Kooperation Rufbus digital

Altmarkkreis Salzwedel und das Zentrum für Luft- und Raumfahrt Braunschweig suchen neue Wege für den Öffentlichen Personennahverkehr.

Von Antje Mewes 01.06.2018, 03:00

Salzwedel l Den Rufbus per App auf dem Smartphone bestellen und den Standort des Fahrzeuges orten, das in der Nähe zur Verfügung steht? Das könnte im Altmarkkreis bald Realität werden. Mitarbeiter des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt Braunschweig streben ein Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit dem Landkreis dazu an. Sie arbeiten an „anwendungsorientierter Verkehrssystemtechnik im bodengebundenen Verkehr“.

Ihr Forschungsthema ist die Mobilität der Zukunft und dabei eine bessere Nutzung der Digitalisierung, erklärt Dr. Bärbel Jäger vom Institut für Verkehrssystemtechnik. Und da alle Theorie bekanntlich grau ist, sind Praxispartner willkommen. Weil der Altmarkkreis bereits über ein nachfrageorientiertes System im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) verfügt, seien die Forscher an einer Zusammenarbeit sehr interessiert, sagte Gruppenleiter Jan Daniel Grippenkoven und sprach von einem „Reallabor mit hoher Strahlkraft.“ Er könnte sich sogar vorstellen, dass der Altmarkkreis eine Modellregion für Deutschland und gar in ganz Europa wird.

Das Rufbussystem des Altmarkkreises hat schon öfter überregional für Interesse gesorgt. Die Wissenschaftler aus Braunschweig waren ebenfalls beeindruckt und stellten dem Geschäftführer der Personenverkehrgesellschaft (PVGS), Ronald Lehnecke, und seinen Mitarbeitern viele Fragen zur praktischen Umsetzung. Seit einigen Jahren hat sich Nutzerzahl bei rund 82  000 Fahrgästen im Jahr eingepegelt. „Ein Zeichen, dass es gut angenommen wird“, sagte Lehnecke. Es stelle sich die Frage, wie weit es mit den vorhandenen Ressourcen an Fahrzeugen, Personal und finanziellen Mitteln noch ausgeweitet werden kann. Denn fest stehe, dass es im ländlichen Raum ständig Veränderungen gebe, an die sich der ÖPNV anpassen müsse, betonte Landrat Michael Ziche und nannte als Beispiel das Schließen von Läden und anderen Einrichtungen, sowie die schwierige Situation mit der Hausärzteversorgung in den ländlichen Gemeinden.

Für das Forscherteam seien die nächsten Schritte, ein tragfähiges Projekt zu entwickeln und auf dessen Grundlage Fördergeld zu beantragen, erklärte Bärbel Jäger. Es gehe darum, „wie mit Algorithmik technische Lösungen erreicht und schnell in die Praxis umgesetzt werden können.“ Bestandteil der Forschung sind auch automatisierte Prozesse, doch bis zum autonomen Fahren sei es noch ein langer Weg. Den Kontakt zu dem Institut hatte der Chef des Zweckverbandes Breitband Altmark, Andreas Kluge, hergestellt, der ebenfalls an dem Projekt zur Mobilität im ländlichen Raum mitarbeitet.