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Home-Office Wenn Kunst am Bildschirm beurteilt wird

Von Hilmsen aus im Home-Office Kunststudenten in Houston (USA) betreuen: Vor dieser Herausforderung steht Professor Hans Molzberger.

Von Anke Pelczarski 29.04.2020, 04:00

Hilmsen/Houston l Etwa 7500 Kilometer trennen Hans Molzberger derzeit von den Studenten der Houston Baptist University im amerikanischen Bundesstaat Texas. Doch das Internet macht es möglich, dass er den Kontakt halten kann. „Per Video-Konferenz tauschen wir uns aus. Auf diesen Weg gibt es auch Aufgaben, die zu erfüllen sind“, beschreibt der Künstler aus Hilmsen.

Auch wenn ihm der direkte Kontakt zu Kollegen und Studenten fehle, so sei er sehr froh darüber, dass er noch nach Deutschland zurückkehren konnte. „Eigentlich wäre ich erst im Mai zurückgekommen. Doch jetzt würde ich in Houston auch nur in der Wohnung sitzen und von dort aus online unterrichten“, schildert er. In Amerika habe es übrigens, genauso wie hier, einen besonderen Ansturm auf Toilettenpapier und Küchentücher gegeben, merkt er schmunzelnd an.

„Auf den letzten Drücker“, gesteht er, sei die Rückreise möglich gewesen. Und das auch nur, weil er mittlerweile durch seine jahrelange Arbeit an der Kunstschule in Houston auch die amerikanische Staatsbürgerschaft beantragt habe und auch bewilligt bekam. „Als Amerikaner bin ich nach Kanada geflogen und von dort als Deutscher nach Deutschland. Anders wäre es nicht möglich gewesen“, erinnert sich der Hilmsener an das Abenteuer und fügt hinzu: „Ich bin sehr froh, dass ich hier sein kann.“

Seine Kunst-Fachgebiete Skulptur und Keramik unterrichte er von Hilmsen aus. „Die Studenten haben Ton mit nach Hause genommen, um mit diesem arbeiten zu können. Es funktioniert zwar nicht ganz so gut wie in der Universität, weil nicht jeder hat, aber wir improvisieren“, erzählt Hans Molzberger. So werde beispielsweise auch mit Haushaltsutensilien und Fundstücken gearbeitet. Die Kreativität werde herausgefordert. „Die Studenten schicken mir auch Fotos ihrer Arbeiten zu, die ich dann beurteile“, nennt er eine weitere Aufgabe.

Den Austausch per Netz gebe es auch mit den Kollegen der Houston Baptist University. „Keiner weiß, wie lange uns die Corona-Pandemie im Griff hält. Um für eine längere Zeit gerüstet zu sein, bin ich dabei, einen Plan zu erarbeiten, wie ein Semester Skulptur als Fernkurs möglich wäre“, sagt der Künstler.

Einige seiner Studenten wären im Sommer gern nach Houston ins Atelierhaus Hilmsen gekommen, um hier zu arbeiten und die deutsche Kultur kennenzulernen. „Das wird verschoben, wohl aufs nächste Jahr. Auch wenn sie mit den Studium dann schon fertig sein sollten“, berichtet Hans Molzberger.

Die Corona-Pandemie sorgt auch hierzulande für Verschiebungen und Absagen, erklärt er. Eigentlich wollte der Künstler vor den Sommerferien mit dem Projekt „Rubin‘s Colors“ Neuntklässler auf eine besondere Weise an das Schicksal der 1,5 Millionen jüdischen Kinder heranführen, die die Nationalsozialisten ermordet haben. Doch das sei momentan nicht möglich. „Die Förderung haben wir bis Ende des Jahres. Vielleicht ist die Umsetzung im Herbst möglich“, blickt er voraus.

Der Eisenguss, dem unzählige Interessenten in den vergangenen Jahren im Atelierhaus Hilmsen verfolgt haben, werde 2020 nicht stattfinden. Für dieses Jahr abgesagt werden muss auch die Ausstellung von Patrick Palmer, dem Dekan einer amerikanischen Kunstschule in Houston, der ab 6. Juli in der Mönchskirche seine Porträts zeigen wollte. „Ziel ist jetzt das nächste Jahr“, sagt der Hilmsener.

Einzelworkshops, um mit neuen Techniken zu arbeiten, das könnte sich Hans Molzberger durchaus vorstellen. Denn er besitzt mehrere 3D-Drucker und digitale Fräsen. „Wenn es notwendig ist, würde ich auch Gesichtsschilde für das medizinische Personal drucken. Im Moment scheint es da aber keinen Bedarf zu geben“, sagt er.