fahren. Dass tatsächlich viele Brummis auf der L2 unterwegs sind, davon konnten sich die Anwenden bei dem Treffen in Wanzer überzeugen.
Mussten bereits Risse am Haus ausbessern
"Viele Lkw", unterstrich Kloss, "überschreiten die Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h. Das führt zu zusätzlicher Lärmbelastung und zu Erschütterungen. Unser Haus liegt dicht an der Straße. Darum bekommen wir das besonders zu spüren. Oft wackeln die Gläser in den Schränken. Das Haus wies bereits Risse auf, die wir ausbessern mussten. Besonders schlimm ist es, wenn die Lkw über Gullys und Schachtabdeckungen fahren oder die Bordsteine berühren. Dann kracht es weithin hörbar. Die Erschütterungen sind extrem." Mehrere Einwohner aus Wanzer und Umgebung bestätigten ähnliche Erfahrungen. Die Raserei sei schlimm. Zeitweise sei es gefährlich, als Fußgänger oder Radfahrer in den Orten unterwegs zu sein, vor allem für Kinder. "Es ist ein Wunder, dass noch nichts passiert ist", hieß es mehrfach. Zudem seien an den Straßen schon Schäden entstanden.
Kloss weiter: "Wenn man den Schwerlastverkehr schon nicht abstellen kann, so sollte doch wenigstens durch eine Geschwindigkeitsdrosselung dafür gesorgt werden, dass sich die Belastung für die Anwohner in Grenzen hält. Durch ein Tempolimit auf 30 km/h würde eine deutliche Entlastung geschaffen werden."
Die Behördenvertreter hörten sich die Schilderungen in Ruhe an und zeigten Verständnis, dass die Betroffenen den Straßenverkehr als Belastung empfinden. Aber sie machten den Initiatoren wenig Hoffnung, dass sich das angestrebte Lkw-Tempolimit durchsetzen lasse. "Auf der L2 gilt die Straßenverkehrsordnung, eine Verordnung des Bundes. Es gibt genaue Regeln, ab wann mit zusätzlichen Beschränkungen in den fließenden Verkehr eingegriffen werden kann. Maßgebliche Faktoren sind dabei die Verkehrsbelastung und die Lärmbelastung. An der L2 werden die Grenzen nicht erreicht. Es gibt Straßen, wo die Belastung viel höher liegt, aber Beschränkungen trotzdem nicht durchgesetzt werden", so Elisabeth Glöß.
1000 Fahrzeuge pro Tag - Tendenz steigend
Manfred Krüger berichtete, dass die Verkehrsbehörden in regelmäßigen Abständen Zählungen und Messungen an den Straßen in ihrem Zuständigkeitsbereich durchführten, so auch an der L2. Der Amtsleiter sagte, dass die jüngste Zählung rund 1000 Fahrzeuge pro Tag auf der L2 ergeben hätte, davon über 200 Lkw - allerdings mit steigender Tendenz.
Die Einwohner betonten jedoch, dass die L2 schmal sei und die Häuser zum Teil sehr dicht an der Straße lägen, was die Belastung steigen lasse - vor allem angesichts der Geschwindigkeitsüberschreitungen. "Wenn wenigstens der Raserei Einhalt geboten würde", hieß es mehrfach. Hildebrandt schlug vor, beispielsweise in Wanzer an den Ortseingängen ein automatisches Geschwindigkeits-Messsystem einzurichten, das den Fahrern ihr Tempo anzeigt. Er verwies auf das Beispiel Erxleben. Die Behördenvertreter bestärkten die Initiatoren, diese Idee umzusetzen. Krüger versprach zudem, für eine Ausbesserung von innerörtlichen Straßenschäden zu sorgen.
Die Einwohner wollen jedoch weiter für ein 30-km/h-Tempolimit für Lkw in den Orten der L2 kämpfen.