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Erwachsenenbildung Für die einfache Sprache kämpfen

In der Kreisvolkshochschule in Salzwedel versucht ein internationales Team, Probleme der Erwachsenenbildung zu lösen.

Von Mike Kahnert 16.10.2018, 18:00

Salzwedel l In Deutschland haben 7,5 Millionen Menschen eine Lese- und Rechtschreibschwäche. In der Kreisvolkshochschule (VHS) Salzwedel haben sich am gestrigen Montag Gäste aus Island, Lettland, Spanien und Deutschland getroffen, um über drei Tage Ideen zu sammeln und Lösungen zu finden ­– Lösungen für ein großes Problem: Erwachsene, denen Grundkenntnisse fehlen, „können nicht voll an der Gesellschaft teilnehmen“, sagte Reinhild Hugenroth. Sie ist Geschäftsleiterin des Landesnetzwerks für Alphabetisierung und Grundbildung Sachsen-Anhalt und hat am Montag gemeinsam mit Landrat Michael Ziche (CDU) die Projektteilnehmer begrüßt.

„Für die einfache Sprache kämpfen“, ist einer der Slogans des Erasmus+ Projektes „Alphabetisierung und Kommunikationstechnologien in der Erwachsenenbildung in ländlichen Gemeinschaften“. Ländlich? Das trifft wohl auf keine andere Stadt so zu, wie auf Salzwedel. Schließlich ist die nächste Autobahn fast 100 Kilometer entfernt. Ein geeigneter Ort, um sich die Frage zu stellen, „welche neuen Medien man nutzen kann, um Distanz zu überwinden“, sagt Mechthild Jorgol, vom Landesverband der Volkshochschulen Sachsen-Anhalt und deutsche Koordinatorin im Projekt. Auch deswegen hat sie sich bewusst für die Altmark entschieden. Die Teilnehmer wollen neue Lernmöglichkeiten erarbeiten. Nicht nur für Menschen mit Lese- und Rechtschreibschwäche, sondern auch für solche, die Probleme mit Zahlen und Computern haben. Passenderweise haben sich die Teilnehmer über das Internet auf der Plattform Epale kennengelernt. Eine Seite, die sich für Erwachsenenbildung in ganz Europa einsetzt.

Die Beteiligten kennen sich. Zwei Treffen fanden schon statt. Das erste im Januar dieses Jahres in Reykjavik (Island) und das zweite in San Clemente (Spanien) im Mai. Diese Woche in Salzwedel sind drei Isländer, vier Letten, drei Spanier und zehn Deutsche in der Volkshochschule dabei. Während der drei Projekttage soll von den Teilnehmern das erste Projektprodukt getestet werden.

Ein solches Produkt ist ein Lernprogramm für Jugendliche und junge Erwachsene, die früh die Schule verließen und Bildung nachholen möchten. Mit dem Beantworten eines Fragebogens soll dabei der individuelle Wissensstand ermittelt werden, um einen passgerechten Lehrplan zu bilden. An der VHS selbst gibt es bereits Angebote für Menschen mit Schreib- und Leseschwächen. Cornelia Ehret, die selbst am Projekt teilnimmt, bietet einen entsprechenden Kurs an.

Insgesamt ist das Erasmus+ Projekt für 19 Monate finanziert. Laut Mechthild Jorgol sollen Ergebnisse des Projektes in der Altmark Anwendung finden.