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Engagiert Die harte Schule der Politik

Ein 18-jähriger Arendseer mischt den Politikbetrieb auf. Nun hat Michael Benecke den Vorsitz im Landesschülerrat abgegeben.

09.02.2019, 10:26

Salzwedel l Er schläft nur vier bis fünf Stunden pro Nacht, ist Referent eines bayerischen CSU-Bundestagsabgeordneten und war in den vergangenen vier Jahren fast täglich rund um den Magdeburger Landtag anzutreffen. Diese Aufzählung klingt nach einem typischen Mitarbeiter im hektischen Politikbetrieb der Bundesrepublik. In diesem Fall ist die Rede von Michael Benecke, 18-jähriger Schüler der Salzwedeler Jeetzeschule, der im kommenden Jahr sein Abitur machen will.
Und die Aufzählung des politischen Engagements des jungen Altmärkers, gebürtig aus Salzwedel, ist damit noch lange nicht zu Ende. Benecke ist Kreisvorsitzender der Jungen Union, gewähltes Mitglied im Kreisvorstand der CDU sowie im Vorstand der Partei in Arendsee, wo er heute lebt. Daneben ist er auch im Landesvorstand der Schüler-Union aktiv. Eine weitere politische Karriere scheint also vorprogrammiert.
„Ich habe drei ältere Geschwister“, berichtet Michael Benecke im Volksstimme-Gespräch, dass er sich schon in seiner Kindheit mit Worten durchzusetzen wusste. Auch vor dem Hintergrund, dass er aufgrund einer schweren Muskelerkrankung auch körperlich beeinträchtigt ist. Doch seine schmale Statur macht das politische Nachwuchstalent mit seiner Redegewandtheit locker wieder wett.
„In meinem Elternhaus war es wichtig, dass wir Kinder sagen, was wir wollen. Wohin wir im Leben wollen“, erzählt der 18-Jährige, der im Januar aus eigenem Entschluss das Amt des Landesschülersprechers abgab. Er war zu seinem Amtsantritt 2016 der jüngste auf diesem Posten in ganz Deutschland.
Sein Tagesablauf ist und war in den vergangenen Jahren streng getaktet. Von 8.15 bis 15.15 Uhr geht es in die Schule, anschließend geht es meist direkt zum Bahnhof und dann mit dem Zug nach Magdeburg. Beratungen in den Räumen des Landesschülerrats, Treffen mit Landespolitikern im Landtag und Abendveranstaltungen warteten dort auf ihn. Danach zurück in die Bahn und ab in die Heimat. Ehe die Arbeit am heimischen PC weiter geht. Bis zu 20 E-Mails gilt es zu später Stunde noch zu bearbeiten.
„Das war zwischenzeitlich ziemlich schwierig“, berichtet der konsequente junge Mann von seinem Schulalltag. Dennoch: Mit seinem Notenschnitt im heutigen Halbjahreszeugnis ist der Schüler sehr zufrieden.
Doch dieses Pensum macht dem Nachwuchspolitiker nichts aus. „Ich stecke da mein Herzblut rein“, sagt Benecke aus vollster Überzeugung. Auch wenn er auch betont, dass ihm der Wechsel zwischen Schulalltag und Politikbetrieb manchmal schwer fällt. „In der Schule stehe ich dann natürlich nicht im Mittelpunkt“, zeigt sich der 18-Jähre selbstreflektiert.
Und sein starkes Engagement hat im Magdeburger Landtag schon deutlich Wirkung gezeigt. „Ich habe dort aber gespürt, wie wichtig unsere Meinung war. Das Gefühl, ernstgenommen zu werden“, erzählt Benecke, dass er aus Gesprächen mit anderen Landesschülerräten weiß, dass die Jugendlichen es dort vielfach schwerer hatten. „Wir haben gut mit dem Bildungsminister Marco Tullner und dem Ministerpräsidenten zusammengearbeitet“, berichtet er. Und fügt an, dass es Reiner Haseloff „sehr wichtig ist, was wir machen“.
Diesen Stellenwert in der Landespolitik habe sich der Schülerrat hart erarbeitet. Mit dem Hashtag #diesejungenLeute, der im Internet bei Twitter oder Facebook das Phänomen beschreibt, wenn ältere Politiker die Ansinnen von Jugendlichen leichtfertig abtun, kann Michael Benecke also aus persönlicher Erfahrung wenig anfangen. „Ich habe bisher nie erlebt, dass ich so abgestempelt wurde“, sagt er und berichtet aber auch, dass es in der politischen Auseinandersetzung schon zu persönlichen Anfeindungen – auch mal unter der Gürtellinie – gekommen sei. Diese lasse er aber nicht an sich herankommen.
So kann Benecke einige Erfolge in seiner Amtszeit aufzählen. So sei die damalige Oberstufenverordnung „ein guter Schritt nach vorne gewesen“, meint der Unionspolitiker und kritisiert direkt die neue Version, auf die sich die Kultusminister geeinigt haben, um das Abitur in Deutschland vergleichbarer zu machen. „Die Neue halte ich für einen Fehler“, meint Benecke und erläutert, dass es bald nicht mehr möglich sei, Geschichte als Leistungskurs zu belegen. Auch die Möglichkeit, schriftliche Prüfungen durch eine besondere Lernleistung zu ersetzen, sei eine gute Sache gewesen.
„Da haben wir ganz schön genervt“, meint Benecke mit Blick auf das Thema Schulsozialarbeit. Nun hätten die Landespolitiker gelernt, langfristiger zu denken, hofft Benecke. Ziel müsse sein, an jeder Schule einen Schulsozialarbeiter zu beschäftigen. „Sie sind immens wichtig, besonders weil sie außerhalb des Bewertungssystems stehen“, sagt er. Auch wenn es im Landesschülerat Wahlkämpfe und Diskussionen gegeben habe – „da waren harte Kontrahenten dabei“, habe das Gremium immer gut zusammengearbeitet.
Nun stellt Michael Benecke die Weichen für seine weitere Zukunft, beginnend mit seiner Arbeit als Referent für Erich Irlstorfer (Freising), Abgeordneter der CSU im Bundestag. „Er hat zu mir Kontakt aufgenommen“, freut sich der Altmärker, dass sein Engagement auch in der Bundespolitik wahrgenommen wird. Nun koordiniert er unter anderem die Termine des CSU-Mannes und beackert das Thema Gesellschaftsjahr, also die Thematik Wehrpflicht, Zivildienst oder Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ).„Ansonsten wird man sehen, wo ich bald sein werde“, antwortet Michael Benecke wie ein Berufspolitiker auf die Frage, ob er bei der anstehenden Kommunalwahl im Altmarkkreis für die CDU antreten werde.
Und abschließend: Michael Benecke kann auch abschalten. „Dafür ist die Musik ein ganz wichtiger Faktor als Ausgleich“, sagt der Organist, der jährliche viele Konzerte spielt. Häufig setzt er sich abends einfach ans heimische Klavier.