Bufdi Die Suche nach Arbeit

Ghassan Alhabi hat beim Offenen Kanal Salzwedel anderthalb Jahre mitgewirkt. Er sammelte beim Bundesfreiwilligendienst Erfahrungen.

Von Mike Kahnert 20.03.2019, 03:00

Salzwedel l Bis Ende 2018 stellte der Bund im Rahmen eines Sonderprogramms 10 000 zusätzliche Bundesfreiwilligendienstplätze mit Flüchtlingsbezug zur Verfügung. Ghassan Alhabi zählte zu den zahlreichen Menschen, die diese zusätzliche Chance der Integration nutzten. Er schloss im Februar seinen Berufsfreiwilligendienst (BFD) beim Offenen Kanal Salzwedel ab.

Der 44-Jährige kam im Februar 2016 nach Deutschland. „Ich habe zuerst eine Stelle oder eine Ausbildung gesucht“, erklärte der Syrer im Gespräch mit der Volksstimme. Da es ihm anfänglich aber noch an Deutschkenntnissen mangelte, erschwerte sich diese Suche. Über Freunde hat er den Kontakt zum Offenen Kanal gefunden. Ein passender Ort für Alhabi, schließlich hatte er in Syrien bereits jahrelang bei einem Nachrichtensender als Kameramann und im Videoschnitt gearbeitet. Er floh, weil sein Arbeitsplatz bombardiert wurde.

„Es ist, wie mit seiner Familie zu arbeiten und macht mir viel Spaß. Man hilft sich auch außerhalb der Arbeitszeiten“, schätzte sich der gelernte Kameramann glücklich über seinen Arbeitsplatz und seine Kollegen. Dank flexibler Arbeitszeiten hatte er Zeit für Bewerbungsgespräche und Deutschkurse. Während seiner 22-Stunden-Woche im Offenen Kanal pflegte er den Sendeplan, schnitt Trailer zusammen und arbeitete an der Homepage des Senders. Zusätzlich fuhr er ein bis zweimal im Monat nach Magdeburg zu Seminartagen.

„Ein Freiwilligendienst erleichtert einerseits die Integration und Orientierung in Deutschland und andererseits stärkt es die Kompetenzen der Teilnehmenden“, befürwortet Antje Mäder, Pressesprecherin des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (Bafza), das Sonderprogramm. „Das war möglich durch eine Ergänzung des Bundesfreiwilligendienstgesetzes befristet auf drei Jahre“, erklärt sie.

Bis Ende 2018 wurde nicht nur Flüchtlingen, sondern auch Menschen, die einfach nur helfen wollten, die Möglichkeit geboten, im Rahmen dieses besonderen BFDs zu arbeiten. Freiwillige konnten so Sportkurse in Flüchtlingsunterkünften anbieten oder als Dolmetscher arbeiten und dafür ein kleines Taschengeld erhalten, das beim BFD bis zu 330 Euro betragen kann.

Für Asylbewerber galt die Voraussetzung, dass „ein rechtmäßiger und dauerhafter Aufenthalt zu erwarten war“, sagt Mäder. Ghassan Alhabi hat das Ziel längerfristig in Deutschland zu bleiben.

Nach seinem Bundesfreiwilligendienst möchte der Syrer gerne eine Ausbildung beginnen. Am liebsten im Bereich Kamera und Videoschnitt. Seine Ausbildung in Syrien wird in Deutschland nicht anerkannt. Doch in Sachsen-Anhalt, geschweige denn in Salzwedel, sind die Angebote spärlich gesät. Ein Praktikum an anderen Orten in Deutschland, um sein Können zu beweisen, ist ihm allerdings nicht erlaubt. „Nur mit einem Ausbildungs- oder Arbeitsvertrag darf ich in ein anderes Bundesland“, erklärte der 44-Jährige. Dabei wünscht Beate Nilles, Geschäftsführerin des Offenen Kanals, ihm alles Gute bei der Gestaltung seiner Zukunft: „Er hatte eine gewisse Kreativität, den Kamerablick. Wir drücken ihm die Daumen, dass er etwas findet.“

Auch nach Ende des Sonderprogramms haben Flüchtlinge noch die Möglichkeit, einen Bundesfreiwilligendienst zu absolvieren. „Sofern sie über einen Aufenthaltstitel verfügen, der sie zur Erwerbstätigkeit berechtigt“, erläutert Antje Mäder. Als Aufenthaltstitel gilt in diesem Fall auch ein Visum.