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Corona-Pandemie Salzwedels Wirte setzen auf Lieferservice

Zum zweiten Mal zwingt die Corona-Pandemie Salzwedels Gastronomen, ihre Lokale zu schließen. Ein wirtschaftlich katastrophaler Schritt.

09.11.2020, 09:36

Salzwedel l Die Bestellbücher der Restaurants sind voll. Ende November sollten die ersten Weihnachtsfeiern starten, viele Gäste wollten Feiern nachholen, die im Frühjahr und Sommer den Kontaktbeschränkungen zum Opfer fielen.

Nun kam erneut das Aus, wieder relativ kurzfristig. Waren für die kommenden Wochen sind bereits eingelagert oder bestellt. Hinzu kommt die Unsicherheit, wie es konkret mit den angekündigten Soforthilfen läuft und wann diese tatsächlich bei den betroffenen Betrieben ankommen. Die meisten Restaurantbetreiber haben ihre Beschäftigen wieder in Kurzarbeit geschickt, wie sie in einer kleinen Umfrage der Volksstimme zur aktuellen Situation erzählen.

„Die Ungewissheit ist gerade groß“, sagt Meriana Lorenz vom Restaurant Olympia in Salzwedel. Noch hat sie das Weihnachtsgeschäft nicht ganz abgeschrieben, mag aber nicht so richtig daran glauben, dass es nur der November bleiben wird, in dem die Restaurants zu bleiben müssen. „Aber an erster Stelle steht die Gesundheit“, betont sie. Die Gaststätte bietet, wie schon im Frühjahr, wieder einen Abhol- und Lieferdienst an. Das sei zwar nicht besonders lukrativ, trotzdem noch besser als gar nicht zu arbeiten. Letzteres sei nicht gut für die Psyche. Die Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, sie zu entlassen sei keine Option, weil sie nach der Krise wieder gebraucht würden.

Auch Anette Wnuck von Lipinski rechnet nicht so richtig damit, dass in drei Wochen das Schlimmste vorbei ist und die Gastronomie zum Normalbetrieb zurückkehren kann. Auch sie hat eine Außer-Haus-Speisekarte erstellt. „Wir beliefern ja das Jahngymnasium mit Essen und wollen es versuchen“, sagt sie. Allerdings müssten die Interessenten die Gerichte abholen. Alles andere sei in der Situation nicht zu schaffen. „Höchstens, wenn jemand gar nicht mobil ist und nicht herkommen kann“, sagt sie.

„Zur Überbrückung“ gehen auch Christian Speckhahn, Leiter des Hotels Union und seine Mitarbeiter mit einem Außer-Haus-Angebot neue Wege, auch um den Gästen zu zeigen, „wir sind für euch da.“

Im italienischen Restaurant Da Gaetano ist das nichts Neues, kann aber die Einbrüche aufgrund der Einstellung des regulären Restaurantbetriebs in keiner Weise kompensieren. „Wir haben natürlich erhebliche Verluste“, sagt Sikander Singh. Der Lieferservice soll den Umsatz befördern.

Liefern kann Silke Skalei vom Altstädter Bahnhof nicht. „Wir haben nur unsere Stammgäste“, erklärt sie. Sie habe es zwar mal versucht, einen Lieferservice anzubieten, dieser hätte aber nicht funktioniert.

Einar Krause bietet für den November ebenfalls kein Essen an, das könne sich aber ändern, wenn die Beschränkungen in der Adventszeit andauern würden. „Das Problem ist, dass so etwas wie Pommes und Schnitzel schnell pappig und kalt werden. Eine Gans oder Ente kann ich da weitaus besser zum Mitnehmen anbieten,“ so Krause. Dementsprechend halte er sich die Option offen im Dezember einen Service zum Abholen anzubieten.

Im Amadeus hingegen läuft der Außer-Haus-Betrieb mittags und abends weiter. „Meinen Mitarbeitern werde ich nicht kündigen, aber rund die Hälfte befindet sich in Kurzarbeit“, erklärt Radovan Smiljanic. Er habe Respekt vor der Krankheit, die da ist und die keiner so recht realisieren könne. „Wir machen aber das Beste daraus. Am wichtigsten ist, gesund zu bleiben,“ sagt er.

Um seinen Kunden etwas zurückzugeben, habe er nun eine Rabatt-Aktion gestartet, um ihnen für ihre Unterstützung zu danken. „Die Situation ist ja nicht nur für uns Gastronomen schwierig, sondern auch für die Leute“, erklärt Smiljanic. Er hoffe zwar darauf, dass ab Dezember der Regelbetrieb unter Hygienebestimmungen wieder aufgenommen werden dürfe, aber so richtig dran glauben könne er nicht. „Da heißt es zusammenhalten und am Ball bleiben, um durch die Krise zu kommen“, so der Inhaber des Amadeus.

Für Henner Merkel vom Eisencarl ist ein Außer-Haus-Verkauf keine Option. „Der Aufwand ist schlicht zu groß. Und die Personalkosten laufen ja weiter“, erklärt Merkel. Seine Mitarbeiter musste er deshalb alle in Kurzarbeit schicken.