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Mosterei Fünf neue Arbeitsplätze in Sicht

Die Diesdorfer Süßmost-, Weinkelterei und Edeldestille GmbH will wachsen. Eine zweite Abfüllanlage soll gebaut werden.

Von Anke Pelczarski 04.02.2018, 02:00

Diesdorf l Einen heißen Bratapfel-Punsch gab es am Freitagvormittag zur Begrüßung für Thomas Wünsch, Staatssekretär des Ministeriums für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt. „Die Früchte beziehen wir aus der Firma Stallbaum in Stendal. Eine Sorte eignet sich besonders für unser Produkt. Doch den Namen werde ich nicht verraten“, sagte Stefan Schulz, Geschäftsführer der Diesdorfer Süßmost-, Weinkelterei und Edeldestille GmbH, augenzwinkernd. Der Punsch werde nicht nur in der Region angeboten, sondern auch auf Märkten in Magdeburg und sogar Dresden, fuhr er fort. Dem Gast schmeckte es.

Er ließ sich gern das Unternehmen zeigen, dessen Anfänge als Lohnmosterei bis ins Jahr 1935 zurück gehen. Diese habe Paul Schulz, sein Opa, damals aufgebaut. „Mit Lebensmitteln handelt unsere Familie aber schon seit 200 Jahren“, fügte Stefan Schulz hinzu.

Seit 2013 steht ihm Sohn Matthias als Geschäftsführer zur Seite. Der Junior hat Lebensmitteltechnologie an der Technischen Universität Berlin studiert und ist momentan dabei zu promovieren. Sein Thema: „Innovative Verfahren zur Lebensmittelhaltbarmachung“. Durchaus praxisnah, da es sehr viele Anknüpfungspunkte zum Diesdorfer Familienunternehmen gebe, schilderte Matthias Schulz.

Die vorhandene Abfüllanlage sei schon über 20 Jahre alt, berichtete Stefan Schulz. „Die Anforderungen an Säfte werden immer höher, so dass eine Überarbeitung notwendig wäre“, sagte er. Die Firma habe sich jedoch entschieden, in eine zweite Abfüllanlage zu investieren. Diese solle auf einem Areal an der Wittinger Straße in Diesdorf entstehen. „Dann können wir in der gleichen Zeit mehr Produkte herstellen. Wir können für unsere Kunden noch individueller arbeiten. Und die Technik wird auf dem neuesten Stand sein“, blickte er voraus. Am Projekt werde schon seit einem Jahr gearbeitet, sagte Matthias Schulz. Wenn alles gut funktioniere, solle im August der Probelauf der neuen Anlage sein. „Dann können wir auch hier Schorle herstellen, wozu wir derzeit nicht in der Lage sind“, berichtete Stefan Schulz.

Für dieses millionenschwere Vorhaben steuert das Land aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ knapp 1,2 Millionen Euro bei. Thomas Wünsch übergab den Förderbescheid in der derzeitigen Abfüllanlage, die später für „kleinere Aufträge“, so Matthias Schulz, weiter genutzt werden soll.

In Diesdorf wird vorrangig regionales Obst verarbeitet. „Wir haben Kunden, die schon seit 70 Jahren zu uns kommen. Ursprünglich sind sie mit dem Triebwagen hierher gefahren und haben ihr Obst abgegeben. Sie schätzen unsere Qualität“, erzählte Stefan Schulz stolz.

Mehr als 30 Säfte und Nektare, rund 20 Fruchtweine und 20 edle Destillate werden im Familienunternehmen hergestellt. Seit 2008 gibt es eine Brennerei. Matthias Schulz kreiert hochwertige Spirituosen, die mit zahlreichen Preisen bei der internationalen Edelbrandmeisterschaft Destillata in Österreich prämiert worden sind. Seit 2014 wird der Altmärker Single Malt Whisky „Oldmark“ hergestellt. Der junge Geschäftsführer, der mit seiner Familie wohl in diesem Jahr aus Berlin in die Heimat zurückkehren will, hat noch viele Ideen für neue Produkte. Experimentieren ist erlaubt.

Seit vier Jahren sei der Betrieb biozertifiziert, berichtete Matthias Schulz. Das bedeute, dass biologisch angebaute Früchte in Diesdorf gepresst werden, wenn Kapazitäten vorhanden seien. Darunter seien auch Datteln und Ingwer. Der Extrakt letztgenannter Pflanze würde nach Großbritannien geliefert, wo aus diesem Ginger Ale hergestellt werde.

Wenn kein Frischobst vorhanden sei, dann würden gefrorene Früchte verarbeitet, die per Lkw angeliefert werden. Durch eine größere Presse, die 2013 angeschafft wurde, sei es möglich, diese Mengen zu bewältigen, sagte Stefan Schulz. Durch diese Vielfalt sei die Produktion im gesamten Jahr möglich.

Früchte-Lieferanten seien auch die gut 40 Heidelbeeranbauer rund ums Steinhuder Meer. Diese würden zwischen 500 Kilogramm und 20 Tonnen liefern. Daraus würden Säfte und Brand hergestellt. Die Produkte würden in der Herkunftsregion der Beere verkauft.

Derzeit arbeiten 13 Beschäftigte in der Diesdorfer Mosterei. Mit dem Neubau der zweiten Abfüllanlage sollen 5 weitere Arbeitsplätze hinzu kommen.

Die Mitarbeiter hoffen auf ein gutes Obstjahr 2018. „Ich bin nun schon seit 33 Jahren in der Firma. Aber so ein schlechtes Obstjahr wie 2017 habe ich noch nie erlebt“, sagte Tatiana Schulz, die Ehefrau von Stefan Schulz. Das Unternehmen sei den Kleinlieferanten sehr dankbar gewesen, dass sie das wenige Gewachsene zur Verfügung gestellt haben.