Demonstration AfD-Kundgebung in Salzwedel unter lauten Protesten
Etwa 350 bis 400 Menschen demonstrieren in Salzwedel gegen eine AfD-Wahlkampfveranstaltung. Rund 200 Polizisten sind in der Stadt im Einsatz. Ein Gegendemonstrant wird festgenommen.

Salzwedel - Begleitet von lauten Protesten fand am Donnerstagabend (27. Mai) ab 18 Uhr eine AfD-Kundgebung auf dem Vorplatz des Salzwedeler Kulturhauses statt. Während etwa 40 bis 50 AfD-Sympathisanten versuchten, den Rednern der Partei zuzuhören, schallte ihnen von 350 bis 400 Demonstranten Rufe wie „Nazis raus“ entgegen.
Dezibelmesser im Einsatz
Bevor die AfD-Veranstaltung überhaupt beginnen konnte, sperrte die Polizei den Kulturhaus-Vorplatz mit Zäunen, sogenannten Hamburger Gittern, großflächig ab. „Wir haben etwa 12o Polizisten der Bereitschaftspolizei und 80 aus den Revieren der Polizeiinspektion Stendal im Einsatz“, erklärte der Pressesprecher der Polizei, Dirk Marscheider, der mit erheblicher Lautstärke seitens der Demonstranten rechnete. Doch diese wurde gedrosselt. Kreisordnungsamtsleiter Hans Thiele hatte zu diesem Zweck einen Dezibelmesser (dB) dabei. „Bei 85 dB ist Schluss“, sagte Thiele. Das aber galt auch für die Redner der AfD, die Thiele zwischenzeitlich mit 97 Dezibel gemessen hatte und den Regler nach unten schrauben ließ.

„Was in Salzwedel passiert, mit Sprühen von Hakenkreuzen und Davidsternen – der Antisemitismus und Rassismus, dass kann nicht so bleiben“, sagte Sabine Decker, die die Großdemonstration anmeldete. Neben Decker meldeten auch Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke und SPD Demonstrationen gegen die Kundgebung an. „Wir stehen hier für Menschenrechte und Demokratie“, sagte die Grünen-Stadträtin Cathleen Hoffmann: „Es ist wichtig zu zeigen, dass wir mehr sind.“
Für AfD-Stadtrat Hanns-Michael Kochanowski ist die Demonstration nur eine Verschwendung von Steuergeldern. Er habe die Kundgebung für den AfD-Kreisverband angemeldet. „Ich kann in Salzwedel keine rechte Szene erkennen.“ Außerdem verurteile er Extreme von Links und Rechts.
Im Laufe der Kundgebung kam es zwischenzeitlich zu Provokationen. „Von Links und von Rechts“, so der Polizei-Pressesprecher. So hätten zwei, dem rechten Lager zuzuordnende Personen versucht, die Demonstranten zu provozieren, weshalb die Polizei einschritt.

Wenig später wurde es noch einmal turbulent. Eine kleine Gruppe von Demonstranten geriet mit Polizisten aneinander, es kam zu Prügelszenen. Dabei wurde ein Demonstrant mit Kabelbindern um die Handgelenke abgeführt.
Gegen 19 Uhr, als sich das Feld der Demonstranten langsam lichtete, flogen schließlich noch vereinzelt Böller. Vertreter der Presse wurden beim Verlassen der Veranstaltung von Demonstranten wüst beschimpft.
Der Kreisvorsitzende der AfD, Sebastian Koch, konnte zwar damit leben, wie er sagte, dass sich ein Demonstrant mit Transparent in die Kundgebung auf dem Platz mischte. Doch die Kulisse habe er als bedrohlich wahrgenommen. Teilnehmer hätten Angst, wie er weiter erzählte, die Veranstaltung zu besuchen, geschweige denn zu verlassen.