Ziemendorfer Fredi Damaschke ist Bodybuilder aus Leidenschaft Ein Leben mit Muskeltraining, Wettkampfdiät und Leguanen
Wer den Bodybuilder Fredi Damaschke auf 1,88 Meter Körpergröße, 115 Kilogramm Körpergewicht, Muskeln ohne Ende und Oberarme von 50 Zentimeter Umfang beschränkt, liegt falsch. Der Ziemendorfer trainiert zwar täglich stundenlang, um seinen Körper nach seinem Vorbild Arnold Schwarzenegger zu modellieren, aber er kümmert sich genau so intensiv um seine Familie. Auf dem Grundstück leben aber außerdem Katzen, Hunde, Hühner, Leguane, Schlangen, Fische und Vögel. Der 45-Jährige ist gelernter Rinderzüchter und arbeitet als Türsteher bei Diskotheken.
Ziemendorf. Wenn man dem gebürtigen Ziemendorfer Fredi Damaschke gegenübersteht - 188 Meter groß, breite Schultern, schmale Hüften, Muskeln, wohin das Auge an seinem 115 Kilogramm schweren Körper blickt - ist kaum vorstellbar, was der 45-jährige Bodybuilder aus Leidenschaft dann von sich erzählt: "Ich war einst ein dünner schmächtiger Junge und Jugendlicher", sagt er. Und grinst. Seine strahlend blauen Augen glänzen.
Bevor er mit 17 Jahren mit dem Training begann, habe er nur 75 Kilogramm gewogen. Die Faszination, die für ihn von Bodybuilderlegende Arnold Schwarzenegger ausging, habe ihn dann inspiriert.
"Toll, dass man den Körper nach eigenen Vorstellungen verändern kann"
"Ich fand es toll, dass man seinen eigenen Körper so nach seinen Vorstellungen verändern kann", schwärmt Fredi Damaschke. Während seiner Lehre als Rinderzüchter in Bretsch/Priemern habe er in Dewitz einen kleinen Kraftraum entdeckt und regelmäßig trainiert. "Das war drei Mal in der Woche für jeweils zwei bis drei Stunden", erinnert er sich. "Das war eigentlich zu lange, da wurden die Muskeln übertrainiert", weiß er heute.
Nach der Ausbildung, im Jahr 1985, habe er zusammen mit einem Bekannten, der Schmied war, seine ersten Geräte selbst gebaut. "Teilweise trainierte ich mit Wagenaxen", beschreibt er. "Manches war schon sehr primitiv."
An Wettkämpfen habe er zu DDR-Zeiten nie teilgenommen. Und auch nach der Wende kam für ihn eine Teilnahme nicht in Frage. "Ich glaubte, nicht gut genug zu sein", verrät Fredi Damaschke.
Das änderte sich 2006: Mit 40 Jahren bestritt er seinen ersten Wettkampf in Gardelegen. Er wurde dabei auf Anhieb ostdeutscher Meister in der Klasse Boddy I (über 1,79 Meter Körpergröße, über 40 Jahre alt). "Dass ich das geschafft habe, verdanke ich der großen Unterstützung meines Trainers, Beraters und Managers Marcus Matzat", betont er. Dieser sei 2005 selbst Weltmeister beim Verband NAC (Nationales Athletik Commitee) geworden.
"Muskulatur wirkte wie Korsett und schützte vor weiteren Brüchen"
"Mein erster Erfolg in Gardelegen war für mich Antrieb, nun regelmäßig Wettkämpfe zu bestreiten", so Damaschke. 2011 sei sein erfolgreichstes Jahr: ein zweiter Platz bei der ostdeutschen Meisterschaft, Vizetitel bei der Deutschen Meisterschaft in Cuxhafen und ein fünfter Platz bei der Weltmeisterschaft in Luxemburg unter 19 Teilnehmern seiner Alterklasse. "Insgesamt nahmen 200 Athleten aus 24 Ländern teil", blickt Damaschke auf das Ereignis vom 4. Juni zurück.
