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Firma Fangmann aus Salzwedel erforscht neue Möglichkeit zur Heiß-Wasser-Gewinnung 5000 Meter unter der Erdoberfläche

Von Christina Bendigs 03.08.2013, 03:13

Wie lässt sich heißes Wasser aus Gesteinsschichten, die 4000 bis 5000 Meter unter der Erdoberfläche liegen, umweltschonend und effizient fördern? Damit befasst sich die Firma Fangmann Energy Services aus Salzwedel im Rahmen eines Forschungsprojektes, für das sie Fördergeld erhalten hat.

Salzwedel l Sie heißen Stimulationsfluide, und sie werden tief in die Erde gepumpt, um dort heißes Wasser aus Gesteinsschichten zu lösen. Bislang kommen dabei hauptsächlich Flüssigkeiten zum Einsatz, die auf Salzsäure basieren. Doch das soll sich ändern - und ein Unternehmen aus Salzwedel wird dazu beitragen. Die Firma Fangmann Energy Services forscht mit einem Stimula-tionsfluid, das wirkungsvoller und auch umweltschonender funktioniert. Ihr Forschungsvorhaben wird mit Fördergeld unterstützt. Den Bescheid erhielt Geschäftsführer Steffan Gerdes diese Woche. Nun kann es losgehen.

"Man muss es eben nur entsprechend nutzen."

Dass sich gerade ein Unternehmen aus Sachsen-Anhalt mit so einem Forschungsprojekt befasst, wo doch vor allem in Bayern Geothermieprojekte großes Potenzial haben, lässt Steffan Gerdes zunächst ein wenig schmunzeln. Doch die Begründung ist logisch: Im Norden Deutschlands liegen die größeren Vorkommen an Erdöl und Erdgas, sodass sich hier auch die Servicefirmen in diesem Bereich entwickelt haben - Celle, Vechta und eben auch Salzwedel, zählt Steffan Gerdes auf.

Doch nicht nur Erdöl und Erdgas werden als Energielieferanten genutzt. Auch mit heißem Wasser tief aus der Erde können Wärme und Strom erzeugt werden. Da liege ein unheimlich großes Potenzial unter der Erde, das unabhängig von Wind oder Sonne vorhanden ist: "Man muss es eben nur entsprechend nutzen", sagt Steffan Gerdes. So heiß wie möglich soll das Wasser aus der Erde kommen, etwa 120 bis 160 Grad Celsius, damit Kraftwerke effektiv arbeiten können.

Die Salzsäure ist ein Stimulationsfluid, dessen Wirkung sich bei hohen Temperaturen schnell verliert. Außerdem muss die Salzsäure aufgrund ihrer und der Lagerstätten Eigenschaften mit Zusätzen entsprechend versehen werden. Die vier Leute, die das neue Forschungsteam bilden, erproben nun eine Flüssigkeit, die verzögert reagiert und dadurch tiefer ins Gestein eindringen kann. Die neue Substanz soll zudem geringere korrosive Eigenschaften haben und auf diese Weise die Technik schonen. Kosten für Sicherheits- und Umweltschutzmaßnahmen könnten mit ihr gesenkt werden, denn auch den Anteil der Zusätze will Fangmann drastisch verringern und die Bioabbaubarkeit zum Schutz der Umwelt erreichen.

Geforscht wird an der Erdoberfläche, hauptsächlich im Labor, das sich derzeit noch im Umbau befindet. "Wir werden noch ein Kernflutungsgerät bestellen, in dem dann die Wirksamkeit der Flüssigkeit getestet und mit den herkömmlichen Stimulationsfluiden verglichen wird", erzählt Steffan Gerdes. Und so ein Forschungsprojekt zieht sich hin: Im Jahr 2015 sollen spätestens die Ergebnisse vorliegen. Dann kann das Unternehmen überall dort, wo Heiß-Wasser-Vorkommen liegen, mit seiner Technik zum Einsatz kommen. Schon jetzt hat die Firma Projekte unter anderem in Frankreich, in der Schweiz, in Österreich und den Niederlanden. Hilfe gibt es von Geologen, die das Erdgestein bereits gut erforscht haben, wie Steffan Gerdes berichtet. An entsprechenden Stellen, wo beispielsweise heißes Wasser vermutet wird, werden dann Bohrungen realisiert, und wenn sich die Untersuchungen bestätigen, kann es lauten: Heißes Wasser marsch.