Werner Koch entlockt der Orgel zwei Drittel ihrer Kraft

Am Sonntag erklang die Buchholzorgel zu Gunsten ihrer geplanten Restaurierung. Werner Koch aus Rostock konnte zirka 20 Zuhörer in die Osterburger Nicolaikirche locken.

Osterburg. Kantor Friedemann Lessing begrüßte Publikum und Künstler im Gotteshaus. Nachdem ein geplantes Konzert aus gesundheitlichen Gründen abgesagt werden musste, sollte es nun zum musikalischen Genuss kommen.

Werner Koch, der gemeinsam mit Friedemann Lessing Kirchenmusik in Dresden studiert hatte, kündigte für sein Programm Werke von Georg Friedrich Händel und Johann Ernst Eberlin an. Der Musiker, der als Orgelsachberater in der katholischen Kirche in Mecklenburg-Vorpommern tätig ist, sagte zum Zustand der Buchholzorgel: "Ich kann mich nicht erinnern, in den letzten Jahren an einer Orgel gesessen zu haben, die sanierungsbedürftiger war."

Technische Mängel und auch der Holzwurm machen dem alten Kircheninstrument zu schaffen. Koch rief das Publikum dazu auf, sich für die Rekonstruktion der Orgel einzusetzen, entweder finanziell oder durch das Verbreiten des Anliegens.

Dann begann Koch das Konzert, bei dem er den Teil der Orgel verwendete, der noch bespielbar ist. Er eröffnete den Abend mit mehreren Voluntaries von Georg Friedrich Händel.

Trotz der Schäden der Orgel wirkte der Klang angemessen für solche altehrwürdigen Stücke. Die filigranen und anspruchsvollen Tonfolgen meisterte der Preisträger des "Improvisationswettbewerbes der Konzerthalle am Boulevard" in Halle mit Leichtigkeit.

Bevor weitere Voluntaries des berühmten Komponisten Händel folgten, erklang die Orgelmesse von Johann Ernst Eberlin. Die Gesangsteile des Werkes übernahm Friedemann Lessing, der von der Orgelempore aus kräftig den lateinischen Text sang. Orgel und Stimme harmonierten dabei sehr gut, beide Akteure bildeten ein gut abgestimmtes Team.

Das Publikum dankte den Künstlern für das interessante Konzert mit lautem Applaus, jedoch war eine Zugabe aus Zeitgründen einfach nicht mehr möglich - Werner Koch musste pünktlich seinen Zug erreichen.

Als Abschluss sagte er, dass die Orgel an diesem Tag mit ungefähr zwei Dritteln ihrer möglichen Klangkraft erklungen sei. Er rief das Publikum auf, sich vorzustellen, wie schön ein hundertprozentiges Klangerlebnis nach der Restaurierung sein müsse. Als Dankeschön für das gagenfreie Gastspiel überreichte Friedemann Lessing dem Gast einige Andenken an die Osterburger Buchholzorgel.

Der Kantor lud an dieser Stelle zum nächsten Gastspiel zu Gunsten der "Königin der Instrumente" ein. Am 10. September wird Antje Schneider ab 17 Uhr in der Nicolaikirche im Rahmen des Grenzgängerfestivals ein literarisch-musikalisches Bach-Programm aufführen.

Gegenüber der Volksstimme informierte Friedemann Lessing, dass in dieser Woche eine Sitzung des Fördervereins der Buchholzorgel stattfinden werde, auf der die Nachfolge des verstorbenen Vereinsvorsitzenden Hartmuth Raden geklärt werden soll. Dabei sei zu prüfen, ob eine Vollversammlung einzuberufen ist.