Sprachassistentin Ein Chanson für das Gymnasium
Aus den Alpen in die Altmark: Claire-Isabelle Fournagearbeitete acht Monate am Salzwedeler Jahngymnasium.
Salzwedel l In ihrer Zeit in Salzwedel hat Claire-Isabelle Fournage gemerkt, dass die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ihre berufliche Zukunft sein könnte. Die 23-Jährige aus Grenoble kam über den pädagogischen Austauschdienst in die Hansestadt ans Jahngymnasium. Den Bachelorabschluss in Englisch und Deutsch in der Tasche wollte sie praktische Erfahrungen sammeln und das gern in Deutschland. Dass es sie ausgerechnet in die abgelegene Altmark verschlug, hat sich keineswegs als Nachteil erwiesen. Nachdem sie zunächst in Salzwedel wohnte, zog sie nach Stendal. „Ich wollte nicht allein leben, sondern lieber in einer WG“, erzählt sie. In der Hochschulstadt war das kein Problem und von dort aus, kam sie mit dem Zug gut nach Hamburg und Berlin. „Denn ich wollte ja noch mehr von Deutschland sehen“, sagt sie.
Was ihr am meisten an der Region gefallen hat, ist die Schule, an der sie arbeitete, ihre Schüler und Kollegen. Und zwar so gut, dass sie ein Lied schrieb, in ihrer Muttersprache: „Chanson au Jahngymnasium“ und natürlich ins Deutsche übersetzte. Unter anderem heißt es darin: „Ich dank‘ euch, dass ihr wart für mich da. Das ganze Jahr wart ihr super. Ich fahre nun zu mir zurück, mit schwerem Herzen und ja bedrückt.“
Sie wäre gern länger geblieben, um ein ganzes Schuljahr ihre Schützlinge zu begleiten. Nach und nach hat sie die Schüler ins Herz geschlossen, obwohl natürlich nicht alles problemfrei lief. Zunächst galt es, sich Autorität zu erarbeiten. „Und ich habe viel zu schnell gesprochen, das haben mir die Schüler nicht gesagt“, berichtet sie. Das waren ganz normale Startschwierigkeiten. Mit Debatten über aktuelle Entwicklungen in Frankreich, wie die Gelbwestenproteste, in den oberen Klassenstufen, oder anderen kreativen Ideen für den Unterricht, brach schnell das Eis. So hat sie mit den Siebtklässlern Werbung für verschiedene Dinge getextet. „Das hat ihnen mehr Spaß gemacht als Grammatik“, erzählt die Französin.
Wenn die Sprachassistentin den Unterricht unterstützte, wurden die Klassen geteilt, berichtet Französisch-Lehrerin Petra Meyer, so konnte die Muttersprachlerin individueller mit den Schülern arbeiten. „Und das hat sie sehr gut umgesetzt“, lobt die Lehrerin.
Die 23-Jährige hat auch Kurse „Französisch für Anfänger“ an der Volkshochschule gegeben, und sich dabei die Herzen der Teilnehmer mit gemeinsamem Kochen oder Crepes backen erobert. In Frankreich hat sie in der Erwachsenenqualifizierung gearbeitet, unter anderem im Gefängnis, jetzt aber ihre Ader für die Jugend entdeckt. Wenn sie zurück in ihrer Heimat ist, will sie ihren Master erreichen und dann am liebsten nach Deutschland zurückkehren, um als Seiteneinsteigerin Lehrerin zu werden, denn ihr Abschluss wird hierzulande nicht anerkannt.
Wo gibt es eigentlich Unterschiede zwischen deutschen und französischen Schulen? „Hier ist es viel entspannter“, erzählt sie. In Frankreich gebe es eine größere Distanz zwischen Lehrern und Schülern. In Deutschland sei es viel herzlicher und nicht so streng. Außerdem beginnt in Frankreich der Unterricht später, zieht sich aber bis in den späten Nachmittag und Abend hinein.
Schweren Herzens haben Schüler und Kollegen die junge Frau mit einem kleinen Fest und einem selbst gedichteten Lied verabschiedet. Sie habe hier eine große Unterstützung erhalten und sei von allen offen aufgenommen worden, sagt sie. Ein besonders enges Verhältnis hat sich zu Petra Meyer aus Diesdorf und ihrer Familie entwickelt, die ihrem Gast auch die Region zeigten und sie sogar mit nach München nahmen. „Ich habe Zungenragout und Hochzeitssuppe gegessen und Apfelwein getrunken “, berichtet Claire-Isabelle stolz, die einheimischen Spezialitäten verkostet zu haben. Ein paar Tage will sie jetzt noch mit ihrer Mutter auf Deutschlandtour gehen.