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Corona-Krise Einkaufen ja, aber mit Abstand

Im Edeka im Altmark-Center Salzwedel sind während der Corona-Krise viele Regeln einzuhalten. Nicht jeder Kunde nimmt sie an.

Von Alexander Rekow 27.03.2020, 03:00

Salzwedel l Wer dieser Tage in einem Supermarkt oder Discounter arbeitet, muss stressresistent sein. Die Corona-Pandemie stellt derzeit sowohl Mitarbeiter als auch Kunden vor enorme Herausforderungen. Die Volksstimme schaute exemplarisch beim Edeka in Salzwedels Altmark-Center vorbei, um sich die Lage genau anzuschauen. Fazit: Das Verhalten einiger Kunden ist teils erschreckend.

Seit einigen Tagen hat sich im Edeka im Altmark-Center einiges geändert. „Es kommt nur noch ein Kunde je 20 Quadratmeter in den Laden“, sagt Bianka Dobritz, Chefin des Geschäfts. Das heißt unterm Strich, dass nur noch 60 Kunden gleichzeitig einkaufen dürfen. „Das ist zum Schutz unserer Kunden und natürlich der Mitarbeiter“, stellt Dobritz klar. Obendrein steht Kollege Michael Bergum im Eingangsbereich und reinigt alle Einkaufswagen-Griffe mit Desinfektionsmittel per Hand. Auf Wunsch gibt es davon noch einen Spritzer direkt in die Hände. „Das soll sowohl Kunden als auch Kollegen ein Sicherheitsgefühl geben“, sagt Daniela Felter vom Edeka-Team. Doch nicht jeder Kunde scheint Wert auf seine und die Gesundheit der Verkäufer zu legen. Denn während Michael Bergum einem Kunden einen gereinigten Einkaufswagen reicht, schleicht sich eine Seniorin vorbei. „Moment“, sagt der Verkäufer freundlich: „Bitte nur mit Wagen in den Markt.“ Hintergrund: Der garantiert einen Mindestabstand. Doch haben wollte die Rentnerin keinen. Erst auf mehrmaliges Bitten schnappte sie sich widerwillig den gereinigten Einkaufswagen. Anders Frank Berlin. „Das finde ich gut“, sagt er: „Es müsste viel mehr solcher Maßnahmen geben.“

Eine der Maßnahmen ist an der Fleisch- und Käsetheke im Geschäft zu sehen. Dort trennt eine rot-weiße Linie die Kunden vom Frischwarentresen. „Etwa 25 bis 30 Prozent sind noch nicht bereit, diese Maßnahmen zu akzeptieren“, schätzt Bianka Dobritz. Da werde auch mal gepöbelt. Besonders heftig: „Eine Kollegin wurde angespuckt mit den Worten: ‚Hier hast du Corona‘“. Für die Verkäuferin eine dramatische Situation. „Sie ist fix und fertig“, so Daniela Felter. Seither arbeite sie nur noch mit Mundschutz.

Mundschutz für alle Kollegen hat Bianka Dobritz übrigens in Gardelegen anfertigen lassen. „Man bekommt ja keinen mehr.“ Auch die Schutzscheiben für die Kassen sind längst geordert.

Das Edeka-Team betont: „Wir freuen uns, trotz der Anstrengungen für unsere Kunden in der schwierigen Zeit da zu sein.“ Man wünsche sich nur mehr Respekt für die geleistete Arbeit und mehr Rücksicht zum Schutze aller. Schließlich werde nicht nur körperlich sondern auch unter psychischer Anstrengungen für der Bevölkerung gearbeitet.

Was das aus 54 Mitarbeitern bestehende Team leistet, wird mit Blick auf das Zahlenwerk deutlich. Für gewöhnlich würden pro Woche 700 Collis, also Behälter mit Waren, zum Edeka nach Salzwedel geliefert werden. Momentan seien es 5000, da die Menschen sich mit vielem – wie Toilettenpapier – eindecken. „Es gibt keinen Versorgungsengpass“, so Dobritz, „wir bekommen Ware.“