Ärger mit der Stadt Ab durch die Hecke

Gartenpächter klagen in Salzwedel über zu tief hängende Weiden. Selbst Rettungsfahrzeuge würden Umwege nehmen.

25.09.2019, 03:00

Salzwedel l Bodo Erdmann ist sauer. Der Salzwedeler hat wie elf weitere Pächter seinen Garten am Nachtweidenweg, unweit der Brückenstraße. Doch wenn er zu diesem fährt, gehtʼs ab durch die städtische Pflanzenwelt. Das Grün der Weiden ragt weit auf den Weg hinunter. „Bei Regen berühren sie fast den Boden“, klagt Erdmann.

Sein Garten-Nachbar Thomas Hille hatte genug davon, schließlich würden unter anderem die Autos zerkratzt werden. Also wandte er sich bereits Ende Juli schriftlich an das Bauamt der Hansestadt. Das Schreiben liegt der Redaktion vor. Darin klagt der Gartenpächter auch über den Zustand des Weges. „Beim Bau der Feuerwehr, genauer beim Umbau des Übungsgeländes, wurde der Weg von großen Lkw und Baggern sehr stark zerfahren.“ Das Glattziehen des Weges, das sonst jährlich stattgefunden habe, sei lange nicht mehr passiert. „Es sieht schlimm aus“, so Hille im Schreiben. Denn spätestens bei Regen würde sich der Weg in eine „Modderpiste“ verwandeln. Viele Autos würden deshalb auf den parallel verlaufenden Radweg ausweichen. Mit dem Ergebnis, dass die Radfahrer sich beschweren.

Auch der Lieferverkehr mache eine Bogen. „Ich habe ein Spielgerät für die Enkelkinder bestellt“, sagt Thomas Hille. Doch als der Fahrer am Nachtweidenweg ankam, habe er abgewunken, dort würde er nicht reinfahren.

Doch das größte Problem: Rettungsfahrzeuge würden nicht zu Patienten vordringen können. Dabei seien viele Herzkranke unter den Gartenpächtern. „Im Falles eines Brandes könnte die Feuerwehr nicht an den Brandort gelangen“, mahnte Thomas Hille in seinem Schreiben an die Stadtverwaltung. Denn dies sei so gar schon vorgekommen. „Bei einem Container-Brand auf dem DEBA-Gelände im letzten Jahr musste sich die Feuerwehr einen anderen Anfahrtsweg suchen“, erinnert er sich. Kaum auszumalen, wenn es um Leib und Leben geht.

Trotzdem: „Eine Antwort aus dem Rathaus steht bis heute aus“, sagt Hille, „die hätten sich doch wenigstens mal melden können.“ Also griff er zum Telefonhörer. Am Telefon hätte man ihm gesagt, man würde sich das Problem anschauen. Doch passiert ist nichts. Thomas Hille und die anderen Gartenpächter fühlen sich von der Verwaltung nicht ernst genommen. „Deshalb gehen wir jetzt den Weg über die Volksstimme“, sagt Bodo Erdmann.

Den Brief von Thomas Hille scheint man nun im Rathaus gefunden zu haben. Die Volksstimme wollte nämlich wissen, ob denn nicht bereits Reaktionen diesbezüglich eingegangen seien. „Es gab Hinweise bezüglich der Weiden“, erklärt Andreas Köhler auf Nachfrage. Und wichtig für die Gartenpächter: In der kommenden Woche ist der Baumschnitt der Weiden eingeplant.

Grundsätzlich gebe es planmäßige Baumkontrollen, heißt es aus dem Salzwedeler Rathaus. Diese würden ein- bis zweimal im Jahr erledigt. Dies sei aber von der Baumart abhängig. Die Weiden im Nachtweidenweg seien im vergangenen Jahr geschnitten worden.

Auf Nachfrage, wer denn für Schäden an den Autos aufkommt, die ihren Lack an den Weiden zerkratzen oder Radfahrer, die eventuell stürzen könnten und sich verletzen und ihr Rad beschädigen, heißt es von Andreas Köhler: „Bei Schäden kann sich grundsätzlich an die Stadt gewandt werden.“ Dann würden eventuelle Haftungsfragen geklärt werden.