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Trockenheit stresst Wald weiter Gefahr für Leib und Leben? Warum ein Waldspaziergang in Sachsen-Anhalt gefährlich werden kann

Der ergiebige Regen in diesem Frühjahr reicht nicht. Immer noch können Waldspaziergänge in Sachsen-Anhalt ein unglückliches Ende nehmen, wenn trockene Äste aus den Baumkronen fallen. Der Forstbetrieb des Landes warnt eindringlich: Es bestehe „Gefahr für Leib und Leben“, steht auf Schildern am Wegesrand.

Von David Schröder 20.05.2021, 00:30
Gefahr für Leib und Leben: In den Wäldern Sachsen-Anhalts sollte der Blick der Spaziergänger ab und an nach oben gehen. Es drohen Astabbrüche.
Gefahr für Leib und Leben: In den Wäldern Sachsen-Anhalts sollte der Blick der Spaziergänger ab und an nach oben gehen. Es drohen Astabbrüche. Foto: David Schröder

Diesdorf/Tangerhütte - Die meisten Menschen in Sachsen-Anhalt können den Regen wohl nicht mehr sehen, wollen endlich warme und sonnige Frühlingstage. Doch nicht überall herrscht Traurigkeit über die Niederschläge der vergangenen Wochen. Neben den Landwirten freuen sich besonders die Mitarbeiter der Forstbetriebe in Sachsen-Anhalt über das dringend benötigte Nass von oben. Denn es hilft wahrscheinlich, einige Gefahrenquellen in den Wäldern zu beseitigen oder zumindest abzumildern.

„Es besteht Gefahr für Leib und Leben“ steht auf rot umrandeten Schildern mit der fetten Überschrift „Warnung!“ Die Warnhinweise finden sich in zahlreichen Waldgebieten des Landes, so zum Beispiel auch im Wohld zwischen Diesdorf und Dähre in der westlichen Altmark. Aufgestellt wurden die Schilder - gut sichtbar an den beliebtesten Wanderwegen - von Mitarbeitern des Landesforstbetriebes.

„Der Landesforstbetrieb hat sich auf Grund der massiven Waldschäden der vergangenen Jahre dazu entschieden, mit diesen Schildern auf mögliche Gefahrenschwerpunkte hinzuweisen“, berichtet Dirk Seyfarth, Bereichsleiter Produktion im Forstbetrieb Altmark in Mahlpfuhl bei Tangerhütte, auf Anfrage der Volksstimme. Seyfarth erklärt, dass die größten Gefahrenschwerpunkte vor allem in Laubholzbeständen zu finden seien, die normalerweise gut mit Wasser versorgt sind. Doch genau dort können aktuell weiter trockene Äste aus den Baumkronen fallen. Die Bestände, so Seyfarth weiter, hätten nun „über drei Jahre viel zu wenig Niederschläge erhalten“.

Der Wohld, ein Waldgebiet zwischen Diesdorf und Dähre in der westlichen Altmark, lädt zu Spaziergängen ein. Doch die sind aktuell nicht gefahrlos.
Der Wohld, ein Waldgebiet zwischen Diesdorf und Dähre in der westlichen Altmark, lädt zu Spaziergängen ein. Doch die sind aktuell nicht gefahrlos.
Foto: David Schröder

Weiter erklärt der Bereichsleiter, dass sich der Forstbetrieb Altmark intensiv darum bemühe, erkennbare Gefahren und Schäden zu beseitigen. Dafür seien allein in seinem Bereich, der zwölf Landeswaldreviere umfasse, „mehrere 100.000 Euro für Verkehrssicherungsmaßnahmen vor allem an Straßen und Wegen ausgegeben“ worden.

Allerdings geht das nicht so schnell wie gewünscht. Die erkannten Schäden können nur schrittweise beseitigt werden. Und in naturschutzrechtlich sensiblen Gebieten müssen die Arbeiten in bestimmten Zeitfenstern erledigt werden.

Seyfarth nennt unter anderem Buchen und Eschen als besonders angegriffene Gehölze: „Große Gefahren gehen von Trockenästen und geschädigten Kronen vor allem in der Buche aus.“ Bei Eschen seien häufig die Wurzeln beschädigt, „so dass selbst scheinbar vitale Bäume bei aufweichenden Böden oder schon bei leichter Windlast umfallen können“.

Was wünschen sich die Mitarbeiter des Forstbetriebes dann für die nahe Zukunft? „Wir Förster hoffen auf einen nicht zu heißen, feuchten Sommer – sorry an alle Urlauber, um die Bestände weiter zu stabilisieren und um auch das Thema Borkenkäfer weiter zu vermindern“, sagt Dirk Seyfarth.

Somit sind der Bereichsleiter und seine Kollegen auch sehr froh mit dem Witterungsverlauf in diesem Frühjahr. Günstig sei der langsame Anstieg der Temperaturen gewesen - „und dass wir in diesem Jahr keine frostigen 'Eisheiligen' hatten“.