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Arzt hört auf Auf zur Himalaya-Wanderung

20 Jahre hat Dr. med. Stefan Roth im Altmark-Klinikum Salzwedel gearbeitet. Am 1. Juni geht der ärztliche Direktor in den Ruhestand.

Von Anke Pelczarski 22.05.2019, 15:00

Salzwedel l „Wenn ich Chef werde, dann kann ich selbst etwas gestalten“: Mit diesem Gedanken ging Stefan Roth vor gut 20 Jahren „schwanger“. Er fand die Ausschreibung für einen Chefarzt-Posten, bewarb sich und erfuhr, dass es konkret um das Salzwedeler Krankenhaus gehe. Der heute 65-Jährige erhielt den Zuschlag. „Wir, meine Frau Lilliana und ich, haben uns hier umgeguckt. Die Gegend hat uns gefallen“, erzählt der gebürtige Stuttgarter, der in der Daimlerstadt Schorndorf aufgewachsen ist. Zwischen der Heimatstadt mit etwa 20 000 Einwohnern und dem beschaulichen Salzwedel fand er rasch Parallelen. Auch seine Frau freute sich auf die neue Region – für ihn eine wichtige Voraussetzung, um Ja zur Aufgabe als Chefarzt zu sagen.

Am 1. April 1999 hat der Internist mit dem Fachgebiet Gastroenterologie – die Bundeswehrzeit hat ihm den Anstoß gegeben, Medizin zu studieren – am Altmark-Klinikum mit seiner Arbeit als Chefarzt der Inneren Abteilung begonnen. „Am Gründonnerstag“, weiß er noch genau, als wenn es erst gestern gewesen wäre. Das Haus sei noch nicht fertig gewesen. Nebenan wurde gebohrt und gehämmert.

Vor 19 Jahren hat das Paar seinen Sohn als Baby adoptiert. Eine wohl überlegte Entscheidung. Denn hier gibt es ein Betreuungsangebot für die Jüngsten, mit dem sich Arbeit und Familie gut unter einen Hut bringen lassen.

Wenn Stefan Roth heute zurückschaut, fragt er sich: „Wo ist die Zeit geblieben?“ Er möchte sie nicht missen, trotz einiger schwieriger Momente wie Wechsel an der Führungsspitze des Klinikums oder dem Wirbelsäulenskandal.

„Die Entscheidung, nach Salzwedel zu gehen, war richtig und gut. Denn hier hatte ich viele Gestaltungsmöglichkeiten“, sagt er. Wünsche nach moderner Technik seien erfüllt worden, sodass Organe oder Körperhöhlen mittels einer weiterentwickelten Mini-Kamera noch besser betrachtet werden können. „Die Glasfaserendoskopie ist auf Videoendoskopie umgestellt worden. Das bietet die Chance, die Bilder schnell zu drucken. Der Befund geht gleich zurück auf die Station oder zum Hausarzt“, beschreibt Stefan Roth den Fortschritt.

Zum Aufgabenbereich seiner Abteilung zählen unter anderem Gallengang-, Kapsel- und Dünndarmspiegelungen. Vor 20 Jahren seien 2700 Patienten im Jahr betreut worden, heute seien es 5000. Aus 600 Endoskopien im Jahr seien 3000 geworden, aus elf Tagen Verweildauer durchschnittlich viereinhalb. Der Ärztliche Direktor sagt stolz, dass es in Salzwedel „die größte Endoskopie zwischen Lüneburg und Magdeburg“ mit engagierten Ober- und Assistenzärzten gebe. Die Technik sei auf dem neuesten Stand.

In seinem Fachgebiet sehe er viele Tumore. Traurig mache es ihn, wenn deren Entwicklung bereits fortgeschritten sei, glücklich dagegen, wenn sie früh entdeckt werden und eine Heilung noch möglich sei.

Freude bereite ihm, in der Ambulanz tätig zu sein, in der entzündliche Darmerkrankungen und der Reizdarm im Mittelpunkt stehen. „Da begleitet man Patienten über eine längere Zeit. Das habe ich sehr genossen“, beschreibt der 65-Jährige. Nun naht der Ruhestand: Er soll am 1. Juni beginnen. Doch so ganz zur Ruhe setzen will sich Stefan Roth nicht. „Ein bisschen was möchte ich noch gern machen, fühle mich fit. Ich werde eine Privatsprechstunde für den Reizdarmbereich und zum Polypabtragen anbieten. Der Vertrag ist bereits unterschrieben. Und wenn Not am Mann ist, würde ich im Bereich der Endoskopie mal aushelfen“, denkt er laut nach.

Langweilig wird ihm sicher zu Hause auch nicht. Da ist ein Fachwerkhaus aus dem Jahr 1850, das er sein Eigen nennt und an dem viel zu tun ist. Und auch der Garten will bewirtschaftet werden. Für ein weiteres Hobby erhofft sich der scheidende Ärztliche Direktor mehr Zeit: für die Wildfotografie. Am Grünen Band, in dessen Nähe er mit seiner Familie lebt, gibt es die Motive quasi frei Haus. Rehe, Bussarde, Kranich, Fuchs und Hase würden sich dort tummeln. „Ich muss noch ein bisschen üben, dass die Bilder gut werden. Bis ich die Kamera schussbereit habe, sind die Tiere oft schon weg“, verrät er und muss schmunzeln.

Ab Juni möchte er seiner Frau noch mehr als bislang im Haushalt helfen. „Ich bin ein guter Hausmann, kann bügeln, kochen und aufräumen“, zählt er auf. Gemütliche Stunden mit Freunden verbringen, das ist ebenfalls ein Wunsch für die Zeit, die nach der Arbeit kommt. Und die Himalaya-Tour im Herbst zum Wandern ist bereits gebucht, verrät Stefan Roth.