Heiraten Schienenhochzeit für Mansfields in Mechau
Hochzeit auf Schienen für eine Schwedin und einen Engländer in der Altmark: Lotus und Jonathan Mansfield trauten sich.
Mechau l Seltener Hochbetrieb herrschte am Sonnabend am ehemaligen Mechauer Bahnhof: Hausherr Jonathan Mansfield und seine Braut Lotus feierten ihre Hochzeit. Mit dabei waren ihre acht Kinder - drei bringt er mit in die Ehe, drei sie und zwei haben sie gemeinsam. Mit dabei waren auch die zahlreichen Verwandten und Freunde. Und natürlich die Vertreter des Deutschen Bahnkundenverbandes Altmark-Wendland und der Deutschen Regionaleisenbahn, die die vor über zehn Jahren stillgelegte Strecke wieder beleben wollen.
Und auch nur mit deren Genehmigung war die ungewöhnliche Trauung am ungewöhnlichen Ort möglich. Die Rolle des Standesbeamten übernahm denn auch Rolf Schulze vom Deutschen Bahnkundenverband, der nach eigener Aussage zu Trauungen auf der Schiene berechtigt ist.
„Für das Paar ist es kein Neuanfang, sondern die offizielle Anerkennung einer langjährigen Freundschaft, die in Liebe mündete und jetzt von der Eheschließung gekrönt wird“, sagte er von der Draisinenplattform aus. „Ihr Ehegelübde verkünden Lotus und Jonathan Mansfield vor den Menschen, die ihnen am nächsten stehen“, sagte er, bevor er seine feierliche Ansprache und die Trauungszeremonie auch auf Schwedisch und Englisch sprach.
Danach legten die 37-Jährige und der 48-Jährige ihre Eheversprechen in der jeweiligen Sprache ab und sagten einander lautstark und freudig „Ja“. Die Eheringe hängten sie sich ans Ohr.
Unter Hochrufen und Winken fuhr das mit weißer Spitze und rosafarbenen Bändern mit Blüten geschmückte Schienenfahrzeug, gezogen von einer SKL-Arbeitslok, davon.
Aber nicht auf immer und ewig: Nach einer Viertelstunde des Wartens fuhr von der anderen Bahnhofsseite ein Hochzeitsauto vor, aus dem das glückliche Paar stieg. Mansfield trug seine Angetraute, die er vor über zehn Jahren im altmärkischen Riebau kennen- und lieben lernte, auf Händen bis zum Bahnhofsgebäude.
Ehe er sie über die Schwelle tragen konnte, hieß es den freudvollen Reisregen der Gäste im Spalier zu überstehen. Dann winkten sie von der Haustür aus allen zu und nahmen die Glückwünsche entgegen.
Unter den ersten Gratulanten waren zuerst die Kinder des Paares, der Älteste ist 20 Jahre, das jüngste ein Jahr. Aber danach ging es für alle ans Feiern im Saal und im Freien.
Mansfield, der jahrelang als Musiker (er spielt Klavier und Gitarre) mit Pferd und Wagen durch die Lande tourte, hatte 2016 den aus den 1920er Jahren stammenden Bahnhof ersteigert. Der war seit fast 20 Jahren verwaist, auf den Gleisen davor verkehren längst keine Züge mehr.
In dem alten, sanierungsbedürftigen Gebäude wohnt die Familie seit der Zeit des Hauskaufs nicht nur, sondern will auch ein Café einrichten. „Bevor das eröffnet werden kann, liegt noch sehr viel Arbeit vor uns“, ist sich Jonathan Mansfield bewusst. Aber hoffentlich bald wollen sie Gäste dort bewirten. „Und hoffentlich dann auch Bahnreisende, denn die Strecke soll ja wieder belebt werden“, kündigte er an.
Das Bemühen darum bestätigte auch Michael Schrader vom Betriebsrat der Deutschen Regionaleisenbahn, der sich auch im Deutschen Bahnkundenverband engagiert. „Dort steht die Reaktivierung dieser Strecke auf der Prioritätenliste eines entsprechenden Bundesprogramms“, informierte er über die Pläne.
Ebenfalls im Deutschen Bahnkundenverband ist Andreas Joswig vom Förderverein Ostheide-Elbe-Bahn Mitglied. „Wir bieten ab Mai 2020 Draisinenfahrten auf der von uns gekauften Bahnstrecke Uelzen- Dannenberg konkret zwischen Zernien und Dannenberg an“, sagte er.
So ähnlich stellen sich die altmärkischen Bahn-Aktivisten das auch bei sich zu Hause vor.