"Bodybuilding ist mein Leben", versichert er. Dazu komme, dass ihn sein Sport schon einmal vor dem Rollstuhl bewahrte. Vor zehn Jahren hatte er einen schweren Verkehrsunfall, bei dem er sich einen fünffachen Beckenbruch sowie Brüche des Scham- und des Kreuzbeins zuzog. Auch die Wirbelsäule war angebrochen. "Die Ärzte sagten, meine Muskulatur habe wie ein Korsett gewirkt und mich vor noch weiteren Brüchen geschützt", sagt Damaschke.
Er trainiert normalerweise drei bis fünf Mal pro Woche ein bis eineinhalb Stunden an seinen Geräten im gut ausgestatteten Fitnessraum. Vor Wettkämpfen geht es täglich an die Geräte. "Früh geht es täglich kurz nach 6 Uhr mit einer Stunde Radfahren auf dem Hometrainer los", nennt er ein Detail.
Aber das Training sei das eine, die Ernährung das andere und sehr entscheidende. "Vollkornprodukte, Eier, Hafermilchshakes, Reis, Hühner-, Puten- oder Rindfleisch, viel Eiweiß, um nur einiges zu nennen", zählt er auf. Abweichungen erlaube er sich natürlich auch mal. Zum Beispiel mit Pizza oder Döner, Schokolade oder Eis. "Wenn der Wettkampf vorbei ist, werde ich kurzzeitig zum Süßmaul."
Aber drei Monate vorm Wettkampf starte er seine Diät, in der weder Obst noch Backwaren erlaubt seien. Dafür aber Wasser: Fünf Liter am Tag seien das Mindestpensum. "Zwei Wochen vor dem Kampf steigert sich das auf acht bis zehn Liter", macht Damaschke klar. Dadurch werde der Körper allmählich darauf vorbereitet, dass er am entscheidenden Tag alles Wasser verliert.
Und aus dem gleichen Grund gebe es vier Tage vorher auch keinerlei Gewürze mehr, weil die auch Wasser einlagern.
Gegessen werde an diesen letzten Tagen täglich je zwei Kilogramm Fisch und Fleisch, dazu maximal 50 Gramm Reis. "Dadurch entleert der Körper seine Kohlehydratspeicher und verbraucht seine Reserven", beschreibt Damaschke. Drei Tage vor Diätende lade er eben diese Depots wieder auf, um für besonders pralle Muskeln zu sorgen.
"Ich bin zu allem anderen außerdem ein Tierfanatiker"
Einen Tag davor sei dann Schluss mit dem Wassertrinken. "Damit auch das letzte Wasser unter der Haut verschwindet und die Muskeldefinition richtig zur Geltung kommt", doziert der Athlet. Einfacher ausgedrückt: Damit sich die Muskeln besser abzeichnen.
"Und damit diese Muskeln in dem grellen Scheinwerferlicht der Bühne nicht konturlos werden, tragen wir Bodybuilder eine spezielle Bräunungscreme auf", sagt Fredi Damaschke und zeigt auf seine Fotos, auf denen er wettkampfgebräunt und glänzend in verschiedenen Posen zu sehen ist.
"Das wechselnde Ent- und Aufladen der Körperdepots muss ganz genau abgepasst werden, sonst hat man die Optimalform entweder zu früh oder zu spät", beendet Fredi Damaschke die Darstellung des Prozederes, das in Wirklichkeit noch viel umfangreicher und komplizierter ist. "Aber das alles gehört dazu und ist mein Lebensinhalt", versichert er.
Seine Familie - seine Ehefrau, seine 18-jährige Tochter und sein 16-jähriger Sohn - akzeptieren sein aufwändiges Hobby. "Sie stehen zu mir, auch wenn ich während der Diätzeiten meine Launen habe", gibt er preis und lächelt.
Mit auf dem Grundstück leben auch Katzen, Hunde, Hühner, Leguane, Schlangen, Fische und Vögel. "Ich bin außerdem ein Tierfanatiker", verrät Fredi Damaschke.