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Kino Filmpalast setzt Hoffnung auf James Bond

„Keine Zeit zu sterben“ - Der Titel des aktuellen James-Bond-Films ist nach Corona auch das Motto für Salzwedels Filmpalast.

Von Katia Baierlein 29.09.2020, 23:01

Salzwedel l Die sinkenden Besucherzahlen in den deutschen Kinos machen auch vorm Salzwedeler Filmpalast nicht Halt. Der Grund: strenge Corona-Auflagen.

Es ist dunkel. In der Luft liegt ein Geruch aus Popcorn und Nachos. Man hört das Rascheln der Popcorn-Tüte, als die Leinwand sich erhellt und die erste Werbung über den Bildschirm flimmert. Ein Kino-Besuch ist nicht nur ein Muss für Filmliebhaber, sondern auch eine beliebte Freizeitbeschäftigung für Familien. Eine Beschäftigung die sich, wie so vieles, durch Corona stark verändert hat. Anstatt auf Tuchfühlung mit dem Sitznachbarn sind jetzt zwei Plätze zwischen den Sitzen frei. Lautes Gelächter im Saal weicht durch begrenzte Auslastung leisem Geschmunzel.

Und die strenge Sitzplatzordnung ist es auch, die die Besucherzahlen und den Umsatz in den Kinos im Vergleich zum letzten Jahr halbierten. Das legte die Filmförderungsanstalt Berlin offen. Und das bekommen auch Barbara und Jürgen Bode zu spüren, die seit 1997 den Filmpalast in Salzwedel betreiben. „Wir hatten zweieinhalb Monate geschlossen“, sagt Barbara Bode. Natürlich macht sich das negativ im Umsatz bemerkbar. Zumal der im vergangenen Jahr besonders hoch war: 2019 seien sehr erfolgreiche Filme wie zum Beispiel „Das perfekte Geheimnis“ gelaufen. Da ist der Einbruch besonders offensichtlich.

Seit dem 26. Juni haben die Tore des Filmpalasts in Salzwedel nun wieder geöffnet. „Die Leute haben wieder Lust auf Kino“, freut sich Barbara Bode. Vor allem Familien würden wieder zu den Besuchern zählen, um gemeinsame Erlebnisse außerhalb des Hauses zu schaffen. „Viele, die hier waren, merken: Man fühlt sich sicher“, sagte Bode. Masken im Foyer und Abstände im Saal sorgen dafür. Dass sich die Besucher im Kino sicher fühlen, bestätigt auch eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens S&L Research: 87 Prozent der Befragten gaben an, ein gutes Gefühl bei ihrem Kinobesuch gehabt zu haben.

Zu Recht, sagt auch eine Studie der TU Berlin, denn Aerosole, die das Coronavirus übertragen können, seien in Kinosälen weitaus weniger vorhanden als in Büroräumen. Grund dafür: Im Kino wird in der Regel weniger gesprochen als im Büro.

„Außerdem haben wir moderne Belüftungssysteme, die immer Frischluft garantieren“, sagt Jürgen Bode. Aber das kostet natürlich. „Die Belüftung läuft auf hohem Niveau, während die Säle nicht ausgelastet sind“, so Barbara Bode. Dazu kommen hohe Personal- und Administrationskosten. Die Bodes hoffen jetzt inständig, dass keine zweite Welle kommt. Denn diese könnte das Aus für den Filmpalast bedeuten.

Das Ehepaar wünscht sich, dass Sicherheit und Wirtschaftlichkeit bald wieder im Einklang stehen. Ein wichtiger Schritt wäre dafür, den Abstand von zwei auf nur einen Sitz zwischen den Gästen zu verringern, denn dann wäre eine höhere Auslastung der Säle wieder möglich. Es gehe für Kinos nicht nur darum, jetzt Umsätze zu generieren, sondern auch wirtschaftlich gesund in das nächste Jahr zu starten, betont Jürgen Bode. „Wir müssten uns jetzt schon Polster für die EM anlegen, die nächstes Jahr stattfindet“, sagt er. Da nämlich gehen die Leute erfahrungsgemäß viel seltener ins Kino. Mit geringer Auslastung und erhöhten Kosten sei das jedoch schwierig.

Aber die Bodes bleiben positiv. Sie setzen große Hoffnung in den neuen James Bond-Film „Keine Zeit zu sterben“, der wegen der Coronakrise vom 2. April auf 12. November verschoben werden musste. Außerdem freuen sie sich auf die Familienfilme „Jim Knopf“, „Drachenreiter“ und „Jakari“. „Die Besucher haben einfach wieder Lust zu lachen“, weiß Barbara Bode. Das können sie zum Beispiel im neuen Film „Gott, du kannst ein Arsch sein!“ mit Til Schweiger.

Ein Problem sei jedoch, dass die internationalen Verleiher eine weltweite Auswertung für ihre Filme machen wollen und deswegen langersehnte Blockbuster nicht rausgeben.

Aber auch da sind sie optimistisch: „Dann finden vielleicht auch europäische Filme einen Platz im Programm, die sonst nicht gelaufen wären“, hofft Barbara Bode.

In dieser Zeit gilt es, flexibel zu sein, und das sind die Kinobetreiber. „Man kann ja nicht den Kopf in den Sand stecken“, sagt Jürgen Bode – schließlich geht es um die Existenz des Salzwedeler Kinos.