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Pferdeschutzverein in Cobbel bittet um Unterstützung für Freikauf-Aktion Anfang September Fohlen retten, die geboren sind zum Sterben

Von Birgit Schulze 04.08.2011, 06:33

"Geboren, um zu sterben" steht über der Infomappe, wie sie die Mitglieder des Cobbeler Vereines "Interessengemeinschaft mit Pferden und Pferdeschutz" derzeit überall verteilen. Informationen und Bilder über Fohlen, die als "unerwünschte Nebenprodukte" von Tourismus und Pharmaindustrie in Massenschlachthöfen ihr junges Leben beenden, sind darin zu finden. Und das hat seinen Grund: Angela Jackowski, Vorsitzende des Cobbeler Vereins, will einige dieser Fohlen in die Altmark holen und ihnen eine Chance geben.

Cobbel. "Bitte schauen Sie nicht weg", sagt Angela Jackowski, Vorsitzende des Cobbeler Vereins, und erzählt, wie die oft erst wenige Monate alten Fohlen aus Stutenmilchfarmen, PMU-Pferdehaltungen für die Pharmaindustrie oder der Tourismusbranche in Österreich auf Schlachthöfen in Italien, Frankreich oder dem Libanon ankommen. "Die Transportbedingungen sind grausam und oft werden die Tiere unterwegs verletzt. Mit gebrochenen Beinen werden sie in die Schlachthöfe getrieben und haben eine Minute Zeit zum Sterben", sagt Angela Jackowski. Während sie erzählt, kommt Stute Lucy, seit zehn Jahren in Cobbel, und stupst sie vorsichtig an. Ein Leckerli hat Angela Jackowski immer dabei und von Haflingerstute Mijou, seit sechs Jahren auf dem Tierschutzhof, gibt\'s dafür gleich ein Küsschen.

Anfang September wird es wieder große Fohlenauktionen in Mainhofen geben, bei denen tausende Fohlen ihren Weg in die großen Schlachthäuser antreten werden. Dank enger Zusammenarbeit mit dem Tierschutzverein Komet und der Organisation "Animal Spirit" will die Cobbelerin einige dieser Pferdekinder vor einem solchen Schicksal bewahren. Doch dazu braucht sie vor allem finanzielle Unterstützung. Nicht nur für das Freikaufen der Tiere, rund 650 Euro pro Tier, sondern auch für die Versorgung auf dem Gnadenhof in Cobbel. Dort leben bereits 14 Pferde, einige von ihnen haben Schlimmes erlebt, manche hat Angela Jackowski bereits vor dem Schlachter gerettet.

Die 58-Jährige ist Idealistin und weiß doch: Wenn sie jetzt junge Fohlen aufnimmt, dann muss sich auch in den kommenden rund 30 Pferdejahren jemand um sie kümmern. "Wenn ich das nicht mehr kann, dann habe ich die Zusage von Animal Spirit, dass sie einen guten Platz für die Tiere finden werden", sagt sie. "Ich möchte den Menschen einfach zeigen: Das sind gute Pferde, die zu schade sind zum Sterben. Aber da sind auch die Politiker gefragt, so etwas zu verhindern." Als Tierschützerin organisiert sie seit etlichen Jahren einen überregionalen Tiergottesdienst auf dem Vereinsgelände mit, ihre Vereinsmitglieder und Unterstützer kommen aus der ganzen Altmark und darüber hinaus.

Für die Cobbelerin, die nach eigener Aussage schon über Generationen mit Pferden verbunden ist, bedeutet die Arbeit auf dem Pferdefreizeithof, der gleichzeitig für manche Tiere ein Gnadenhof ist, alles. Schon als Kind hatte sie Zugang zum Pferdesport, wollte aber schon damals vieles anders machen. "Erst nach der Wende bekam ich die Möglichkeiten dazu und seit etwa 15 Jahren gibt es diesen Hof", sagt sie. In der Reithalle werden nicht nur Kunststückchen trainiert, die von Vertrauen und Zuneigung zeugen, sondern auch Kinder in die Welt des artgerechten Umgangs mit Pferden eingeführt. Auch Behinderten wird dort der Umgang mit speziellen Therapiepferden ermöglicht. Viele der Tiere kamen einst verängstigt, vernachlässigt oder auch traumatisiert nach Cobbel. Dort haben sie in der Gemeinschaft mit anderen Pferden und den Menschen wieder Vertrauen gefasst und selbst Angela Jackowski staunt manchmal, was alles möglich ist. Ein Spielepark, weitläufige Weiden und die gewaltfreie Ausbildung bieten ihnen gute Bedingungen.

Für die jungen Fohlen, die der Verein mit Hilfe von Sponsoren im September nach Cobbel holen möchte, wird der Anschluss an die vorhandene Herde kein Problem sein, da ist sich Angela Jackowski sicher. "Sie brauchen ja auch Spielgefährten", sagt sie. "Aber die kleinen Milchnasen müssen dann erst einmal aufgepäppelt werden." Die Tiere, wie sie in Mainhofen versteigert werden, kämen vor allem aus der Tourismusbranche Österreichs, erzählt Angelas Jackowski. "Sie werden produziert, damit im Sommer Stuten und Fohlen für idyllische Ausblicke sorgen und zum Ende der Saison gehen sie zum Schlachten." Von denen, die auf die Reise in die großen Massenschlachtungen gehen, überleben vielleicht 50 Prozent den Transport, sagt sie. Und der Rest stirbt per Bolzenschuss oder wird noch einige Monate gemästet, um ein entsprechendes Schlachtgewicht zu erreichen.

Angela Jackowski bittet um Unterstützung für das Vereinsprojekt "Fohlen" und dabei, so sagt sie, sind auch kleine Beträge eine Hilfe. Spendenquittungen können ausgestellt werden. Spenden sind möglich unter Konto: 3070006751, Bankleitzahl: 81050555, Kreissparkasse Stendal. Bitte das Kennwort "Fohlen" und möglichst die vollständige Adresse angeben. Kontakt zum Verein können Interessenten auch im Internet oder per Telefon aufnehmen: (0 39 35) 21 35 72 beziehungsweise (01 72) 9 76 77 94 oder:

www.Pferdefreizeithof-Cobbel.de