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90. Geburtstag Die Leidenschaften des Erwin Ebeling

Vom Schuhmacherhandwerk will Erwin Ebeling aus Arendsee nicht lassen - auch nicht mit 90 Jahren.

Von Helga Räßler 12.06.2018, 03:00

Arendsee l „Wir haben die eiserne Hochzeit im Mai im Krankenhaus feiern müssen“, sagt Erwin Ebeling. Kurz danach starb seine Ehefrau, die er zuletzt wegen ihrer Erkrankung liebevoll umsorgt hatte. Sie fehlt. Deshalb habe er eigentlich seinen 90. Geburtstag auch gar nicht feiern wollen. Aber Tochter, Schwiegertochter, Enkel und Urenkel hatten ihn gedrängt.

Und als die ersten Gratulanten kamen, freute er sich doch. „Viele haben schon früh angerufen, naja, früher schickte man Karten“, meinte er schmunzelnd, während er immer wieder zum Telefonhörer greifen musste.

Eine besondere Freude war der Besuch seiner Sangesfreunde vom einstigen Männergesangverein MGV 1847. Vier sind noch übrig. Mit ihnen zusammen sang er unter Leitung von Jürgen Luckas „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ und „Heut ist ein wunderschöner Tag“. Sein klarer Tenor war deutlich herauszuhören. Das Singen gehörte schon immer mit zum Leben Erwin Ebelings, ob erst im Schulchor, während der Gefangenschaft, im gemischten, im Kirchen- und im Männerchor.

Und ebenso liebt er die Gartenarbeit. „Früher baute ich Spargel in acht Reihen an, später wurde es weniger“, denkt er zurück. Kartoffeln und Grünkohl gab es auch in seinen Beeten. „Heute ist es wesentlich weniger, aber ich werkle immer noch im Grünen herum“, räumt er ein.

Am Geburtstag war er mal nicht in seiner Werkstatt anzutreffen, sondern mit seinen Gästen im Hof und im Garten. Aber sonst ist er täglich dort. Und das schon seit 76 Jahren. Heutzutage sei es aber eher sein Hobby. „Solange immer noch jemand kommt, um seine Schuhe reparieren zu lassen, so lange mache ich weiter“, sagt er. Er steige nicht freiwillig von seinem Werkstattschemel ab.

Allerdings seien die Schuhe nicht mehr das, was er darunter verstehe. Alles werde zu schnell weggeworfen. Die Qualität sei schlecht. Nichts werde mehr genäht, sondern lediglich geklebt. Das halte eben nicht sehr lange. Anders als seine Maschinen in der Werkstatt, die er hegt und pflegt. Die hatte er nach seiner Rückkehr aus russischer Gefangenschaft 1949 und der Arbeit in Osterburg und bei seinem einstigen Lehrmeister Hermann Struwe im Jahre 1959 eingerichtet.

Den Ehrentag genoss Jubilar Erwin Ebeling  mit Tochter, Schwiegertochter und deren Familien – auch vier Enkel und sechs Urenkel gehören dazu.