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Kultur Salzwedel - Venedig des Nordens

Der Literatur-Nachwuchs Sachsen-Anhalts hat sich auf dem Hasenberg im Arendseer Wald zur Schreibwerkstatt getroffen.

Von Astrid Mathis 02.07.2019, 10:46

Arendsee l Im Kinder- und Jugenderholungszentrum in Arendsee (KieZ) kommen Autoren auf die besten Ideen. Einmal mehr stellte das kürzlich der Vorsitzende des Friedrich-Bödecker-Kreises Torsten Olle fest, der eingeladen hatte. Er Olle weiß, warum. „Die erste Schreibwerkstatt hatten wir in Schrampe.

Danach folgten Harzgerode, Güntersberge und Calberwisch“, sagte der Vereinschef, „aber unsere Heimat haben wir in Arendsee gefunden.“ Das erkläre sich nicht nur mit der Ruhe der Natur und der entspannten Atmosphäre, auch dass es einen „Jungs- und einen Mädchenbungalow“ gibt und nach getaner Arbeit gemütlich gegrillt werden kann, sind Pluspunkte.

Die zwölf Angereisten kamen aus Halle, Aken, Magdeburg, Wolfenbüttel, Leipzig, Goldbeck und Osterburg und waren schon sehr gespannt auf den diesjährigen obersten Scharfrichter, sprich: Kritiker ihrer Texte. Christian Kreis ließ bei seinem erfundenen Tagebuch, das Abenteuer in Salzwedel beschreibt, keinen Zweifel daran, dass er für eine spitze Feder steht. „Salzwedel – das Venedig des Nordens. Baumkuchen, Tiegelbraten. Keine Ablenkungen. Ich könnte es nicht besser haben“, gab er kurz Einblick.

Dann waren die Teilnehmer selbst an der Reihe. Ursula Günther, 2015 in Arendsee zum ersten Mal dabei, ließ einen Brautvater aus Versehen statt einer Hochzeitsansprache eine Trauerrede halten. Angelika Brünecke führte mit innerer Distanz zu den Feldern, zu Kindheitserinnerungen, in das Landleben. Isabel Kobus aus Braunschweig erzählte sehr humorvoll von der Beziehung eines Mannes zu seiner Plastikfreundin. Im Gegensatz dazu nahm Herbert Beesten seine Zuhörer mit in die Geschichte des Bauhauses Dessau. Alles Arbeitstexte, für die es konstruktive Kritik gab. Das Wiedersehen mit Bekannten und Lesetipps gehören natürlich zum schönen Nebeneffekt, betonte die Gruppe.

Während Holm Meyer aus Magdeburg und Thilo Schwichtenberg aus Aken als Werkstatt-Teilnehmer schon „alte Hasen“ sind, machte der Hallenser Tobias Wagner (40) erst zum zweiten Mal mit. Im Vorjahr hatte ihn seine Freundin heimlich angemeldet, um ihm einen Schubs in Richtung Dichterkreis zu geben. „Der Bödecker-Kreis hat mir unglaublich geholfen“, zieht der junge Autor Bilanz.

Gute Kontakte und eine Einladung zur Leipziger Buchmesse haben seinen Erfahrungsschatz bereichert. Sein Jugendroman über zwei Jungs, die sturmfrei haben und einen Film drehen wollen, befindet sich inzwischen in Überarbeitung. Beruflich beschäftigt Wagner sich übrigens mit Urheberrechtverletzungen literarischer Werke. Für die Veröffentlichung seines ersten Romans ist er also bestens gewappnet.

Wie ideenreich die zwölf Teilnehmer auf den ersten Satz von Christian Kreis‘ Schreibaufgabe reagierten, wird vielleicht auch eines Tages in einem Buch zu lesen sein. „Ich höre einen Waschbär schnaufen…“, gab jedenfalls Anlass zu interessanten Geschichten in Arendsee.