Mehrgenerationenhaus Vier Jahre Sicherheit
Der Erhalt des Salzwedeler Mehrgenerationenhauses ist bis 2020 gesichert. Wie es danach weitergeht, ist unklar.
Salzwedel l Es ist noch gar nicht lange her, da ging es für Mehrgenerationenhaus (MGH) und Jugendtreff ums Überleben. Nur mit zusätzlichen Zuschüssen von 26 000 Euro durch Stadt und Altmarkkreis konnte der Träger, die Awo Sozialdienst Altmark GmbH, das Gebäude 2015 bis zum Jahresende weiterführen.
Inzwischen bewegt sich das MGH in ruhigerem Fahrwasser. Und mit der Neuauflage des Bundesprogramms Mehrgenerationenhaus für die Jahre 2017 bis 2020 gibt es eine finanzielle Perspektive. Die Zeichen, dass das Geld fließt, stehen günstig: Bei einer Interessenbekundung habe die Awo den Zuschlag erhalten und dürfe sich nun bis 31. Oktober um Fördergeld des Bundes bewerben, sagte Awo-Geschäftsführerin Andrea Schmieder gestern. Stadt und Altmarkkreis hätten bereits die Fortzahlung ihrer verpflichtenden Zuschüsse von jeweils 5000 Euro jährlich für den Zeitraum 2017 bis 2020 zugesagt. Der Stadtrat will am kommenden Mittwoch einen entsprechenden Beschluss fassen.
Für den Fall eines positiven Bescheides vom Bund – davon ist auszugehen, sieht die Awo-Geschäftsführerin dann auch eine erhöhte Planungssicherheit: „Vor allem mit Blick auf das Personal wäre das eine Verbesserung“, sagt Schmieder. Es fördere die Motivation der Mitarbeiter eben nicht gerade, wenn der Arbeitgeber wie zuletzt bedingt durch die kurze Laufzeit des Bundesprogramms immer nur Verträge über ein Jahr anbieten könne.
„Eine Unsicherheit bleibt aber das Gebäude“, sagt Schmieder. Tatsächlich ist der zu DDR-Zeiten errichtete MGH-Block marode. Hohe Betriebskosten für die unisolierten Räume mit veraltetem Heizungsystem hatten im vergangenen Jahr erst dazu geführt, dass die Awo zusätzliches Geld von Stadt und Altmarkkreis für den Betrieb benötigte.
Inzwischen hat sich die Einrichtung auf eine Gebäudehälfte des Wohnblocks zurückgezogen. Die Stadt baute zudem Thermostate an den Heizkörpern im noch genutzten Gebäudeteil ein.
Langfristig dürfte auch das aber keine abschließende Lösung sein. Laut Andrea Schmieder plant der Bund die Förderung für Mehrgenerationenhäuser nach 2020 an die Kommunen abzugeben. Diese müssten in einem solchen Fall entscheiden, ob sie sich die Häuser noch leisten können und wollen.
In Salzwedel war zuletzt eine Übernahme des in städtischer Hand befindlichen Blocks an der Sonnenstraße durch die Tochter Wohnungsbaugesellschaft in der Diskussion. Die Wobau sollte das Gebäude anschließend sanieren oder neu bauen. Auf die Frage von Christa Rietzschel (CDU) im jüngsten Sozialausschuss: „Will die Wobau nun noch bauen?“, sagte Bürgermeisterin Sabine Blümel: „Die Frage ist eher, kann sie bauen.“ Langfristig erscheint die Zukunft des MGH also trotz der Verlängerung des Bundesprogramms ungewiss.
Das Mehrgenerationenhaus an der Sonnenstraße 2 beherbergt mit seinen sechs Mitarbeitern sowie weiteren geringfügig Beschäftigten ein breites Spektrum von Angeboten.
Vorgehalten werden neben einem Mittagstisch auch ein Begegnungscafé und der Jugendtreff. Ansässig sind darüber hinaus ein Jugendweiheverein, ein Kleiderstübchen sowie die gesonderte Beratung und Betreuung für Flüchtlinge. Der Jugendmigrationsdienst (JMD) bietet zudem Sprach-, Bewerbungs- und PC-Kurse für Zuwanderer an.
Das MGH unterhält Kooperationen zu verschiedensten Partnern im Stadtgebiet Salzwedels, darunter zur Musikschule mit dem Projekt „Music is everywhere“ sowie zur Skatergruppe Goodfoot und zum Kickerverein.
Am Freitag, 30. September, findet im MGH der Tag der Begegnung statt. Von 14 bis 17 Uhr sind dabei Aktionen mit den Kooperationspartnern geplant.