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Gastronomie Café-Inhaber in Hoyersburg warten vergeblich auf Corona-Hilfen

Wegen der Hygieneregeln in der Corona-Krise investieren die Besitzer des Café Kuckuck in Hoyersburg bei Salzwedel in Außentoiletten. Doch bereits bewilligte Zuschüsse bleiben aus.

Von Beate Achilles Aktualisiert: 31.05.2021, 05:27
Andreas Chen und Sabine Decker arbeiten an den Außentoiletten des Café Kuckuck.
Andreas Chen und Sabine Decker arbeiten an den Außentoiletten des Café Kuckuck. Foto: Beate Achilles

Hoyersburg - „So viel zum Thema Planungssicherheit und wir lassen keinen im Regen stehen. Wir fühlen uns total allein gelassen“, schimpft Sabine Decker, die gemeinsam mit ihrem Partner Andreas Chen das Café Kuckuck in Hoyersburg betreibt. „Wir verkaufen gerade Land, um unseren Lebensunterhalt noch zu finanzieren. Das heißt, wir leben von unseren Reserven fürs Alter“, unterstreicht die 53-Jährige die Dramatik der Situation.

Dabei hat das Unternehmerpaar einfach nur versucht, sich an alle rechtlichen Vorschriften zu halten. Im März wurde bekannt, dass unter bestimmten Voraussetzungen zumindest die Außengastronomie wieder öffnen durfte, die Benutzung der Innentoiletten jedoch nicht gestattet war. Sabine Decker und Andreas Chen entschlossen sich deshalb, die Außentoiletten des Café Kuckuck wieder instand zu setzen, die jahrelang außer Betrieb gewesen waren.

Investieren für eine Zukunft mit der Krankheit

„Wir sehen das als Investitionen für die Zukunft, denn wir gehen davon aus, dass wir fortan mit Corona leben müssen“, erläutert Sabine Decker und fährt fort: „Von offizieller Seite hieß es, Maßnahmen zur Umsetzung der Hygienevorschriften würden aus der Überbrückungshilfe drei bezahlt.“

Die notwendigen Investitionsmittel für die Baumaßnahme beantragten sie - wie vorgeschrieben - über einen Steuerberater. Allein dafür seien ihnen Honorarkosten in Höhe von knapp 4000 Euro entstanden „und ein Wahnsinns-Papierkrieg“, wie beide betonen.

Keinen direkten Ansprechpartner

Vier Wochen später wurde das Geld knapp und sie baten ihren Steuerberater, die zweite Hälfte der zugesagten Mittel abzurufen, doch das misslang. „Wir fragten bei der Investitionsbank Sachsen-Anhalt mehrfach nach, aber bekamen keinen direkten Ansprechpartner. Die E-Mail-Adresse unseres Fallmanagers wurde uns nicht herausgegeben. Stattdessen wurden die Mitarbeiter in der Telefonzentrale uns gegenüber unfreundlich. Sie sagten, wir sollten nicht wieder anrufen und sie könnten auch unsere Mails nicht beantworten. Wir sollten einfach abwarten.“

Auf Nachfrage der Volksstimme, wohin sich Unternehmer bei der Investitionsbank Sachsen-Anhalt wenden können, wenn bereits bewilligte Corona-Überbrückungshilfen nicht ausgezahlt werden, antwortet Michaela Kern, Pressesprecherin der Bank, dass Anfragen zum Status der Antragsbearbeitung oder Änderungswünsche per E-Mail unter beratung@ib-lsa.de entgegengenommen würden. Ein Team aus Spezialisten für die Corona-Hilfen kümmere sich dann darum. „Der Kunde oder Steuerberater erhält innerhalb von 14 Tagen ein Feedback“, versichert Kern.

Bankmitarbeiter auf Tauchstation

Sabine Decker und Andreas Chen haben eine andere Erfahrung gemacht. Seit mittlerweile sechs Wochen warten sie nun auf eine Antwort der Bank. „Wir konnten seither nicht mehr alle Rechnungen bezahlen. Dabei haben wir die Aufträge nur erteilt, weil das Geld bewilligt war. Jetzt kommt die Auszahlung nicht und die Bank geht auf Tauchstation“, sind Decker und Chen fassungslos.

Beide meinen, die Auszahlung der zweiten Hälfte der Überbrückungshilfen könnte am Ermessensspielraum des Fallmanagers bei der Investitionsbank scheitern.

Pressesprecherin Michaela Kern gibt dazu auf Nachfrage der Volksstimme allerdings keine klare Antwort. Die Förderfähigkeit richte sich nach den Vorgaben des Bundes. In den Bedingungen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie sei hierzu mehr zu erfahren. Im Bedarfsfall fordere die Investitionsbank als Bewilligungsstelle das Hygienekonzept des Antragstellers an.