Hospizverein Salzwedel und Familienhof organisierten Informationsveranstaltung Begleiten im letzten Abschnitt des Lebens
Wie Angehörige Familienmitglieder, die im Sterben liegen, besser verstehen können, vermittelte am Dienstagabend Gottfried Mahlke. Der Pastor im Ruhestand hat schon viele Sterbende begleitet.
Salzwedel l Während seines Lebens durchquert der Mensch verschiedene Abschnitte und erlebt, ähnlich wie bei einer Achterbahnfahrt, viele Höhen und Tiefen. Doch irgendwann ist die Fahrt für jeden einmal zu Ende und es heißt Abschied zu nehmen. Dieses ist für den Betroffenen und seine Angehörigen oder Freunden ein äußerst schwerer Zeitabschnitt, jedenfalls in unserem Kulturkreis. Der Hospizverein Salzwedel und der Familienhof Salzwedel hatten am Dienstag zu einer Infoveranstaltung zu dem Thema: "Was Sterbende zu sagen haben - die symbolische Sprache" geladen. Wie der vollbesetzte Saal an der Schmiedestraße belegte, berührt dieses Thema viele und nicht nur ältere Menschen.
Der Referent Pastor i.R. Gottfried Mahlke aus Luckau hatte in seinem Berufsleben jahrzehntelang als Seelsorger gewirkt und selbst Seelsorger ausgebildet. Er weiß daher, was den Menschen in ihrer letzten Zeit vor dem Abschiednehmen wichtig ist und was man ihnen geben kann und sollte.
Sterbende sprechen ihre eigene Sprache, eine Symbolsprache, die es zu verstehen gilt. "Wir sprechen eine Sprache, aber auf verschiedenen Ebenen", erklärt der ehemalige Seelsorger. " Es gibt eine Sprache, welche nur Informationen enthält. Und es gibt eine Sprache, die den Sprechenden selber enthält. Sie beinhaltet einen Appell, eine Aufforderung. Doch diese Sprache ist nicht universal, sie wird von jedem anders verstanden", sagte Gottfried Mahlke. Er belegt an einem Beispiel, was er damit meint: Das Kind sagt zu seiner Mutter: "Mama, es ist kalt." "Ja mein Kind, es sind nur 18 Grad." Es gibt aber auch eine andere Aussage in dem Satz, welche eine Mutter meist richtig interpretiert. Sie holt dem Kind eine wärmende Jacke.
Auch der Kranke oder Sterbende wolle oder könne nicht mehr das aussprechen, was ihn bewegt. Er sendet Zeichen, Symbole. Gottfried Mahlke zählt einige auf, die stellvertretend dafür stehen. Das Geldsymbol wäre gleichzusetzen mit dem Leben. Geld und Leben ständen in unmittelbarer Beziehung zueinander, wären austauschbar. "Ersetzen Sie mal in der Zeitung den Begriff Geld durch Leben. Der Sinn des Artikels bleibt erhalten." Für viele Menschen sei der Verlust des Geldes gleichbedeutend mit dem Verlust des Lebens. Reisen sei auch ein Thema mit Symbolwert. Wenn sterbende Menschen von Reisezielen sprechen, die sie noch besuchen möchten. Damit wollen sie indirekt ausdrücken, dass sie sich jetzt auf die letzte Reise vorbereiten.
Auch wenn bettlägerige Sterbende plötzlich ihre Schuhe verlangen. Dieses lasse erkennen, dass sie für den letzten Marsch gewappnet sein möchten. "Die Seele des Sterbenden weiß, wann der Abschied naht, aber der Geist will es nicht wahrhaben." Symbole dürfen nicht zerstört werden, der Zuhörer muss sich ebenfalls auf der gleichen Gefühlsebene bewegen.
Ratschläge vom Seelsorger
Zum Schluss gab der ehemalige Pastor noch ein paar Ratschläge mit auf den Weg. Der Weg, den der Sterbende und seine Begleiter beschreiten, müsse geebnet werden. Wichtig sei, den nahen Menschen oft zu besuchen, denn Seelsorge heißt begleiten. Ihn anzusehen, ihm Ansehen zu verleihen und ihm so zu zeigen, dass man ihn wahrnimmt. Zuhören, aber auch überhören sei wichtig, und man solle eine Resonanz geben, zeigen, dass verstanden wurde.
Manchmal genüge aber auch ein Schweigen, ist sich Mahlke sicher und verweist auf die Geschichte von Hiob aus der Bibel. Und mitfühlen, aber ohne Mitleid zu zeigen. "Nicht alles, was wahr ist, muss erzählt werden. Doch alles was erzählt wird, muss wahr sein," lautet der Ratschlag.