83-jähriger Salzwedeler erhielt den diamantenen Meisterbrief Fritz Tack mit Hang zum Anhänger
Fritz Tack hat den diamantenen Meisterbrief erhalten. Der Schmiedemeister aus Salzwedel stellte jahrzehntelang Hänger her.
Salzwedel l Anhänger waren in der DDR ein begehrtes Gut. Landwirtschaft und Industrie brauchten Transportmittel. Fritz Tack aus Salzwedel hat jahrzehntelang Anhänger produziert. Der Schmiedemeister hat vorige Woche in Berge seinen diamantenen Meisterbrief erhalten.
Alles begann in einer kleinen Werkstatt im Perver. Nach seinen Gesellenjahren als Schmied arbeitete Fritz Tack bei Heinrich Praeger. "Das war am 1. August 1951", erinnert sich der 83-Jährige noch genau. Ein Jahr später bestand er seine Meisterprüfung.
Nach dem Tod seines Chefs übernahm Tack 1954 die Werkstatt. Bis sich ab 1960 alles änderte. Die Produktionsgenossenschaft des Handwerks wurde gegründet, und die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPG) beschlugen ihren Pferden selber die Hufe. Ein wichtiger Geschäftszweig des Schmiedes fiel weg. "Da habe ich mit dem Hängerbau angefangen", erzählt Fritz Tack. Die Werkstatt wurde bald zu klein, und die Technik war veraltet.
Also baute der gebürtige Groß Chüdener am Gerstedter Weg. Er hatte Glück: Das Grundstück habe er von der Kirchengemeinde kaufen können, in der er damals Kirchenältester war. 1972 war die Werkstatt fertig.
Die Arbeit war hart. "Wir hatten keine Hilfsmittel wie Gabelstapler", erinnert er sich. Die Männer mussten die Achsen tragen. Diese wogen gut 400 Kilogramm. Doch das Geschäft lief "blendend", sagt der 83-Jährige. "Es konnte nicht besser sein", ergänzt er. Neben dem Bau von Anhängern kümmerte sich der Meister um Reparaturen.
Zu seinen Auftraggebern gehörten unter anderem Schlachthöfe, Viehtransporter, LPG, die Forstwirtschaft, das Spanplattenwerk Tangermünde und ein Stahlwerk. Bis nach Rostock seien seine Anhänger geliefert worden. Sein schwierigstes Stück sei ein Trichterhänger gewesen, aus dem die Kohle portionsweise auf ein Förderband fiel -Fassungsvermögen acht Tonnen. Wochenlang musste er an der Konstruktion tüfteln.
Er belieferte auch die heimische Wirtschaft wie die Pumpenfabrik und die Bergschloss-Brauerei. Aufgrund seiner vielen Beziehungen zu Kunden konnte er sich über die Materialbeschaffung nicht beklagen. Das größte Problem waren Ersatzteile. "Das musste geplant werden", sagt Fritz Tack. Zwei Jahre vorher musste er die Teile bestellen. Bis zu sechs Mitarbeiter waren in dem Betrieb beschäftigt. Tack: "Wir waren dicht dran am VEB. Wir haben uns immer gut gewehrt." Zudem bildete er zahlreiche Lehrlinge und Gesellen aus "und sogar einen Meister", fügt Tack hinzu.
Tochter Elvira und Schwiegersohn Franz Heck haben die Werkstatt 1993 übernommen. Doch das Geschäft sei schwieriger geworden. Heute gibt es mehr Konkurrenz, und auch Baumärkte bieten Anhänger an.
Die Leidenschaft für die Transportmittel und das Handwerk hat er bis heute. Sein Hobby: Jeden Tag noch in die Werkstatt gehen. Nur gucken und eventuell mal meckern", sagt der 83-jährige Salzwedeler mit einem verschmitzten Lächeln.