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Salzwedelerin Christa Pohl erinnert sich an ihre Vorfahren Die Geschichte der Verlegerfamilie Menzel

07.09.2011, 04:32

Eine alte Aufnahme von 1895 zeigt eine Frau und vier Männer, die in trauter Runde an einem Tisch sitzen. Es sind Arthur Menzel, rauchend, mit seiner Ehefrau Anna und ihren gemeinsamen Söhnen Harry, Kurt und Leontin - Vorfahren von Christa Pohl. Im Pressehaus an der Neuperverstraße, wo heute die Mitarbeiter der Volksstimme ihrer Arbeit nachgehen, war Salzwedels berühmte Verlegerfamilie zu Hause.

Von Franziska von Thien

Salzwedel. Auf der Tischdecke hat Christa Pohl Zeugnisse einer anderen Zeit vor sich ausgebreitet - Briefe, Urkunden, Fotos. Die Dokumente sind teilweise über hundert Jahre alt. Sie gewähren einen Einblick in das Leben ihrer berühmten Vorfahren. "Die Menzels" habe man sie immer gesammelt genannt, erinnert sich die heute 75-jährige Salzwedelerin und Arthur Menzels Urenkelin. "Die Menzels waren eine große Familie. Die Kinder liebten es, sich den ganzen Tag in der Druckerei aufzuhalten", weiß Christa Pohl noch von ihrer Mutter Ferdi Menzel, der Tochter von ihrem Großvater Kurt Menzel.

Im Pressehaus richteten sie sich häuslich ein

Damals wurden noch die aktuellen Ausgaben des Salzwedeler Wochenblattes im Eingangsbereich auf der linken Seite ausgestellt. Der Raum, in dem sich heute das Service-Center der Volksstimme befindet, sei früher nicht so tief gewesen. Dahinter kam gleich die Setzerei. Als Kind habe Christa Pohl sogar einmal dem Großvater von Beate Döge, dem Maschinensetzer Otto Krüger I (wir berichteten), bei seiner Arbeit zugeschaut. "Er zeigte mir, wie das mit dem Blei geht", berichtet die Salzwedelerin aus der Wahrnehmung eines jungen Mädchens heraus.

An das VEB Elektromotorenwerk Hartha kann sich Christa Pohl auch noch gut erinnern. Es habe sich bis zur Wende im neuen, hinteren Gebäudekomplex befunden.

Im Jahre 1882 erwarb Arthur Menzel das Grundstück an der Neuperverstraße. Im Oktober des selben Jahres zog das Salzwedeler Wochenblatt von der Großen Sankt-Ilsen-Straße in die unteren Räumlichkeiten des neuen Hauses. Im ersten und zweiten Obergeschoss richteten sich die Menzels häuslich ein. Die Druckerei hatte Christa Pohls Urgroßvater bereits drei Jahre zuvor von Christoph Robolsky erstanden, der das Salzwedeler Wochenblatt bereits im Jahr 1832 gegründet hatte.

Am 1. Oktober 1897 übergab Arthur Menzel, der am 26. Mai 1898 zum Königlichen Kommissionsrat ernannt worden war, die Druckerei und den Verlag schließlich an seine drei Söhne Leontin, Harry und Kurt. 1918 erfolgte eine Umwandlung des Zeitungsunternehmens in eine GmbH. Im Grunde habe der älteste Sohn, Leontin Menzel, das Geschäft geführt, erzählt Christa Pohl. Bis zur Inflation. In späteren Jahren haben ihre Mutter Ferdi und ihr Bruder Dieter dann ehrenamtlich viel für die Volksstimme geschrieben.