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Kirchenpersonalie Der Hirte verlässt seine Schafe

Die Lorenzkirche in Salzwedel hat Abschied von Pfarrer Andreas Müller genommen. Mit 69 Jahren hat er eine bewegte Geschichte hinter sich.

Von Antonius Wollmann 23.04.2018, 03:00

Salzwedel l Wie oft es wohl vorkommt, dass ein katholisches Leben so eng mit der Kirche der Heimatstadt verbunden ist wie bei Pfarrer Andreas Müller? Getauft wurde er in der Lorenzkirche, erhielt dort die Erstkommunion. 15 Jahre betreute er die Gemeinde als Pfarrer. Am Sonntag wurde er offiziell mit einer Messe aus dem Dienst entlassen.

Bezeichnenderweise am Tag des Hirten, wie Pfarrer Andreas Lorenz, der ab sofort St. Laurentius betreut, in seiner Abschiedspredigt feststellte. „Der Hirte verlässt sozusagen seine Schafe. Und leider werden es insgesamt immer weniger Hirten“, spielte er darauf an, dass in der katholischen Kirche der Priesternachwuchs fehlt. Die westliche Altmark ist davon nicht ausgenommen, ist Andreas Lorenz doch eigentlich schon für die Pfarrei St. Hildegard in Gardelegen zuständig.

Für Andreas Müller endete ein Berufsleben, das den 69-Jährigen durch viele Stationen geführt hatte. Salzwedel, seine Geburtsstadt, war dabei nur das letzte Kapitel der Geschichte. Den größten Teil seiner Priesterlaufbahn hatte er in Mitteldeutschland verbracht.

Beginnend mit dem Studium der Theologie in Erfurt, arbeitete er zunächst im benachbarten Jena. Nach der Priesterweihe im Jahre 1975 in Magdeburg begann er als Vikar in Blankenburg. Es folgten Stationen in Elsterwerda und Wittenberg. Viele Jahre verbrachte er im Dekanat Halle. Mehrere Gemeinden betreute er in der Stadt an der Saale.

Doch dann ging es noch einmal dahin zurück, wo alles begonnen hatte, in die altmärkische Heimat. „Das hat der jetzige Bischof Gerhard Feige angeleiert“, erinnerte sich der Geistliche an den Wechsel. Den Ruf nahm er gerne an. „Ich hatte damals das Gefühl, dass ich hier viel bewirken kann. Ich hoffe, dass mir das auch gelungen ist“, blickte Andreas Müller zurück. Mit Menschen zu arbeiten, habe ihm dabei am meisten Spaß gemacht.

Doch nicht nur beruflich wurde er in seiner Geburtsstadt schnell wieder heimisch. Vor allem musikalisch konnte er sich hier noch einmal ausleben. Große Freude bereitete es ihm, mit Kirchenmusikdirektor Matthias Böhlert zu singen. Ohnehin pflegte er einen guten Kontakt zu den evangelischen Gemeinden Salzwedels. Was sicherlich auch an der räumlichen Nähe lag, schließlich liegen die Büros von St. Laurentius und St. Marien quasi in Sichtweite voneinander. „Wir haben stets eine gute Nachbarschaft gepflegt“, sagte Andreas Müller lächelnd. Andreas Lorenz betonte in seiner Predigt, dass die Ökumene, also der Austausch mit der evangelischen Kirche, für Pfarrer Müller stets einen hohen Stellenwert gehabt hatte.

Für Andreas Müller endet nun insgesamt die Zeit in Salzwedel. Gesundheitlich etwas angeschlagen, wird er im Mai nach Naumburg zu seinem Bruder ziehen.