1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Der Puls geht anders im Norden

EIL

Lappland Der Puls geht anders im Norden

"Kalter Schwede!": Diesen Titel hat Tomte Parker, Internist am Salzwedeler Klinikum, seinem zweiten Buch gegeben.

Von Anke Pelczarski 12.12.2018, 05:00

Salzwedel/Clenze l „Wir haben die Region während eines Fahrradurlaubs entdeckt. Sie gefiel uns so gut, dass wir gern wiederkommen wollten - für eine längere Zeit“, erinnert sich Tomte Parker. Seinen Künstlernamen hat Dr. Klaus Wiechmann, der im Salzwedeler Altmark-Klinikum als Internist arbeitet, mit Bedacht ausgewählt.

„Tomte“ sei der Name eines guten Geistes, der in den nordischen Ländern auf Haus und Hof aufpasse, erzählt der 51-Jährige. „Den Namen fand ich schön“, sagt er. Und Parker deshalb, weil er dieses Kleidungsstück in seiner Jugend gern getragen habe, fügt er lächelnd hinzu.

Doch zurück zum „kalten Schweden“. Drei Jahre habe die Vorbereitungszeit gedauert, bis das Abenteuer eines zwölfmonatigen Aufenthaltes in Lappland beginnen konnte, erzählt Tomte Parker. Seine Frau Anke, eine selbstständige Rechtsanwältin, musste die Abwesenheit auf Zeit beruflich genauso planen wie der Mediziner („Mit meinem Arbeitgeber fand ich einen Konsenz, in Intervallen zu arbeiten“, erinnert er sich). Und da war auch noch der heranwachsende Sohn, dessen Meinung ebenfalls für den Familienausflug wichtig war. „Das war in der Pubertät nicht ganz so einfach, es ging hin und her. Er hat sich zum Mitfahren entschieden und in der ersten Woche den Frieden mit der neuen Umgebung gemacht. Für unseren Sohn war es eine wertvolle Erfahrung“, urteilt der Vater.

Es sei schon eine Herausforderung, für ein Jahr das Leben auf Zeit etwa 2300 Kilometer entfernt in ein rotes Schwedenhäuschen zu verlegen. „Genau diesem Abenteuer wollten wir uns stellen. Denn wir lieben die Natur. Diese hat uns in Kiruna im Norden Schwedens schon während einer Radtour begeistert“, schildert Tomte Parker.

Mit viel Glück – im Buch mit Liebe zum Detail beschrieben – fand die Familie ihre Unterkunft für das besondere Jahr, etwa 15 Kilometer von Kiruna entfernt. Im Winter würden dort ganze zehn Leute leben. „Es ist sehr einsam. Wir konnten weit durch die Fläche laufen und sind niemandem begegnet“, blickt der 51-Jährige zurück. Die Familie genoss ab dem ersten Tag die naturbelassene Umgebung. „Der Puls geht anders, wenn man in der Einsamkeit unterwegs ist. Meine Kollegen bestätigten mir, als ich wieder zu einem Arbeitsblock in Salzwedel war, dass ich noch nie so entspannt ausgesehen habe“, schildert Tomte Parker den positiven Einfluss des Nordens.

Und so erzählt er in seinem 244 Seiten dicken Zweitlingswerk, an dem er fast zwei Jahre gearbeitet hat, über die Begegnung mit Einheimischen und den Winter. „Im September haben wir den ersten Schneefall gehabt. Im Oktober fing der Winter an“, erinnert sich der in Clenze lebende Autor. Die Familie habe Temperaturen bis minus 40 Grad Celsius erlebt. „Bis minus 10 Grad kann man sich wohlfühlen. Ab 15 Grad minus muss man sich dicker einpacken. Und auch bei 20 Grad minus sind noch Skitouren möglich, wenn man sich darauf einstellt“, sagt Tomte Parker. Ab und zu sei die Diskussion entbrannt, wer näher am Ofen schlafen dürfe, fügt er lächelnd hinzu. Solch weißen Schnee, der die Gegend regelrecht verzaubere, gebe es in Deutschland kaum. „Und er deckt auch die Unordnung ab, die bei manchem Schweden auf den Grundstücken zu beobachten ist“, merkt Tomte Parker an.

Ein besonderes Erlebnis sei das Schneemobil-Fahren gewesen. Dafür musste ein Führerschein gemacht werden. „Ab 16 Jahre darf gefahren werden. Sehr zur Freude unseres Sohnes, der das richtig genossen hat“, sagt er.

Auch die Nordlichter – zwei- bis viermal pro Woche waren sie zu beobachten – hätten sehr beeindruckt. „Meine Frau hat ganz viele Fotos gemacht. Einige davon sind auch im Buch zu sehen“, erzählt Tomte Parker. Schlittenfahrten und Begegnungen mit Rentieren gehörten ebenso zu den Wintererlebnissen wie der Besuch des Eishotels in Kiruna, das jedes Jahr neu entsteht. Der Autor lässt den Leser teilhaben an den Besonderheiten des Jahres im Norden. In einem Erzählstil, der zum Dranbleiben einlädt und Lust auf mehr macht.

Diese wird bestimmt bald gestillt. Schließlich gab es auch noch einige Erlebnisse in den Sommermonaten...

„Kalter Schwede!“ ist im Buchhandel (ISBN 978-3-00-061235-0) oder direkt beim Autor (tomteparker@t-online.de) erhältlich. Es kostet 13 Euro.