Maschinenring Hilfe auf dem Acker seit 50 Jahren
Der Maschinenring Lüchow besteht seit 50 Jahren - für Vorstandsmitglieder und Geschäftsführung Anlass für eine Bilanz.
Salzwedel/Lüchow l Vorstandsvorsitzender Heinrich Sasse aus Leisten sowie seine beiden Vorstandskollegen Detlef Koch aus Böddenstedt und Bodo Kurtze aus Deutsch kommen gemeinsam mit Geschäftsführer Hauke Mertens auf knapp 100 Jahre Mitgliedschaft im Maschinenring Lüchow. Die längste Zeit kann natürlich Heinrich Sasse vorweisen. „1981 bin ich Mitglied geworden und auch gleich in den Vorstand gewählt worden“, erzählt der Landwirt aus Leisten. Die beiden Altmärker Detlef Koch und Bodo Kurtze sind seit 1991 dabei, letzterer kam allerdings über den Maschinenring Gartow nach dem Zusammenschluss nach Lüchow. Ihr Eintritt hatte finanzielle Gründe. „Wir konnten uns als Wiedereinrichter die vielen Maschinen gar nicht leisten“, blickt Detlef Koch zurück. Nebenerwerbslandwirt Hauke Mertens fungiert seit 2002 als Geschäftsführer des Maschinenrings. „Egal, ob Getreide, Raps opder Zuckerrüben, ich lasse alles von der Bestellung bis zur Ernte über den Maschinenring erledigen. Ich wüsste gar nicht, wie ich das sonst bewerkstelligen sollte.“
Der erste Maschinenring wurde in Deutschland übrigens 1958 in Bayern gegründet. Grundgedanke der Vereinigung: Maschinen- oder auch Arbeitskräfte, die ein Landwirt augenblicklich nicht nutzt, werden einem Kollegen zur Verfügung gestellt.
Gründungstag für den Maschinenring Lüchow ist der 28. April 1966, 37 Landwirte schlossen sich damals zusammen. Knapp einen Monat später trafen sie sich zur ersten Mitgliederversammlung. „Wir haben auch noch Gründungsmitglieder in unseren Reihen, unseren ersten Vorsitzenden Alfred Schröder aus Rehbeck und Hans-Georg Thiede aus Holtorf. Beide bewirtschaften übrigens noch ihre Betriebe“, berichtet Heinrich Sasse.
Drei Jahre später waren 204 Mitglieder im Maschinenring organisiert. Dann fiel die Mauer, die Grenze öffnete sich und zahlreiche Landwirte in der benachbarten Altmark benötigten plötzlich technische Hilfe. „Mein Vorgänger Heinrich Zelck ist damals von einem Betrieb zum anderen gefahren“, erzählt Mertens. Offensichtlich erfolgreich. „Ich habe schnell festgestellt, dass unter dem Dach des Maschinenrings alles, was benötigt wird, verfügbar ist“, blickt Detlef Koch auf die Anfangsjahre zurück. Rückblickend ist Mertens überzeugt: „Für die Region war die Wende ein Riesenschub.“
Inzwischen kommen 104 von 596 Mitgliedern aus der Altmark, einige davon wie Bodo Kurtze über die Fusion mit dem Maschinenring Gartow, die 2003 vollzogen wurde. Natürlich habe man in den zurückliegenden Jahren voneinander gelernt. „Klipp und klar zu sagen, was man will zum Beispiel. Das war anfangs allerdings etwas ungewohnt“, erwidert Bodo Kurtze prompt auf die entsprechende Frage.
In den zurückliegenden Jahren habe sich die Landwirtschaft enorm verändert und damit auch die Maschinenringe, sind sich Vorstandsmitglieder und Geschäftsführer einig. „Der technische Fortschritt ist enorm. Wenn wir heute von Arbeitsbreiten von sechs Metern sprechen, dann ist das vergleichsweise klein“, vergleicht Mertens. „Früher stand bei den Maschinenringen die Nachbarschaftshilfe im Vordergrund. Heute wird viel über Lohnunternehmen erledigt, das ist ein großer Umbruch“, resümiert Sasse.
Die Mitgliedschaft im Maschinenring ist aus Sicht des Quartetts vorteilhaft und unkompliziert. „Wir haben feststehende Preislisten, das wissen die Bauern zu schätzen“, sagt Heinrich Sasse, und Bodo Kurtze fügt hinzu: „Man kann unkompliziert Absprachen treffen, das ist super.“
Hilfe untereinander erstreckt sich nicht nur auf die Mitglieder des eigenen Maschinenrings. Als 2013 die Elbeflut die Felder zahlreicher Landwirte im Landkreis Stendal unter Wasser setzte, lief auch in der Lüchower Maschinenringzentrale die Hilfsaktion an. Schließlich konnten die Lüchower an ihre Kollegen im Elb-Havel-Winkel 50 000 Euro als Hilfe für den Neustart, vor allem für den Saatgutkauf überreichen. „Man weiß für die Zukunft nie, wann man die Leistungsfähigkeit des anderen braucht“, ist Hauke Mertens überzeugt. Netzwerke zu schaffen und zu pflegen, erachtet er daher als immens wichtig.
1994 war ein weiteres wichtiges Jahr in der Geschichte des Maschinenrings: Die Tochter Maschinenring Wendland GmbH wurde gegründet, über die seitdem zahlreiche gewerbliche Aktivitäten organisiert werden, etwa Transporte und Winterdienste. Die Vielzahl der Aktivitäten wird an den Umsatzzahlen des Maschinenrings deutlich: 2001/2002 lag dieser noch bei 4,5 Millionen DM, drei Jahre später bereits bei 4,5 Millionen Euro. Die Bilanz für 2015 weist insgesamt elf Millionen Euro aus.
Heute soll der 50. Geburtstag im Rahmen der alljährlichen Mitgliederversammlung gefeiert werden. Doch wie sieht die Vision für die Zukunft des Maschinenrings aus? Zunächst ziemlich bodenständig. „Es ist wichtig, dass wir auf dem Teppich bleiben und das eigentliche Anliegen des Maschinenrings nicht vergessen“, sagt Detlef Koch. Heinrich Sasse wünscht sich stabile Umsätze.
„Wir wollen unseren Mitgliedern die Qualität liefern, die sie sich wünschen und Servicepartner für die Landwirtschaft in unserem Einzugsgebiet sein“, erläutert Mertens. Außerdem verweist er auf den neuen Sitz an der Lüchower Bergstraße. Hier stecke das Geld der Landwirte drin, dieses wolle man für den ländlichen Raum einsetzen.