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Existenzgründer Traum vom eigenen Chefsessel

Ob Yoga-Schule oder Erlebnishotel: Der Mut, ein Unternehmen zu gründen, ist im Altmarkkreis Salzwedel ungebrochen.

Von Antje Mewes 19.07.2018, 03:00

Salzwedel l Knapp 50 Gründungswillige haben sich im ersten Halbjahr 2018 bereits mit einer Geschäftsidee beziehungsweise mit dem konkreten Vorhaben, sich selbstständig zu machen, an Existenzgründerberater Volker Lahmann gewandt. Im vergangenen Jahr hatte er 98 neue Beratungskunden verzeichnet. 37 von ihnen gründeten eine Existenz im Haupt- und 7 im Nebenerwerb.

Damit lag 2017 leicht über dem Schnitt der zurückliegenden Jahre. „Seit 2005 hatten wir jährlich immer etwa 30 Gründungen im Haupterwerb“, erklärt der Berater. Das sind etwa ein Drittel der Kunden, die mit einer Geschäftsidee zu ihm kommen. Denn nicht jeder kühne Plan endet auch im eigenen Café, einem Laden, Praxis, Werkstatt oder ähnlichem.

Dennoch habe die Rate derer, die es schaffen, in den vergangenen Jahren zugenommen. Viele gingen vorsichtiger und durchdachter an ihr Vorhaben heran, bereiten es gründlicher vor oder haben es zum Teil schon im Nebenerwerb ausprobiert. Die meisten von ihnen kommen aus dem Angestelltenverhältnis, berichtet er.

Wie er aus Gesprächen erfahren hat, gibt es verschiedene Gründe, einen sicheren Job aufzugeben und das Wagnis Selbstständigkeit einzugehen. Unzufriedenheit mit der Bezahlung, schlechtes Betriebsklima oder lange Anfahrtswege zur Arbeitsstelle würden oft genannt. Und dann gebe es noch jene, die sich einen Traum erfüllen, einfach mal etwas anderes machen wollen. „Wenn die Kinder aus dem Haus sind und der Partner ein festes Einkommen hat, ist das für sie eine Möglichkeit, diesen Weg zu gehen“, berichtet er.

Zunehmend gehören Menschen mit Migrationshintergrund zu seinen Beratungskunden, darunter auch Asylbewerber. Aktuell gibt es das Vorhaben einer Fladenbrotbäckerei. Der ersten Euphorie folgt die Ernüchterung, was in Deutschland alles dazu gehört, ein Geschäft zu gründen. Dennoch geben die Neu-Altmärker nicht so leicht auf. „Sie fühlen sich ernst genommen und haben Ambitionen, sich hier etwas aufzubauen“, erzählt Volker Lahmann.

Ganz vorn steht bei den Gründungen das Dienstleistungsgewerbe, gefolgt von Handel und Handwerk. Die Branchen, in denen Gründer ihr Glück versuchen, seien ein Spiegelbild der Gesellschaft. So boome momentan die Gesundheitsberatung oder Hilfeleistungen für ältere Menschen. Ein großes Thema sei auch die Unternehmensnachfolge, verbunden mit allen Fragen, die dazugehören, wie etwa die Finanzierung.

Wie viele seiner Kunden ihre Geschäftsidee letztendlich langfristig durchhalten, könne er nicht sagen, weil er kaum Informationen dazu erhalte. Aus persönlichen Kontakten wisse er, dass auch Gründer, die aufgegeben haben, die Erfahrung nicht missen möchten. „Sie haben Lehrgeld gezahlt, aber trotzdem viel gewonnen“, schätzt Lahmann ein. Etwa mehr Selbstbewusstsein oder einen breiteren Horizont in vielen Belangen, erklärt er.

Mit dem EU- und landesfinanzierten Förderprogramm Ego-Wissen können im Altmarkkreis wieder Qualifizierungen für Gründer finanziell unterstützt werden.