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Gesetzentwurf Positive Sicht auf Schulverbund

Die Bürgermeister im Altmarkkreis stehen möglichen Verbünden von Grundschulen positiv gegenüber.

Von Antje Mewes 29.10.2017, 09:00

Salzwedel l Im Entwurf zu einem neuen Schulgesetz in Sachsen-Anhalt sind die Grundlagen für so genannte Schulverbünde enthalten. Landes-Bildungsminister Marco Tullner (CDU) sieht darin einen Weg, „das Grundschulnetz im ländlichen Raum zu erhalten, aber gleichzeitig den demografischen Entwicklungen Rechnung zu tragen“, wie er nach dem Beschluss der Landesregierung zum Gesetzentwurf erklärte.

Kleine Grundschulen sollen zu einem unselbstständigen Standort ohne eigenen Schulleiter werden. Die Mindestschülerzahl für eine derartige Nebenstelle soll mit 40 angesetzt werden. Die Schulleitung sitzt am Hauptstandort, einer Gemeinde. Neben dem propagierten Erhalt der Mini-Schulen, in Flächenkreisen wie in der Altmark, sollen Schulleiterstellen und Personalkosten gespart werden.

Genau dort setzt die Kritik der Gewerkschaft an. Für sie gehen die Änderungen in der Novelle „an der derzeitigen Realität in den Schulen vorbei.“ Vor allem im Bereich der personellen Absicherung. Für ihn sei es noch schwer einzuschätzen, ob sich Schulverbünde positiv oder negativ auswirken, sagt der GEW-Kreisvorsitzende Jens Bierstedt. Von Personalverschiebungen halte er wenig. Konkret könne er erst etwas dazu sagen, wenn sich die Träger der Grundschulen dazu positioniert hätten. Das sind die Gemeinden. Letztendlich gehe es darum, Schule für die Schüler und die Eltern zu gestalten, sagt Bierstedt.

Vor allem in Kommunen, die Grundschulen haben, die aufgrund ihrer geringen Schülerzahlen ständig mit dem Erhalt zu kämpfen haben, stößt der Schulverbund auf positive Resonanz. „Ich begrüße diesen Vorschlag“, sagt Arendsees Bürgermeister Norman Klebe. Er sieht darin die Möglichkeit, die Grundschule in Fleetmark langfristig zu erhalten, und den Kindern so lange Schulwege zu ersparen.

Für Kalbes Bürgermeister Karsten Ruth „kann der Schulverbund auf jeden Fall als eine begrüßenswerte Handlungsoption im dünnbesiedelten Raum angesehen werden, ein letztes Fangnetz vor der schülerzahlbedingten Schließung eines Schulstandortes.“ In der Einheitsgemeinde betrifft das die Grundschule in Brunau. Mit dem Schulverbund ließe sich die Zukunftsfähigkeit beider städtischer Grundschulen sichern. Dies sei insbesondere deswegen gegenwärtig für Kalbe von besonderer Dringlichkeit, weil mit Hilfe von Fördergeld in die Grundschule Brunau investieren werden soll. Das Vorhaben könne jedoch ohne den Schulverbund an der Förderbedingung „Nachhaltigkeit“ scheitern.

Die tatsächliche Umsetzung eines Schulverbundes sei allerdings eng mit den jeweiligen Lehrkräften der betroffenen Schulen abzustimmen, da das Modell formelle und praktische Hürden definiere, „die insbesondere von den Pädagogen genommen werden müssen“, schätzt Kalbes Bürgermeister ein. Der Mehraufwand sei trotz der bekannten allgemeinen angespannten Arbeitskräftesituation an den Schulen dann zu rechtfertigen, wenn die Schülerzahlentwicklung dies verlangt, erklärt er.

Für den Bürgermeister der Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf, Michael Olms, hat das Modell Vor- und Nachteile. Eine Standortsicherung kleiner Schulen auf eine längere Zeit sieht er positiv. „Wir können nicht ständig die Schulenzugsbereiche ändern, um sie zu erhalten.“ „Inhaltlich“ könnte es mit einem unselbstständigen Standort schwierig werden.

„Uns betrifft es nicht“, sagt Gardelegens Bürgermeisterin Mandy Zepig. Die Grundschulen in der Einheitsgemeinde seien über Änderungen der Einzugsbereiche sicher gestaltet worden. Hätte es die Möglichkeit des Schulverbundes schon eher gegeben, „hätten wir die Grundschule in Estedt erhalten können“, sagt sie. Grundsätzlich finde sie das Modell aber gut, gerade in einer Region wie dem Altmarkkreis. Allerdings glaube sie nicht, dass dadurch gespart werden könne.

Dass im neuen Schulgesetz die Besonderheiten des ländlichen Raumes, besonders im Hinblick auf die Einwohnerzahlen, berücksichtigt werden, findet Salzwedel Bürgermeisterin Sabine Blümel „gut und richtig“. Grundschulen seien ein wichtiger Faktor in einer Kommune. Es sei daher zu begrüßen, dass eine Einrichtung, die nach der Schulentwicklungsplanung gefährdet wäre, als Grundschulverbund weiterbestehen könnte. Blümel: „Das ist gerade im Hinblick auf zahlreiche Diskussionen und das engagierte Einstehen von Eltern und Lehrern für gefährdete Grundschulen eine gute Idee.“ Wichtig sei aus ihrer Sicht nun, „dass der Gesetzentwurf auch im Landtag beschlossen wird.“

Der Kreis-Elternrat werde sich in seiner ersten Sitzung mit diesem Thema befassen, kündigte der Vorsitzende Sven Schottenhammel an. Aus seiner ganz persönlichen Sicht, ist der Schulverbund „keine optimale Lösung“. Wenn Lehrer hin- und herpendeln müssten, und es keine feste Zuordnung gebe, könne das die erfolgreiche Arbeit im Sinne der Kinder gefährden, so seine erste Einschätzung.