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Traditionsverein Erdöl-Erdgas lud zum Tag des Bergmanns ein / Christoph Bammel: Jeder Bohrplatz ist anders: "In diesem Beruf lernt man nie aus"

Von Uta Elste 04.07.2011, 06:43

Der erste Sonntag im Juli wurde zu DDR-Zeiten als Tag des Bergmanns und des Energiearbeiters begangen. Grund genug für den Traditionsverein Erdöl-Erdgas, 41 Jahre nach dem Start der Erdgasförderung in der Altmark, diesen Tag mit zahlreichen Gästen feierlich zu begehen.

Salzwedel. Wenn Spezialisten in Sachen Bohrungen in mehreren tausend Metern Tiefe miteinander reden, Kürzel für Fachausdrücke ins Gespräch einflechten so wie andere Menschen eine Fremdsprache benutzen, steht der Laie etwas ratlos daneben. Alfred Schattling, einst Bohrmeister in Salzwedel, sowie Konrad Seel und Christoph Bammel, Bergbautechnologie-Azubis im ersten Lehrjahr, fanden gestern während der Veranstaltung anlässlich des Tages des Bergarbeiters auf dem Marktplatz sofort eine gemeinsame Sprache.

Er sei von seinem Vater auf diesen Beruf aufmerksam gemacht worden, berichtete Konrad Seel. Christoph Bammel war von Bohrinseln fasziniert, erfuhr dann, dass die Ausbildung auch in der Altmark angeboten wird und bewarb sich.

Nachdem das erste Lehrjahr beinahe geschafft ist, sind die beiden von ihrer Berufswahl begeistert. "Es ist toll. Man kommt viel herum", erzählt Konrad Seel. Er habe bereits an der holländischen Grenze, aber auch schon im Schwarzwald gearbeitet. "Jeder Bohrplatz ist anders. Man lernt in diesem Beruf nie aus", fasste Christoph Bammel sein erstes Ausbildungsjahr zusammen.

Den theoretischen Unterricht absolvieren die beiden Salzwedeler in Haldensleben, in einer Bundesfachklasse mit derzeit neun Schülern. "Tja, wir sind schon etwas Besonderes", sagte Konrad Seel lächelnd.

Und was kommt nach der Ausbildung? "Vielleicht ein Studium", dachte Konrad Seel laut nach. "Ich möchte gern hierbleiben. Ich hoffe, dass ich mal Schichtführer werde", berichtete Christoph Bammel über seine Pläne.

Alfred Schattling war gemeinsam mit den anderen Mitgliedern des Fördervereins Erdöl und Heimat aus Reinkenhagen in die Altmark gekommen. Der Verein aus Mecklenburg-Vorpommern und sein altmärkisches Pendant pflegen seit Jahren freundschaftliche Beziehungen zueinander, so der Vorsitzende des Salzwedeler Vereins, Bernd Steinmetz. Viele Mitglieder des Reinkenhagener Vereins seien einst auf den Erdgasfeldern der Altmark im Einsatz gewesen, so dessen Vorsitzender Dieter Landes. Das verbinde die beiden Vereine.

Am Sonnabend stand für die Mitglieder beider Vereine zunächst eine Führung durch die Zentralstation in Steinitz, am Abend dann die Festveranstaltung im "Adlerhorst" auf dem Programm. Mit der Veranstaltung tags darauf, in deren Rahmen sich die Fangmann Energie Services, Erdöl Erdgas Workover, die Knappschaft, die Salzwedeler Ortsgruppe der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) vorstellten, wolle man eine alte Tradition bewahren und neue Impulse setzen, so Bernd Steinmetz

Oberbürgermeisterin Sabine Danicke erinnerte in ihrem Grußwort an die zahlreichen Bauten, allen voran Schwimmhalle und Kulturhaus, die Salzwedel der Erdgasförderung verdanke.

Dieter Landes gestand, dass man lange über das Geschenk für die Salzwedeler Gastgeber nachgedacht hatte. Schließlich habe man sich für eine Signalglocke entschieden, die unter Tage für die Bergleute einst ein wichtiges Kommunikationsmittel war.

Grit Friebe, Vorsitzender der Salzwedeler IG BCE-Ortsgruppe, bekannte gestern zur Eröffnung der Präsentation auf dem Marktplatz, als Vertreterin der Chemie im Gewerksschaftsspektrum habe sie zunächst im Internet nach Informationen über den Bergbau suchen müssen. Ihre Rechercheergebnisse lösten bei ihrer Zuhörern jedoch lebhafte Erinnerungen aus. Beispielsweise ihr Hinweis, dass am Freitag vor dem ersten Wochenende im Juli immer das sogenannte Bergmannstreuegeld ausgezahlt wurde. Viele Frauen seien direkt zu den Schächten gefahren, um das Geld in Empfang zu nehmen und mitunter gleich auszugeben. "Ich glaube, das hätte ich auch gemacht", bekannte Grit Friebe schmunzelnd.

Der Tag des Bergmannes werde in vielen Regionen, beispielsweise in der Lausitz, wieder gefeiert. Junge Leute würden sich daran als den Familientag ihrer Kindheit erinnern. "Das sollten wir auch hier wieder in den Fokus rücken", schlug Grit Friebe vor.

Bernd Steinmetz war mit der Resonanz auf den Tag des Bergmanns zufrieden. Man wolle die Veranstaltung in den nächsten Tagen mit den Partnern auswerten und in diesem Zusammenhang auch über eine Neuauflage sprechen.